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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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auf ihre Hosenbeine einschlug, während sie sich im Raum umschaute. Sie entdeckte die Flasche auf meinem Schreibtisch, ging dann weiter und ließ, wie vorherzusehen gewesen war, den Blick auf Anna und den Papieren ruhen. »Ihre Tochter hat Ihnen geholfen. Wie lautet genau der Sicherheitscode für Ihre Tochter?«
    Sie wirkte etwas lächerlich. Sie hatte das letzte Mal etwas lächerlich gewirkt – anfangs.
    »Sie haben von einer Routineangelegenheit gesprochen, Sergeant Milhaus.« Beim Aussprechen dieses Namens wurde mir übel. Ich war so wütend und hatte soviel Angst um Anna, daß ich kaum Luft bekam. Alles war möglich. Bei Sergeant Milhaus war alles möglich.
    »Sicherheit, Dr. Ryder. Ihre Tochter, Ihre Papiere, Ihr Büro. Die Ministerin hat den Eindruck, als ob…«
    »Sind Sie die Person, die meine Katze getötet hat?« Anna hatte die Augen weit geöffnet, und ihre Fingerknöchel auf der Lehne meines Stuhls waren weiß. »Sind Sie’s? Sind Sie’s?«
    Sergeant Milhaus ließ sich nicht zur Eile drängen. »Du bist Anna. Wir sind uns noch nicht begegnet. Ich bin Sergeant Milhaus.«
    »Wir sind uns begegnet. Sie haben eine dunkle Brille getragen und mir eine Wanze auf die Stirn geklebt. Haben Sie meine Katze getötet?«
    »Katzen sterben, Anna. Wenn nicht heute, dann morgen. Katzen und andere Tiere. Wenn nicht morgen, dann heute.«
    »Sie sind abscheulich.«
    »Ich bin im Dienst. Nun, wie ich gerade sagen wollte…« Sie schritt an Gusso vorbei zum Drucker und hob einen Ordner mit dem Ende ihres Stöckchens an. »Ihre Sicherheitsvorkehrungen, Dr. Ryder. Die Ministerin hat das Gefühl, sie könnten etwas besser sein. Die Arbeit hier ist von nationaler Bedeutung. Die Ministerin wünscht ihre Verbreitung nicht.«
    »Meine Sicherheitsvorkehrungen sind ausgezeichnet.« Wenn Anna zurückschlagen konnte, so konnte ich es auch. »Aber Sie sind nicht deswegen hier. Das ist nur eine Ausrede. Professor Polder ist mein Zeuge. Sie sind hier, um mich zu bedrohen und einzuschüchtern.«
    Sie ließ sich auf keine Diskussion ein. War unerschütterlich. »Dies ist das Zeitalter biotechnischer Überwachungsmethoden – Mikrofone, Kameras von der Größe eines Insektenauges. Sie sollten diesen Raum säubern lassen.«
    Gusso trat vor. »Darf ich Ihre Kennkarte sehen, Sergeant? Oder ist die auch biotechnisch gefertigt und insektengroß? Und Ihre Dienstnummer? Fairerweise will ich Ihnen sagen, daß ich die Absicht habe, bei Ihren Vorgesetzten Beschwerde einzureichen.«
    Ich fühlte mich besser. Er war so sarkastisch und formal. Sergeant Milhaus gab ihm ihre Karte, wartete, während er sich Notizen auf einem Zettel von meinem Schreibtisch machte, und nahm die Karte dann wieder entgegen.
    »Kameras von der Größe eines Insektenauges. Auch Mikrofone. Alle Büros sollten gesäubert werden.«
    Zwischen den Fenstern hing ein Bild in einem verchromten Rahmen, ein breites, stilisiertes Schwarzweißfoto der Mitternachtssonne hinter Tannen. Sergeant Milhaus hob es mit dem Ende ihres Stöckchens von der Wand weg und spähte dahinter. Sie hob es immer weiter von der Wand weg, bis sich der Aufhänger löste und das Bild auf den niedrigen Schiefertisch darunter fiel. Das Glas zersplitterte klirrend an der Kante des Tischs zu langen Dolchen, und diese Dolche zersplitterten erneut, als sie auf die Fliesen fielen. Die Wand, woran das Bild gehangen hatte, war sauber und sehr glatt. Nicht einmal eine Kamera so groß wie ein Insektenauge.
    Sergeant Milhaus blieb gelassen. Sah gar nicht richtig hin. Sie war hier, um Sachen zu zerbrechen. Um mich zu zerbrechen.
    »Kameras befinden sich oft hinter Bildern.« Sie blickte aus dem Fenster, auf den stillen Steingarten. »Richtmikrofone können von der Oberfläche des Glases jedes hier drin gesprochene Wort auffangen. Die Ministerin ist besorgt.«
    Brüsk schritt sie zur offenen Tür, hielt auf der Schwelle inne und wandte sich um. Ich erwartete, sie würde mir sagen, wohin ich die Rechnung für das zerbrochene Glas schicken sollte.
    »Ich bin eine Dienerin des Staats, Dr. Ryder. Wie Sie. Wir tun, was wir können, nicht wahr?«
    Bisher hatte ich sie heute noch nicht wegen meines Namens korrigiert, und ich tat’s jetzt auch nicht. Ich wartete, daß sie ginge. Während sie sich die Polizeimütze wieder aufsetzte, ging sie. Sie lungerte nicht herum. Sie war gut im Abgehen, gut bei allem, was sie tat.
    Anna neben mir weinte. Gusso ließ sich auf einen Stuhl nieder.
    »Sie sind in Schwierigkeiten, Boss«, sagte er.

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