Messertänzerin
ich bin.«
Divya schluckte ihre Wut hinunter, um auf eine andere Stimme in ihrem Kopf zu lauschen. Als sie mit Roc im Palast war, hatte er ihr doch so einiges über Maita erzählt? Und da war ein Gedanke, den sie festhalten wollte …
»Du hast die Sorgensteine erfunden.«
Maita machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was für Neuigkeiten!«
Jidaho wollte sich noch einmal einmischen, aber Divya beachtete ihn nicht.
»Neuigkeiten?«, ging sie auf Maitas Provokation ein. »Wissen deine Freunde hier eigentlich, wie die Sorgensteine funktionieren? Dass sich in ihrem Innern Lichter befinden, die du gegen ihren Willen einsperrst?«
Auf den Gesichtern der umstehenden Rebellen sah Divya Erstaunen. Aber das war ihr egal. Wichtig war nur noch, dass Maita blass geworden war. Sie hatte an ihr Geheimnis gerührt!
»Wie kommt es, dass diese Lichter ausgerechnet mit dir sprechen? Da du wohl keine Tassari bist … musst du mithilfe von Magie einen Weg gefunden haben. Hat dein Geliebter sie dir beigebracht? Ein Magier, wie ich gehört habe?«
Jidaho, der mit erhobenen Händen zwischen den beiden stand, stöhnte auf. »Schluss jetzt, ich will keine weiteren Beschuldigungen in diesem Haus!«
Aber Maitas Augen blitzten vor Wut. »Es ist eine Kunst, die ich lange gelernt habe …«
»Dann warst du also die junge Magierin, die Jidaho vor fünfundzwanzig Jahren versteckt hat?«, fuhr Divya mit gerunzelter Stirn fort.
Jidahos scharfes Einatmen bewies Divya, dass sie auf der richtigen Spur war.
»Und irgendwie ist es dir gelungen, die Lichter zu hören und für deine Zwecke nutzbar zu machen.«
Die umstehenden Rebellen raunten und warfen Maita skeptische Blicke zu. Offensichtlich hatten nur wenige vonihnen gewusst, dass sie eine Magierin in ihrer Mitte hatten. So wie sie von ihr abrückten, war selbst hier diese alte Zunft in Verruf geraten!
Maita hatte sich wortlos wieder auf das Sofa gesetzt. Jidaho stand hilflos daneben und sah so aus, als versuchte er, die letzten Worte mit Gesten ungeschehen zu machen.
»Das war mein erstes Leben«, fuhr Maita leise fort. »Es endete, als Warkan uns zum Tode verurteilte: Die letzten vier Magier dieser Stadt! Leasar und Jidaho gelang es, mich zu befreien. Aber Sannean, Lohon und Faar hatten weniger Glück.«
Divya hatte immer geglaubt, Maita hätte nur einen einzigen Gesichtsausdruck, hinter dem ein äußerst beherrschter Geist wohnte, aber nun konnte sie zusehen, wie lebendig ihr Gesicht ihre Gefühle widerspiegeln konnte, wenn sie es zuließ. Maita war ein ganz gewöhnlicher Mensch.
»Wie konntest du dann unter Warkan eine so hohe Stellung bekleiden? Hat er dich nicht wiedererkannt? Und wie hast du einen passenden Stammbaum bekommen? Gefälscht?«
Divya fiel erst jetzt bewusst auf, dass sie die Schulleiterin duzte. Und irgendwie kam es ihr heute richtig vor.
»Ich habe mein Aussehen seitdem stark verändert, aber Warkan hätte mich vermutlich auch sonst niemals erkannt. Magier innen und Berater innen hat er in der alten Regierung behandelt wie Luft – und in seiner eigenen Regierung nicht geduldet. Den richtigen Stammbaum bekam ich von der Familie einer Freundin. Sie war Lehrerin und kam in den Flammen um. Ihre Familie steht seitdem auf Seiten der Rebellen.«
Jidaho holte tief Luft und unterbrach Maita mit einerMiene, die seinen Respekt für diese Frau zeigte. So wie er aussah, war es das erste Mal, dass er sie unterbrach.
»Wir haben dringlichere Probleme als die Klärung von Maitas Identität«, sagte er mahnend zu Divya. »Sie kam zu uns, weil ihr durch einen Sorgenstein eine besorgniserregende Nachricht zugetragen worden ist. Eine Nachricht von Jolissa, Warkans Frau.«
Divya kam es vor, als würde sich eine Faust um ihr Herz legen und es zusammendrücken. Wenn Jo dem Sorgenstein jetzt noch etwas erzählt hatte, dann musste es eine ganz bewusste Mitteilung an Maita oder an die Rebellen gewesen sein.
»Es war ein Hilferuf«, bestätigte Jidaho ihre Ängste. »Ihr Mann hat sie erwischt, als sie den Schlüssel zum Laboratorium zurück an seinen Gürtel stecken wollte. Er hat sie geschlagen, im Schlafzimmer eingesperrt und sofort überprüft, ob jemand im Laboratorium war. Natürlich hat er bemerkt, dass das Buch fehlte … und der Schlüssel in Jolissas Hand war seine beste Spur. Deshalb hat er sie gleich an Ort und Stelle an einen Stuhl gefesselt und ihr den Rest der Nacht immer wieder die gleichen Fragen gestellt.«
Divya schlug die Hände vors Gesicht. Aus dem Augenwinkel
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