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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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sie gleich aufstehen, um zu tanzen oder zu weinen. Oder beides.
    »Meinst du, dass ein Mann eine Frau wirklich lieben kann?«, fragte sie beinahe zaghaft.
    Divya verzog die Mundwinkel. »Du hast im Unterricht doch zugehört. Eine gute Tana wird ihren Mann immer unterstützen, lieben und ehren«, referierte sie. »Dafür wird er ihr Respekt entgegenbringen und sie zur Herrin seines Hauses machen.«
    Jolissa bedachte Divya mit einem vorwurfsvollen Blick.»Das meine ich doch nicht! Was interessiert mich Maitas Vorstellung von der Welt? Ich habe dich gefragt!«
    Divya zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Ich kenne keine verheiratete Dienerin und ich habe diese Schule noch nie verlassen. Ich vermute mal, dass Maita mehr Ahnung hat als ich.«
    »Sie hat keinen Mann«, widersprach Jolissa flüsternd. »Es heißt, ihr Bräutigam sei noch vor der Hochzeit gestorben. Die Kerzen hatten ihr eine gute Ehe versprochen.«
    Obwohl Maita Divya nie einen Grund gegeben hatte, sie zu mögen, tat die Frau ihr in diesem Moment leid.
    »Ich rede von etwas anderem«, tuschelte Jolissa mit einem ungewohnten Kichern in ihrer Stimme. »Meine Cousine hatte Bücher unter ihrem Bett versteckt. Darin geht es um Männer und Frauen, die sich vor ihrer Hochzeit heimlich sehen, und meistens brennen sie vor Liebe, schenken sich heiße Blicke und wollen sich ständig berühren.« Selbst im Dämmerlicht hatten Jolissas Wangen eine deutlich dunklere Färbung angenommen. »Ich frage mich, ob es eine solche Liebe wirklich geben kann, wenn der richtige Mann die richtige Frau trifft.«
    Divya stöhnte. »Wozu sollte so was gut sein?«
    Jolissa wirkte beleidigt. »Kann es sein, dass du noch nie einem Mann begegnet bist, so von Angesicht zu Angesicht?«
    Divya stand auf und streckte Jolissa eine Hand hin, um ihr auf die Beine zu helfen. »Doch, natürlich. Mit dem Wächter habe ich schon einige Gespräche geführt und da waren wir sogar allein.«
    Jolissa schnaufte.
    »Du meinst den Sujim? So einen Mann meine ich nicht!«
    Divya hob die Augenbrauen.
    »Du magst also lieber Männer, die unter der Agida warten, bis sie ein unschuldiges Mädchen angaffen können?«
    »Vielleicht bist du einfach noch nicht reif genug, um das zu verstehen«, schnappte Jolissa. »Er trägt die gleiche Farbe wie ich, er wird eines Tages ein Mädchen in Blau heiraten. Was steht uns im Wege?«
    »Die Mauern dieser Schule?«, erwiderte Divya leise und erntete einen scharfen Blick. Schließlich zuckte sie mit den Schultern und sagte: »Tut mir leid. Ich will dir deine Träume nicht nehmen und vielleicht hast du ja recht. Aber bitte pass auf, dass niemand dich erwischt!«
    Sie legte die Hand auf den Rücken ihrer Freundin, um sie vorwärtszudrängen, damit sie pünktlich zum Abendläuten in ihrem Schlafzimmer sein konnte. Aber Jolissa wich ihr aus. Divya biss sich auf die Lippen. Sie wollte keinen Streit. Und sie hoffte, dass Jolissas Begeisterung für den Jungen mit den angeblich so ungewöhnlichen Augen bald verfliegen würde. Diese Sache mit der Liebe würde ihr nichts als Ärger einbringen!

Sterne
    Dieser Wächter sollte bloß nicht glauben, dass er sie so schnell abwimmeln konnte! Auf dem Weg zum Dach versuchte Divya so leise wie möglich zu sein. Sie ärgerte sich immer noch über seine Arroganz, und sie hatte sich vorgenommen, ihn beim Messerwerfen zu beeindrucken. Als sie den Kopf über die Dachkante schob, sah sie, dass es ihr zumindest bis hierhin gelungen war, sich anzuschleichen, Tajan schien so früh noch nicht mit ihr zu rechnen. Er hatte den Körper gerade ausgestreckt, wie einen straffen Bogen, und stützte sich nur auf die Hände, nicht einmal die Füße berührten den Boden. Divya betrachtete die unmenschliche Haltung fasziniert und vermutete, dass er das wohl nicht lange durchhalten konnte. Aber er setzte nicht ab, sondern murmelte mit geschlossenen Augen ein paar Worte, die sich immer wiederholten. Feuerte er sich selbst an? Oder war es ein Gebet? Divya nutzte die Gelegenheit, um das Dach zu überblicken. Am rechten Ende waren die Bretter befestigt, auf die Tajan das letzte Mal gezielt hatte. Die weißen Markierungen waren irgendwelche Symbole, die Divya von hier aus nicht genauer erkennen konnte. Ganz in der Nähe blitzte etwas im Mondlicht auf. Dort lagen zwei Messer auf Tajans zusammengefaltetem Umhang. Vermutlich hatte er sie für die Zielübungen mit Divya bereitgelegt.
    Divya versicherte sich, dass er die Augen noch immer geschlossen hatte, dann zog sie sich

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