Messertänzerin
solch ein Geheimnis hätte, dann müssten sie in einem Raum versteckt sein, den Warkan vor anderen verschlossen hält«, sagte Roc nachdenklich. »Im Keller des Palastes gibt es eine Kammer, die er ›Laboratorium‹ nennt. Angeblich entwickelt er dort Ideen für Erfindungen. Ideen, die seine Alchemisten danach in ihrem Laboratorium im ersten Stock umsetzen sollen. Ich dachte immer, dieser Ort ist einfach sein Rückzugsort, wenn er allein sein will. Warkan ist schließlich kein Wissenschaftler.«
Jidaho runzelte die Stirn. »Und wie kommen wir dort hinein?«
»Wenn ich das wüsste, wäre ich schon einmal drin gewesen«, gab Roc zurück. »Es gibt keine Fenster und nur einen Schlüssel zur Tür, den Warkan stets in einer Tasche seines Gürtels bei sich trägt. An den käme nicht einmal sein persönlicher Diener heran. Und selbst wenn, der ist nicht bestechlich.«
Divya atmete tief ein. »Dieses Laboratorium sollten wir uns auf jeden Fall einmal ansehen …«
Jidaho nickte. »Unsere Leute werden sich ebenfalls umhören und Roc wird dich unterstützen. Mit Material oder Männern, was immer du brauchst.«
»Mal sehen …«, fuhr Leasar dazwischen. »Ich gebe dir vier Tage, dann solltest du stichhaltigere Beweise in der Hand haben. Bis dahin versorgen wir die Tassari mit Nahrung.«
Jidaho blickte in Divyas Richtung. »Leasar meint es nicht so. Er ist besorgt um die Menschen, deren Leben er riskiert.«
Der ehemalige Wächter reichte ihr die Hand, als wollte er den Pakt besiegeln, und Divya entdeckte zu ihrer Verblüffung ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht, das gar nicht dorthin zu gehören schien.
»Viel Glück. Meistens wirst du auf dich gestellt sein. Wir haben niemanden, der so klettern und springen kann wie du. Und in den Regierungspalast wirst du nicht reinkommen, deshalb ist deine Idee jetzt schon zum Scheitern verurteilt. Tut mir leid. Aber das ist meine Meinung.«
Schlüssel
Diesmal erwartete Jolissa sie in einem der kleineren Becken des Badehauses. Sie saß bereits bis zum Hals in dem duftenden Schaum, der keinen Blick auf ihre nackte Haut zuließ. Divya, die inzwischen beobachtet hatte, wie die anderen Frauen es schafften, auf anständige Weise ins Wasser zu steigen, ließ sich mitsamt ihrem Tuch ins Becken gleiten und winkte einer Dienerin, die ihr das nasse Tuch abnahm. Danach waren sie allein.
»Deine Augen haben ihr altes Funkeln wieder«, bemerkte Jolissa lächelnd, wobei sie selbst immer noch schlecht aussah. »Was ist passiert? Hast du dich mit Maita versöhnt? Hat sie dir einen Stammbaum und ein neues Zuhause verschafft?«
Divya verzog die Mundwinkel. »Wie kann es sein, dass du ständig an Ehemänner denkst, obwohl du wirklich am besten wissen solltest, dass Maita euch alle meistbietend verkauft hat.«
Jolissas Lächeln erstarrte.
»Entschuldige«, fügte Divya hinzu. »Ich wollte dich nicht verärgern, mir tut es nur immer noch in der Seele weh …« Sie berührte leicht Jolissas Wange. Dann berichtete sie alles, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatte, und schloss mit der Bitte, ihr zu helfen. »Auch wenn er dein Ehemann ist … hoffe ich doch sehr, dass du verstehst, wie wichtig es ist, dass jemand ihn bekämpft. Ich brauche deine Hilfe!«
Jolissa malte mit den Fingern Muster in den Schaum.
»Du brauchst mir nicht zu erzählen, was Warkan tut. Ich lebe in seinem Haus, und auch wenn ich ihn selten zu Gesicht bekomme, so höre ich doch genug, wenn er mich seinen Beratern und Freunden vorstellt.« Sie seufzte. »Nie hätte ich gedacht, dass ein Mensch zu so etwas fähig ist.«
»Was hörst du denn genau?«, hakte Divya nach. »Bitte, jede Kleinigkeit kann uns ein Stück weiterbringen!«
Jolissa nahm eine Handvoll Schaum und zerdrückte ihn.
»So vieles. Nicht nur, dass er den Bauern ständig die Abgaben erhöht … Neulich hat ein Schmied sein Pferd falsch beschlagen, sodass es schlecht laufen konnte. Warkan wurde so wütend, dass er einen anderen Schmied zwang, dem Mann die Füße mit Hufeisen zu beschlagen.«
Divya erbleichte.
»Außerdem weiß ich jetzt, warum Warkan das Volk vor dem Wilden Land so warnt und warum er erzählt, dass in anderen Städten die Lichter regieren«, fuhr Jolissa fort. »Seine Leute fangen Händler aus anderen Städten vor den Toren der Stadt ab und nehmen ihnen ihre Waren ab – zu dem Preis, den Warkan diktiert, natürlich. Dann lässt er die Waren auf den Märkten hier teuer verkaufen. Mit dem Gewinn baut er ständig seinen Palast aus, kauft
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