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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Wächter und fragte kokett, ob er sie denn nicht abtasten wolle. Divyas Herz setzte endgültig ein paar Schläge aus, aber der Mann schüttelte den Kopf. »Anweisung von oben. Heute Abend ist jede Frau eine Tana – sogar eine Dichterin«, zwinkerte er amüsiert, während die Gauklerin sich anscheinend beleidigt abwandte.
    Ein paar Herzaussetzer später wurden sie alle in den nächsten Raum geführt, der einen direkten Zugang zur Bühne hatte. Hinter mehreren dunklen Vorhängen, die das Licht von innen abhalten sollten, hörten sie die quietschenden Schuhe einzelner Menschen auf Parkett. Die Hochzeitsgesellschaft, vermutete die kokette Dichterin, saß wohl noch beim Essen, und das konnte sicherlich dauern.
    Divya litt immer stärker an Atemnot. Wie sollte sie den Gastgeber treffen, wenn er an einem Tisch saß, inmitten von Menschen? Plötzlich hörte sie im Saal Türenschlagen und eine Menschenmenge – tosend wie ein Sturm, den kein Wind angekündigt hatte. Trampelnde Schritte, Stühlerücken, raschelnde Vessélas, Lachen und Raunen füllteden Raum, und allen auf dieser Seite des Vorhangs war die Aufregung schlagartig wieder anzumerken. Das Fest der Feste! Alle Gaukler eilten neugierig wie die Kinder zu den Vorhängen und spähten hindurch, Divya mitten unter ihnen.
    »Bei allen Geistern, wie viele Gäste sind das?«, stöhnte ein Artist.
    »Habt ihr diese uuuuunglaubliche Brautvesséla gesehen?«, fragte die Dichterin voller Ehrfurcht.
    »Wo sitzt denn nun der Fürst?«, fragte der Seifenblasenkünstler angestrengt. »Ich werde ihm zeigen, dass ich besser bin als dieser Oleo, der letztes Jahr bei seinem Geburtstag aufgetreten ist!«
    »Der Fürst?«, rutschte es Divya heraus, die eigentlich beschlossen hatte, mit niemandem zu sprechen. »Warkan? Er ist hier?«
    Die Dichterin sah sie spöttisch an. »Wer hat dich nur reingelassen? Bist du einfach der Meute gefolgt, dem Duft nach Kuchen?«
    Der Seifenblasenkünstler warf ihr ebenfalls einen giftigen Blick zu.
    »Du hast die Ehre, bei Warkans Hochzeit etwas aufzuführen, und weißt nicht einmal, dass der Herr von Pandrea dein Gastgeber ist?«
    Das Wort Gastgeber klingelte in ihren Ohren, während sie um Worte rang. »Das weiß ich natürlich«, sagte sie leise. »Ich wollte bloß wissen, ob er schon im Raum ist.«
    Die Dichterin steckte ihren Kopf wieder zwischen die Tuchfalten.
    »Allerdings«, bestätigte sie aufgeregt. »Sieh nur dort drüben! Sie haben zwei Stühle vor der Bühne aufgebaut. Unddirekt daneben – neben dieser wuuuuunderschönen Braut – steht Warkan.«
    Divya spähte durch eine andere Falte hindurch und entdeckte vor allem die Fest-Vesséla, die die Braut umgab wie ein ganzes Schloss. Sie war wirklich ein Traum in Faeria-Blau mit einer meterlangen Schleppe, an der Taille leicht gerafft, aber durchaus so, dass es noch anständig aussah. Gerade als Divya Warkan näher betrachten wollte, einen schlanken Mann Anfang fünfzig mit kurzem grauem Haar, wandte die Braut sich zur Bühne um. Wie es Brauch war, hatte sie direkt nach der Hochzeitszeremonie ihre Maske abgenommen, aber Divya hätte sie auch mit Maske überall erkannt. Nicht an ihrem weizenblonden Haar und nicht an dem schlanken Hals, sondern an ihren Bewegungen, die einfach nach Jolissa aussahen, wie auch immer sie sich verkleidete. Elegant und seit dem Nachmittag die höchste Tana der Stadt. Jolissa hatte heute geheiratet. Aber nicht den Mann, den sie liebte. Sondern Warkan!

Gaukler
    Divyas Verzweiflung spiegelte sich in Jolissas Augen wider, obwohl die Braut über das ganze Gesicht lächelte – wie es von ihr erwartet wurde. Zum Glück konnte niemand Divya zwischen den Falten des Vorhangs sehen, so konnte sie ihr Mienenspiel vor den anderen verstecken, bis sie sich wieder im Griff hatte.
    Ihr einziger Gedanke war Flucht. Sie würde sich einfach umdrehen, durch die Tür hinausgehen und zur Schule laufen, um Maita zu fragen, was sie sich dabei gedacht hatte. Also drehte sie sich um, ging zur Tür – und lief in einen Mann hinein, der wie aus dem Boden gewachsen vor ihr stand. Als sie den Kopf hob, spürte sie, wie ihr Herz stolperte. Sie blickte in das Gesicht des Mannes, den sie eben noch als Bräutigam zu sehen erwartet hatte: Roc!
    »Ihr?«, stieß Divya hervor.
    Seine Hand schnellte vor und hielt sie mit festem Griff am Arm.
    »Bist du Kella? Komm, über dein Kostüm müssen wir noch einmal reden.«
    Mit diesen Worten, die wohl zur Ablenkung für die anderen Gaukler gedacht waren, führte

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