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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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zurückgekehrt? Aber dann hätte sie ihm doch begegnen müssen! Auf einmal sah sie seine Silhouette, direkt neben dem Kamin, hinter dem sie sich in der Nacht des Einbruchs versteckt hatte. Auch heute Nacht saß jemand dahinter und versteckte sich. Ein Tuscheln war zu vernehmen, ohne dass Divya Worte verstehen konnte. Tajan beugte sich dieser Person unangemessen weit entgegen. Er redete, wedelte dabei mit den Händen in der Luft und lachte mehrmals leise auf, als wäre er sehr vertraut mit ihr. Sein Tonfall war so locker und ungezwungen – ganz im Gegensatz zu seinem Gespräch mit Divya noch vor wenigen Minuten.
    Nun, wer konnte diese Person wohl sein? Evjon, folgerte Divya nach kurzem Überlegen. Evjon, deren Blüte Tajan tagsüber immer in seiner Nähe aufbewahrte. Die sich mehr als alle anderen Mädchen um ihn bemühte, auf freundliche, stille Weise. Natürlich! Jeder Mann würde der hübschen, anmutigen Evjon zu Füßen sinken, wenn sie ihn umwarb. Das konnte sie ihm nicht einmal vorwerfen. Und schließlich gingen Tajans Gefühle sie auch nichts an. Alles, was sie brauchte, war ein Lehrer.
     
    Die Wut war auch am nächsten Morgen noch nicht verraucht, obwohl Divya versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Maita hatte sie gebeten, die Lampenschirme auf den Gängen zu säubern, die vom Licht der Kerzen völlig verrußt waren. Bei dieser Tätigkeit wehrte sie sich erfolglos gegen den ewigen Strudel der Gedanken, der sie immer wieder im Kreis führte und ihre Wut sogar noch steigerte, je mehr sich Divya über Tajans Arroganz aufregte.Sie schnaubte leise, als sie an den erniedrigenden Blick seiner dunklen Augen dachte. Natürlich war sie in der Lage, diese dummen Übungen zu lernen! Hatte sie nicht sogar den Tanz des Frühlings und den Tanz der Gräser erlernt? Das sollte dieser Sujim mal versuchen! Oder das Werfen und Fangen eines Schals, der leichter schien als Luft! Tajan mochte vielleicht glauben, dass Frauentänze einfach waren, aber auch diese Fertigkeiten hatten sie Jahre der Übung gekostet. Er musste gar nicht so angeben mit seiner Männerehre!
    Sie ging von einem Lampenschirm zum anderen und versuchte erfolglos, nicht an die letzte Nacht zu denken. Fast zu spät bemerkte sie, dass Tajan ein paar Schritte von ihr entfernt Stellung bezogen hatte, direkt neben dem nächsten Schirm. Mit verschlossener Miene und gekreuzten Armen sah er über den Garten. Wartete er etwa darauf, dass sie sich ihm näherte? Divya polierte das Glas in ihren Händen noch einmal und noch einmal, obwohl es bereits so sauber war, dass es in der Sonne funkelte. Wenn er jetzt nicht gleich abzog … dann würde die Lampe in seinem Rücken eben schmutzig bleiben, beschloss Divya aufgewühlt. Es war zu früh, ihm entgegenzutreten. Ihr fehlten noch die Worte für das, was sie ihm sagen wollte.
    Würdevoll schritt sie, mit dem Lappen über der Schulter und dem Poliermittel in der Hand, an Tajan vorbei bis zur übernächsten Lampe. Hinter sich hörte sie auf einmal seine Stimme, leise wie ein Windhauch, aber klar zu verstehen.
    »Gestern Nacht auf dem Dach hast du etwas vergessen.«
    Verwundert fuhr Divya herum und blickte auf seine Hände, aber er hielt nichts darin.
    »Du hast deine Beherrschung verloren und ich möchte sie dir zurückbringen.« Sein ernstes Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Ich wollte mich entschuldigen für das, was ich gestern gesagt habe. Natürlich hat deine Art zu tanzen nichts mit diesen Mädchen in der Stadt zu tun. Und ich möchte mich auch entschuldigen, dass ich das Dach, ohne zu fragen, für mich beansprucht habe. Du warst vor mir da.«
    Divya ging langsam auf ihn zu und streckte die Hand in Richtung seines Kopfes aus. Blitzschnell wich er ihrer Bewegung aus, als erwartete er einen Schlag. Doch Divya griff hinter ihn an die Wand und zog den Lampenschirm unsanft aus seiner Halterung.
    »Ihr scheint gern zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein«, sagte sie und sog den Duft ein, der ihn stets umgab. Er erinnerte sie an frisches Holz.
    Tajan machte einen Schritt zur Seite und nahm wieder seine übliche Haltung ein, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Vielleicht können wir uns einigen? Du hast einmal die Woche Dienst in der Wäscherei. In diesen Nächten werde ich erst später mit meinen Übungen beginnen.«
    Divya bemühte sich, ebenso undurchdringlich zu wirken wie er, obwohl es sie erschreckte, dass er wusste, wann sie wo arbeitete.
    »Einigen ist gut«, sagte Divya langsam. »Aber

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