Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Herr.“
„Glückwunsch. Wer ist denn die Auserkorene? Eine vom Gesinde?“
„Ja, Herr. Ihr Name ist Regina. Sie ist einfach zauberhaft.“
„In der Vergangenheit hattest du nicht viel Glück mit den Frauen. Ich hoffe für dich, dass es diesmal anders wird.“
„Darauf könnt Ihr wetten, Herr. Regina und ich – wir würden füreinander durchs Feuer gehen.“
„Fein. Und wann wird geheiratet?“
„Wie?“ Dietrich sah den Dorfherrn an wie eine Erscheinung.
„Wann ihr heiraten wollt, möchte ich wissen. Nichts anderes hast du mich doch eben auch gefragt.“
„Von mir aus noch heute. Aber was kann ich ihr denn schon bieten? Ich bin nur ein einfacher Bediensteter.“
„Nun ja, der Hochadel wird dir wohl verwehrt bleiben. Aber du bist ein wohlgestalteter Mann. Deine Regina wird schwerlich einen besseren finden.“
„Und wenn ihr eines Tages jemand begegnet, der ihr etwas bieten kann? Wenn ihr so ein reicher Pfeffersack den Hof macht? Was dann?“
Mathäus brachte seinen Gaul zum Stehen und sah Dietrich tadelnd an. „Mein guter Dietrich“, hub er an, „offenbar hast du ein Problem mit dir selbst.“
„Wie?“
„Du bist Dietrich, ein feiner Kerl. Du bist kein reicher Patrizier, kein Kaufmann und kein König. Aber du bist Dietrich. Eine Frau, die dich verschmäht, nur weil du ein Burgdiener bist, hat dich wahrlich nicht verdient.“
Er ließ Julius weitertraben. Dietrich verharrte ein paar Augenblicke auf seinem Pferd, bevor er aufschloss.
„Danke, Herr.“
„Es gibt nichts, wofür du mir danken müsstest.“
„Ihr macht mir Mut.“
„Der Mut ist in dir, Junge.“
„Mag sein.“
Der Ton in Dietrichs Stimme ließ Mathäus aufhorchen. „Du heckst etwas aus, nicht wahr?“
„Kann man denn nichts vor Euch verbergen?“
„Heraus damit.“
Dietrich druckste herum. „Es geht um den Wettbewerb“, erklärte er schließlich.
„Um welchen Wettbewerb?“
„Das Bogenschießen während des anstehenden Erntefestes. Herr Paulus hat demjenigen zwanzig Silbergulden versprochen, der ihn im Wettkampf besiegt.“
„Herrje! Paulus ist der beste Bogenschütze unter Gottes weitem Himmel. Er könnte dem Sieger ebenso gut tausend Silbergulden versprechen.“
„Aber wenn ich fleißig übe ...“
„Du könntest dem Burgvogt vorschlagen, ein Wettreiten zu veranstalten. Dann wärest du der sichere Sieger. Aber so dumm wird Paulus nicht sein, sich darauf einzulassen.“
„Herr! Zwanzig Silbergulden! Ich würde meine Regina mit goldenem Schmuck behängen ...“
„Dietrich! Offenbar hast du mir eben nicht zugehört ...“
„Pssst.“ Der Diener presste einen Finger auf seinen Mund und starrte in eine der Baumkronen. Sie zügelten ihre Pferde.
„Was ist?“, flüsterte Mathäus und folgte blinzelnd Dietrichs Blick.
„Da oben. Auf dem Ast. Ein Eichhörnchen.“
„Na und?“
Dietrich griff nach seinem Bogen, der am Sattelknauf baumelte. Bedachtsam zupfte er einen Pfeil aus seinem Köcher und spannte ihn auf die Sehne. Ohne zu atmen verfolgte Mathäus jede Bewegung seines Dieners. Dietrich visierte nun sein Ziel an. Er ließ sich Zeit. Das Eichhörnchen knabberte munter an einer Haselnuss. Dann schwirrte der Pfeil durch die Luft.
Im Wipfel des Baumes knackten Zweige. Blätter flatterten durch die Luft.
Dietrich blinzelte nach oben. „Wo ist es? Habe ich es getroffen?“
„Das ging ziemlich weit daneben“, seufzte der Dorfherr. Im nächsten Moment fiel ein braunes Etwas aus dem Geäst und landete vor den Hufen ihrer Pferde, die nervös zurücktänzelten.
„Aber ... das ist ja ein Uhu“, stammelte Dietrich und wischte ein paar Federn beiseite, die vor seiner Nase schwebten.
Mathäus seufzte abermals. „Und du willst den Burgvogt beim Bogenschießen besiegen, wie?“
Ganz und gar ungräflich lehnte Wilhelm der Fünfte, Graf von Jülich, am Gatter und beobachtete die Pferde auf der Wiese. Der einfache braune Umhang, den er trug, ließ ihn eher wie einen Reiterführer erscheinen. Obschon er beinahe fünfzig Jahre alt sein musste, war ihm eine fast jugendliche Vitalität geblieben.
Mathäus nickte dem gräflichen Diener, der ihn hierher geführt hatte, dankend zu. Der verbeugte und entfernte sich.
Der Markgraf hörte die sich nähernden Schritte des Ankömmlings, doch sein Blick blieb weiter auf die Pferde gerichtet. „Sind das nicht herrliche Tiere, Mathäus?“, fragte er schwärmerisch.
„Ja, Durchlaucht.“
„Siehst du den schwarzen Araber dort hinten? Ein Geschenk meines Bruders, des Erzbischofs. Mit einem solchen
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