Messi
einfach mit Stolz. Deshalb tut es mir auch weh, wenn ich Kritik an seinem Spiel höre oder falsche Informationen über sein Leben verbreitet werden. Es trifft einen tief in der Seele, wenn dich jemand anruft und fragt, hast du dies gesehen, hast du das gesehen. Leo? Der liest doch kaum, was über ihn geschrieben wird. Und wenn doch, macht ihm das nicht viel aus. Aber das heißt nicht, dass er nicht auch harte Zeiten erlebt hat. Selbst er hatte seine Tiefpunkte, als er monatelang verletzt war und die Dinge nicht nach seinem Willen liefen. In solchen Zeiten denke ich nicht lang nach, packe meine Sachen und fliege nach Barcelona – um zu erfahren, was los ist, um in seiner Nähe zu sein und um möglichst gut auf ihn aufzupassen. Leo war immer ein Junge, der seine Probleme für sich behalten hat. Gleichzeitig ist er aber auch sehr erwachsen für sein Alter. Ich erinnere mich noch gut an seine Worte, als wir andeuteten, dass er ja auch nach Argentinien zurückkehren könne: ‚Mama, mach dir keine Sorgen. Ich bleibe, du gehst zurück, und Gott wird mit uns sein.‘ Er hat einen ziemlich starken Willen.“
Celia kommt wieder auf das Thema Erfolg zurück, auf die Leute, die auf beiden Seiten des Atlantiks ganz verrückt sind nach „La Pulga“, dem Floh. „Am schönsten finde ich, dass die Leute ihn so lieben“, sagt Celia. „Ich glaube, dass sie ihn lieben, weil er ein einfacher, bescheidener und guter Mensch ist. Er denkt immer an die anderen und tut alles dafür, dass es jedem in seiner Nähe gut geht: seinen Eltern, seinen Geschwistern, seinen Neffen und Nichten, seinen Cousins. Ständig denkt er an seine Familie. Natürlich bin ich seine Mutter, und eine Mutter erzählt von ihren Kindern, die ja ihr Ein und Alles sind, immer nur Gutes. Aber Leo hat ein ganz großes Herz.“
Wie sieht eine Mutter die Zukunft ihres Sohns? „In Sachen Fußball schreibt er hoffentlich Geschichte, so wie Pelé oder Maradona. Ich hoffe, dass er es weit bringt. Als Mutter aber hoffe ich bei Gott vor allem, dass er glücklich ist, eine Familie haben wird und sein Leben lebt. Bisher hat er noch nicht wirklich gelebt, hat er sich doch mit Leib und Seele dem Fußball verschrieben. Er geht nicht aus und tut nicht viel von dem, was junge Leute in seinem Alter so tun. Ich hoffe, dass er ein wunderschönes Leben hat. Er hätte es verdient.“
Draußen vor dem großen Fenster hat sich der Himmel mittlerweile verdunkelt. Der Verkehr ist noch chaotischer geworden. Man sieht Busse, klapprige Lieferwagen, Autos, die eine Rauchwolke hinter sich herziehen, dazu ein von einem abgemagerten Pferd gezogener Karren voller Müll und viele Menschen, die sich zu den Einkaufsläden und Bushaltestellen hindurchschlängeln. Celia muss nach Hause. Dort wartet María Sol auf sie, die Jüngste der Familie. Marcela muss Bruno von der Fußballschule abholen. Es regnet, aber Celia besteht darauf, ihre Gäste bis zum Stadtzentrum zu begleiten. Während sie das Auto holt, spricht Marcela an der Tür noch kurz über die Sorgen einer Mutter – Verletzungen und zu Kopf steigendes Geld: „Bislang haben meine Kinder und Leo nicht den Sinn für die Realität verloren. Ich, meine Familie und die Familie meiner Schwester wohnen in der gleichen Stadt, in der wir zur Welt gekommen sind, in den gleichen Häusern, wo wir schon immer gewohnt haben, wir sind in keine andere Gegend gezogen, wir wollten unsere Wurzeln nicht aufgeben, und unsere Kinder haben sich auch nicht verändert. Ich hoffe, dass das so bleibt und sie sich nicht wie andere Fußballer durch den Ruhm selbst verlieren.“
Ein grauer VW hält am Bürgersteig, dann heizt Celia mit Karacho durch die Straßen von Süd-Rosario. Wir kommen an Leos alter Schule vorbei, wo sie kurz anmerkt: „Er war kein guter Schüler. Er war ein bisschen zu faul.“ Beim Tiro Suizo, einem 1889 von Einwanderern aus dem Schweizer Kanton Tessin gegründeten Sportverein, biegt sie rechts ab. Zwei Kinder bemerken das Auto überhaupt nicht, viel zu beschäftigt sind sie mit einem Ball, der zwischen ihren Füßen hin und her flitzt. „Genauso war Lionel auch“, sagt Celia.
2 Das Garibaldi-Krankenhaus
24. Juni 1987
Auf einem rechteckigen Grundstück in der Viasoro 1249 befindet sich ein cremefarbenes Gebäude, errichtet im Stil des 19. Jahrhunderts. Es ist das italienische Krankenhaus, und es ist Guiseppe Garibaldi gewidmet. In Rosario würdigt man diesen Mann auch noch mit einer Statue auf der Plaza de Italia. Er ist eine populäre
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