Metabolic Balance - für Diabetiker
Körper hat jetzt verschiedene Möglichkeiten, auf einen hohen Blutzuckerspiegel zu reagieren:
1. Die Bauchspeicheldrüse läuft auf Hochtouren, produziert das Dreibis Vierfache an Insulin. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung, durch diesen sehr hohen Insulinwert doch noch Zucker aus der Blutbahn in die Zelle hineinzubringen. Auch Menschen mit einem Übergewicht von 10 bis 20 Prozent leiden bereits an einem ständig zu hohen Insulinspiegel. Auch das Bauchfett (siehe Seite 88) schüttet Substanzen aus, die die Insulinresistenz erhöhen. Daher haben Diabetiker mit dem Messen des Taillenumfangs (siehe Seite 45) ein ungefähres Maß ihrer Insulinresistenz.
2. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den überschüssigen Zucker umzuwandeln: in Blutfette (Triglyzeride) und in Cholesterin. Sobald die Insulinwerte erhöht sind, baut der Körper auch mehr Fett auf.
Ein Maßband ist ein praktisches und einfachesMessgerät.
3. Der Körper kann den überschüssigen Blutzucker - wenn er die Nierenschwelle von 180 mg/dl überschritten hat - über die Nieren ausscheiden. Die Zuckererkrankung lässt sich dann im Urin nachweisen. Hier drängt sich der Vergleich mit einem vollgetankten Auto auf. Ist der Tank voll, dann passt einfach nichts mehr rein. Wir können nichts mehr abfüllen. Anders der Übergewichtige: Der isst immer weiter, selbst wenn er satt ist und eigentlich nichts mehr reingeht. Den Überfluss kann er ja über die Nieren entsorgen. Das ist vergleichbar, wie wenn er beim vollen Tank des Autos ein Loch in den Tank bohrt, um ohne Probleme weiter tanken zu können. Bei einem solch unwirtschaftlichen Vorgehen mit unserem wichtigsten Brennstoff Glukose würden sich unsere Jäger- und Sammlervorfahren heute noch im Grab herumdrehen!
Wenn das Sattheitsgefühl fehlt
Das moderne Motto »all you can eat« sollte keine Beachtung finden. Wer zu oft zu viel isst, dem geht das natürliche Sättigungsgefühl auf Dauer verloren.
Übergewichtige haben kein natürliches Hunger- und Sattheitsgefühl mehr. Sie hören daher nicht auf zu essen, wenn sie satt sind, sondern erst, wenn der Teller leer und einfach nichts mehr da ist. Normalgewichtige hören auf zu essen, wenn sie satt sind. Die überquellenden Stoffe müssen aber irgendwohin. Sie fließen nicht wie beim Auto auf die Straße, wenn der Tank voll ist oder ein Loch hat, sondern über den Urin aus dem Körper. Der Körper entledigt sich auf diese Weise des überschüssigen Zuckers und vermeidet dadurch, in den Zuckerschock zu kommen.
Blutfettwerte und das Cholesterin-Paradox
Erhöhte Blutfettwerte entstehen durch erhöhte Glukosewerte. Dabei laufen im Körper mehrere Prozesse gleichzeitig ab: Die Insulinproduktion erhöht sich, der Zucker wird über die Nieren ausgeschieden, und gleichzeitig produziert der Körper aus der Glukose, die nicht verbrannt werden kann, Triglyzeride - die sogenannten Blutfette. Dazu muss man wissen, dass der überschüssige Zucker zunächst zu einem Zwischenprodukt abgebaut wird, dem sogenannten HMG-CoA. Und daraus stellt der Körper das gefürchtete Cholesterin her. Ein Enzym steht nun bereit, das diesen Prozess noch beschleunigen kann: die HMG-CoA-Reduktase, die durch Insulin aktiviert wird. Rund 90 Prozent aller Menschen mit einem hohen Cholesterinspiegel erhalten ein Medikament, das diese HMG-CoA-Reduktase hemmt. Gemeint sind die sogenannten Statine. Paradox ist jedoch, dass diese Medikamente bei einem erhöhten Insulinspiegel nur wenig ausrichten. Denn während die Statine dieses Beschleunigungsenzym hemmen, sorgt Insulin für eine Aktivierung desselben.
Insulinresistenz und Krankheitsrisiko
Um eine Insulinresistenz aufzuspüren, gibt es verschiedene Ansätze. Während der HOMA-Index sehr kostenintensiv ist, liefern der Body-Mass-Index und ein simples Punktesystem schnelle Antwort.
HOMA-Index
Mit dem HOMA-Index (homeostasis model assessment) lässt sich nach 12 Stunden Nahrungskarenz feststellen, ob eine Insulinresistenz vorliegt. Dazu multipliziert man die Werte des Nüchtern-Insulins (μU/ml) mit denen des Nüchtern-Blutzuckers (mmol/l) und teilt das Ergebnis durch 22,5:
Body-Mass-Index
Der Body-Mass-Index (BMI) setzt das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße. Dafür teilt man das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße (kg/m 2 ). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benennt dazu Kategorien.
Kategorie
BMI (kg/m 2 )
Risiko für Begleiterkrankungen
Untergewicht
< 18,5
geringfügig
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