Messi
wolle, wenn sie sich alle hier in Rosario treffen.“
Erinnerungen an Großmutter Celia werden wach: an ihr köstliches Essen, ihr Gebäck, die sonntäglichen Familientreffen und ihre Leidenschaft für Fußball. „Sie war es, die die Kinder zum Training begleitete und darauf bestand, dass sie meinen Lionel trotz seines Alters schon spielen lassen, auch wenn er der Jüngste und klein war“, erzählt Celia. „Er war immer klein und die hatten Angst, dass er umgetreten und verletzt werden würde, aber Großmutter hatte diese Angst nicht. Sie sagte: ‚Spiel zu Lionel, spiel zu dem kleinen Mann, der schießt die Tore.‘ Sie überredete uns auch, ihm Fußballschuhe zu kaufen. Es ist ein Jammer, dass sie ihn heute nicht mehr erleben kann. Sie starb, als er zehn Jahre alt war. Aber wer weiß, ob sie nicht von dort oben sehen kann, was aus ihm geworden ist, und sich nicht für ihren geliebten Enkelsohn freut?“
Doch wie fing Leo mit dem Fußball an? Wer war sein Lehrer? Woher kommt all sein Können – ist es etwa eine Frage der Gene? „Keine Ahnung – von seinem Vater, seinen Brüder, seinen Cousins. Unsere Familie hat Fußball immer geliebt. Ich bin auch ein Fan. Mein Idol? Maradona. Seine Karriere und seine Tore habe ich mit großer Leidenschaft verfolgt. Auf dem Platz war er ein Wilder. Als ich ihn mal kennenlernte, sagte ich zu ihm: ‚Ich hoffe, dass mein Sohn eines Tages ein großer Fußballer sein wird und du ihn trainieren kannst.‘ Ein Wunsch, der in Erfüllung gehen sollte: Als Nationaltrainer Argentiniens von 2008 bis 2010 trainierte Maradona auch Messi.
Die Erzählung wird kurz unterbrochen durch das Klingeln von Celias Mobiltelefon. Sie entschuldigt sich und entfernt sich ein paar Schritte, um dranzugehen. In der Zwischenzeit kommt Marcela auf den jungen Leo zurück. „Er war unglaublich. Er war noch nicht einmal fünf Jahre alt und hatte eine Ballkontrolle wie sonst keiner. Er liebte es, zu spielen, und tat dies unaufhörlich. So donnerte er den Ball immer wieder gegen das Vordertor, bis die Nachbarn ihn baten, ein paar Gänge runterzuschalten.“
Celia setzt sich wieder zu uns und nickt zustimmend. „Wir konnten ihm keine schlimmere Strafe androhen als ‚Heute gehst du nicht zum Training.‘ Er bettelte und flehte dann: ‚Nein, Mutti, bitte, ich werde ganz artig sein, keine Sorge, ich verspreche es‘, bis er mich überredet hatte. Leo war weder ein besonders lebhaftes Kind, noch war er faul. Er war immer ein guter Junge, ruhig und schüchtern, so wie heute noch.“
Tatsächlich? „Ja, wirklich. Der ganze Ruhm interessiert ihn nicht. Wenn er zu Besuch in Rosario ist, will er immer zusammen mit seinem Cousin Emanuel in der Calle San Martín hier bei uns im Viertel spazieren gehen. Erklären wir ihm, dass das nicht geht, weil die Leute in seiner Heimatstadt bei seinem Anblick hysterisch werden und ihn auf Schritt und Tritt verfolgen, wird er sauer. Er versteht das nicht. In Barcelona geht er in Turnschuhen und Sportsachen zum Kaufhaus Corte Inglés. Ronaldinho hat ihm immer mal wieder das Haar zerzaust und ihm gesagt, dass er verrückt ist, in solchen Klamotten auf die Straße zu gehen. Es interessiert ihn aber gar nicht, wer er ist. Deshalb stört es ihn auch nicht, berühmt zu sein, Autogramme zu schreiben oder Fotos mit Fans zu machen. Wenn er nach längerer Zeit mal wieder nach Hause kommt und ich an manchen Abenden nach ihm sehe, lege ich mich neben ihm aufs Bett. Wir schwatzen, ich streiche ihm durchs Haar, erzähle ihm das eine oder andere und sage halb im Scherz: ‚Was würden die ganzen Mädchen nicht alles tun, um so neben dir zu liegen wie ich.‘ Dann verzieht er das Gesicht und sagt: ‚Ach komm, Mama, sei nicht albern.‘“
An den Wänden der Bar hängen Trikots argentinischer Spieler. Auch das von Leo ist darunter. Es hängt unter einem Fenster und trägt die Nummer 30 vom FC Barcelona. „Die haben keine Ahnung, dass ich seine Mutter bin, obwohl wir in der Stadt wohnen“, meint Celia nur. Sie ist eine Frau, die den Ruhm scheut, sich der Risiken eines Promis vollkommen bewusst ist und klare Prioritäten für ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder gesetzt hat. Alles schön und gut, aber wie fühlt es sich an, Mutter eines Stars zu sein? „Ich bin stolz, einfach nur stolz. Wenn ich die Zeitung aufschlage und – hier in Argentinien wie drüben in Spanien – einen Artikel über ihn, seine Rückennummer oder die Kinder, die damit herumlaufen, sehe … dann erfüllt mich das
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