Messertänzerin
bin. Mein Weg hat mich zu dir geführt, und ich werde dich nicht wieder gehen lassen. Du hast mir geholfen, mir selbst zu vertrauen, vielleicht kann ich jetzt dasselbe für dich tun.«
Divya atmete seine Nähe ein – und die Kraft, die seine Worte ihr gaben.
»Das hast du schon. Glaubst du wirklich, dass ich endlich jemand sein kann? Trotz meiner Vergangenheit?«
»Nein, wegen deiner Vergangenheit«, erwiderte er, ganz nah an ihrem Ohr. »Du bist ganz du.« Seine Finger fuhren durch ihr Haar und er lachte leise. »Zumindest sehr bald wieder, wenn dein Haar endlich wieder so rabenschwarz ist, wie ich es liebe. Du bist perfekt, wie du bist: Einzigartig. Dickköpfig. Verführerisch.«
Ihre Mundwinkel zuckten, als seine Finger prickelnde Punkte auf ihrem Körper hinterließen. Ganz langsam beugte sie sich vor und sog Tajans Duft ein, bevor sie seine Lippen auf ihren spürte. Das wollte sie nie wieder aufgeben!
Tanz
Der Marktplatz war seit dem frühen Nachmittag voller Tische und Bänke. Es war das größte der vielen Feste, die heute in ganz Pandrea stattfanden. Überall duftete es nach frischem Brot und Kuchen, nach allen möglichen Gewürzen und Speisen. Und mittendrin saßen Divya und Tajan, an einem langen Tisch neben Rebellen, Bürgern und Tassari.
Yorak berichtete von der neuen Bibliothek, die gerade für das Volk eingerichtet wurde, und Jolissas Vater ergänzte, dass im Palast ein großer Saal freigeräumt wurde, in dem die künftige Regierung sich besprechen konnte. Weitere Räumlichkeiten für Wissenschaftler, Magier und Philosophen würden bald hinzukommen.
Soeben beugte Divya sich über den Tisch, um Keiroan nach dem Stand der Vorbereitungen für ihre Reise nach Hause zu fragen.
»Wir wären fertig, wenn unsere Jugend sich endlich mal einigen könnte«, erwiderte er und verdrehte die Augen.
Verua unterbrach ihn lachend. »Jetzt, da sich so vieles geändert hat, wollen viele gar nicht mehr fliehen. Wovor auch?« Sie machte eine Geste, die den ganzen Marktplatz umschloss. »Viele von uns kennen gar nichts anderes, und es gibt jeden Tag so viel Neues zu entdecken, seit wir keine Mauern mehr haben.«
An jenem denkwürdigen Tag vor einer Woche war ein ganzer Pulk von Menschen mit Divya vor die Tore von Pandrea gezogen, um die Tassari zu befreien. Ihr Schicksalhatte viele Bürger wirklich erschreckt und stark dazu beigetragen, die alten Gesetze gleichzeitig mit den Mauern einzureißen. Seitdem lebten die Tassari wieder in ihrem alten Viertel mitten in der Stadt. Nicht alle Bürger hatten ihre Bedenken gegenüber den Tassari fallen gelassen, manch einer wich ihnen immer noch aus, aber in den letzten Tagen sah man immer öfter Frauen und Männer mit schwarzen Haaren auf den Märkten und Straßen. Und allmählich gewannen sie ein ganz neues Selbstbewusstsein.
»Es wird vielleicht darauf hinauslaufen, dass wir hierbleiben – und nur in unsere alte Heimat reisen werden, um sie für ein paar Wochen zu besuchen«, ergänzte Keiroan.
Divyas Augen wurden groß. »Reisen … in ferne Länder … Kann ich mitkommen?«
Ihr Onkel nickte, und Divya bemerkte, dass Tajan lächelte. Ob er auch gerade an die Nacht dachte, in der sie ihm von ihren Träumen erzählt hatte? Von ihren unerreichbaren Träumen, die hinter der nächsten Hausecke begannen?
Ihre Aufmerksamkeit wanderte weiter zu Roc und Jolissa, die eng beieinandersaßen, ihren Eltern gegenüber. Der ehemalige Berater Warkans und seine Frau warfen immer wieder skeptische Blicke in Richtung ihrer Tochter. Von Jo wusste Divya, dass sie wohl damit gerechnet hatten, dass sie sich wie eine trauernde Witwe verhalten und ein Jahr lang keinen Herrenbesuch empfangen würde. Dennoch gefiel ihnen Roc, das merkte man ihnen an. Auch sie konnten nicht übersehen, dass Jolissa in ihrem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen war.
Divya konnte sich an ihrem Strahlen heute gar nicht sattsehen, aber als die Diskussion durch Jidaho und Jolissas Vater wieder auf die kommenden Wahlen gelenkt wurde,spürte sie plötzlich Tajans Hand auf ihrem Arm. Und ihr wurde bewusst, wie wenig Zeit sie in den letzten Tagen füreinander gehabt hatten.
Tajans Hand wanderte über ihren Rücken, und er lehnte sich so weit zu ihr herüber, dass nur sie seine leise Stimme hören konnte.
»Ich finde, wir müssen nicht immer überall dabei sein. Was meinst du?«
Als sie ihm ein verschmitztes Lächeln zuwarf, nahm er ihre Hand und stand auf. Ohne dass die anderen ihren Aufbruch bemerkten,
Weitere Kostenlose Bücher