Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
Vom Netzwerk:
doch gesehen, dass er unter den Ersten war, die dich nach dem Attentat verfolgt haben!«
    Divya senkte den Blick und Jolissa seufzte.
    »Am Tag meiner Hochzeit hat er sich zurück zur Wache gemeldet und wurde uns als persönlicher Schutz zugeteilt. Warkan hält große Stücke auf ihn und war wohl in den letzten Jahren auch …« Sie zögerte. »… ständig in Kontakt mit ihm. Ich glaube, es ging darum, dass Warkan Maita auf den Zahn fühlen wollte. Aber es scheint nicht viel dabei herausgekommen zu sein. Jetzt haben sie einen anderenWächter an die Schule geschickt. Tajan soll die Palastwache neu aufbauen und Warkan gegen weitere Attentate schützen.«
    Divya atmete tief durch. »Dann siehst du nun also täglich Tajan – und ich Roc.«
    Jolissa lächelte matt. »Vielleicht ist das ja ein Zeichen des Schicksals, dass diese Männer uns nicht guttun?«
    Divyas innere Stimme wollte protestieren, aber natürlich hatte Jo recht! Warum hatte sie nur immer wieder sein Gesicht vor Augen, wenn sie sie schloss? Warum erfand sie in Gedanken immer wieder neue Begegnungen mit ihm, in denen sie ihn beschimpfte, ihn um eine Erklärung bat oder ihn im Stockkampf besiegte? Allein schon die Vorstellung, dass sie ihn im Kampf mit einer Waffe in der Hand zu Boden drückte, auf sein Zeichen des Aufgebens wartete, ihn unter sich atmen spürte, mit dem Duft nach frischem Holz in seinen Haaren …
    »Hätte ich den bequemen Weg gewählt, hätten wir zusammen sein können. Ich hätte Tajan aber auf ewig vorlügen müssen, ich sei keine Tassari. Vielleicht hätte er mich tatsächlich geheiratet.«
    Jolissa zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »So nah wart ihr euch? Warum hast du mir das nie erzählt?«
    »Weil du es nicht wissen wolltest. Du hast mich vor Tajan gewarnt und ich dich vor Roc …« Divya lächelte schwach. »Aber mit einer Lüge zu leben, wäre nicht richtig gewesen.«
    Obwohl sie sicher war, richtig gehandelt zu haben, schmeckte dieser Satz schal. Divya wusste, dass sie sich noch oft vorstellen würde, wie es gewesen wäre, wenn sie geschwiegen hätte.Noch in derselben Nacht schlenderte sie an Rocs Arm durch die leeren Straßen, fröhlich plaudernd, als kämen sie von einem späten Fest zurück. Dabei trug Divya die einfache violette Vesséla einer Handwerkersfrau und Roc einen Umhang derselben Kaste. Sie sahen sich an wie ein jung vermähltes Paar, das tatsächlich aus Liebe geheiratet hatte, und hatten keine Augen für den Palast, an dem sie vorbeigingen oder für die Wachen am Tor – bis sie angesprochen wurden.
    »Ein bisschen spät für einen Spaziergang«, bemerkte ein Wachmann mürrisch.
    »Tut uns leid«, erwiderte Roc unterwürfig. »Wir haben die Zeit wirklich vergessen und sind auf dem Weg nach Hause. Gute Nacht, Herr!«
    »Gute Nacht«, grummelte der Mann.
    Divya und Roc schlenderten weiter am Zaun entlang, bis sie zu einer alten Eiche gelangten. Dort lehnte Roc Divya an den Stamm und beugte sich zu ihr hinunter.
    »Ich habe das Band am Balkon gesehen. Es muss also heute Nacht geschehen!«, flüsterte Divya aufgeregt.
    Roc versteckte seinen Kopf in ihren Haaren, sodass sein »Gut!« nur undeutlich zu verstehen war.
    »Vorsicht! Wenn du versuchst mich zu küssen, dann wirst du dir gleich wünschen, es nicht getan zu haben!«
    Er lachte leise. »Keine Sorge, ich will bestimmt keine Frau küssen, die Messer in ihrer Vesséla versteckt hält!«
    »Nicht, weil du an Jolissa denkst?«, fragte Divya spitz.
    Roc hob den Kopf so weit, dass er ihr genau in die Augen sehen konnte. »Es gibt kaum einen Moment, in dem ich nicht an sie denke.«
    Divya war erstaunt über die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme.
    Kurz darauf begann der Wachwechsel, genau wie Roc vorausgesagt hatte. Das Klappern der Lanzen und die festen Stiefelschritte auf dem Kopfsteinpflaster gaben Divya und Roc das Signal, auf das sie gewartet hatten. Hinter der Eiche trat ein junges Paar hervor, das genauso gekleidet war wie sie, und nahm ihre Position ein, küssend an den Stamm gelehnt. Währenddessen kletterten Roc und Divya in die Äste der Eiche, folgten ihrem dicksten Ast über den Zaun hinweg und ließen sich ins weiche Gras fallen, wo sie umgehend Deckung hinter ein paar Büschen suchten. Dort konnte Divya endlich ihre hinderlichen Kleidungsstücke fallen lassen und verstecken. Darunter trug Divya ihre kürzere schwarze Kletter-Vesséla, Roc eine dunkle Hose und ein Hemd. Divya schlich allein noch ein Stück weiter, bis zu dem dünnen Band, das

Weitere Kostenlose Bücher