MERS
ist wohl erledigt. Seitdem ich vom Institut aus mit Ihnen gesprochen habe, haben wir entdeckt, daß…«
»Die Ministerin war ebenfalls besorgt über den großen Umfang von Datenaustausch kürzlich zwischen dem Computer Ihres Gatten und einer gewissen deutschen Wissenschaftszeitschrift.«
Das kam wie aus heiterem Himmel und ließ mich auf der Stelle innehalten. »Was?«
Er hob blasiert die Hände und beruhigte mich. »Der Ministerin und mir ist klar, Dr. Kahn-Ryder, daß Mr. Kahn Journalist ist. Er hat jedes Recht, mit jeder Zeitschrift einen Austausch zu pflegen, mit der er möchte. Aber…«
In einigen Dreckhaufen wühlt man am besten nicht zu heftig herum. »Sie hören wohl besser dem zu, was ich Ihnen zu sagen habe, Dr. Marton. Die Dinge liegen inzwischen anders. Diese ganze Diskussion um Veröffentlichung – uns bleibt keine andere Wahl mehr.«
»Sie meinen damit das Unikhem-Leck?« Er verschränkte die Arme. Er war unerträglich. »Das ist wirkliche eine Lappalie. Etwas Bedeutendes haben sie noch längst nicht.«
Ich verlor die Beherrschung. Die Spiele, die er spielte, die Überraschungen, die er aus dem Ärmel zog, seine Freude über meine Demütigung. Ich sprang auf.
»Behandeln Sie alle Abteilungsleiter so? Wenn Sie von dem Leck wußten, warum, zum Teufel, haben Sie…«
Er wollte mich am Arm fassen. »Tut mir leid, Dr. Kahn-Ryder. Tut mir wirklich leid.«
Ich schüttelte ihn ab. Beim letzten Mal, als mich der Mistkerl berührte, hatte er mir eine Wanze aufgepflanzt.
»Wenn Sie unschuldig sind«, fuhr er fort, »haben sie allen Grund, wütend zu sein. Aber Sie müssen sehen, in welche Schwierigkeiten uns das bringt.«
»Unschuldig?« Erneute brachte er mich soweit, auf der Stelle innezuhalten. »Sie haben also wirklich geglaubt, ich sei dazu imstande, meine Forschungsergebnisse zu verkaufen, und zwar an…?«
»Ich wiederhole, Dr. Kahn-Ryder, Sie müssen verstehen, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Asgeirson ist nicht der einzige mit Freunden in hohen Unikhem-Positionen. Wir haben einen ausgezeichneten Draht dorthin. Was jedoch Ihre Leute betrifft, so…«
»Sie haben Dr. Volkov, nicht wahr? Warum also sollten Sie sie nicht dazu bringen, ihre verdammten Kollegen auszuspionieren, nachdem sie bereits soviel für Sie getan hat?«
»Bitte?«
»Ich habe gesagt…«
»Ich weiß, was Sie gesagt haben.« Er stand von der Schreibtischkante auf. Seine Verbindlichkeit war wie weggeblasen. Er war ebenso wütend wie ich. »Sie meinen, daß die russische Frau auf irgendeine Weise mit diesem Büro in Verbindung steht. Sie meinen, daß…«
»Um Gottes willen, Marton, Dr. Volkov hat Ihnen wenigstens das letzte Jahr über unsere Arbeit übergeben. Sie hat es mir heute morgen gestanden. Sie hat sich die Aufzeichnungen ausgeliehen, sie weitergeschickt ans…«
»Das weise ich zurück.« Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Das weise ich kategorisch zurück. Fragen Sie die Ministerin. Fragen Sie jeden in der Abteilung.« Er ging zur Tür und öffnete sie ruckartig. »Die Sekretärin der Ministerin würde es wissen. Fragen Sie sie!« Er rief durch die offene Tür: »Branka – kommen Sie eine Minute herein!«
Ich starrte ihn an. Sein Leugnen wirkte entsetzlich überzeugend. Warum sollte er sich soviel Mühe geben, wenn es nicht wahr wäre – die Methode, einen Informanten zu benutzen, mochte nicht völlig ethisch sein, aber die Ministerin hatte ein Anrecht darauf, über die Fortschritte in ihren eigenen Abteilungen auf dem laufenden gehalten zu werden.
Branka Golbchek erschien auf der Türschwelle. Ich winkte sie weg. Sie sah ihn prüfend mit einer gehobenen Braue an. Ein Nicken, und dann ging sie.
»Ich glaube Ihnen…« Mein Ärger war verraucht und hinterließ Müdigkeit und Niedergeschlagenheit. »Natya hat mich angelogen. Sie muß gelogen haben. Ich glaube Ihnen.«
Dr. Marton schloß die Tür. »Tut mir leid«, sagte er ruhig. »Ich weiß, wieviel Vertrauen Sie in Dr. Volkov gesetzt haben. In alle Ihre Leute. Es ist sehr schwer, wenn Vertrauen mißbraucht wird. Aber ich verspreche Ihnen, wenn sie sagte, sie habe die Ministerin mit vertraulichen Informationen aus Ihren Aufzeichnungen versorgt, dann hat sie gelogen.«
Er kehrte leisen Schritts über den seidigen grünen Teppich zurück. Wenn er mir sein Mitgefühl anböte, würde ich es nicht wollen. Gerade von ihm nicht.
Mitgefühl? Seitens Dr. Marton? Ich hätte es besser wissen müssen.
Sein ergrauendes Haar war wegen des Ärgers
Weitere Kostenlose Bücher