Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
bestanden,
künftig auf berufliche Ausflüge ganz zu verzichten. Aber Achern war nicht
Nantes und diesmal wäre sie auch vorher eingeweiht. Es sollte also keine
Probleme geben. So hoffte er zumindest.
3
„Was ist mit deinen Haaren passiert?“, fragte
Pfeifer seine Kollegin zur Begrüßung am nächsten Morgen, bevor sie in den Wagen
stiegen.
„Ich war beim Friseur, gefällt es dir? Das nennt
sich Ombré.“ Stolz strich sich Beate über ihre frisch gefärbten Haare.
„Naja, da sind nur die Spitzen blond. Der Rest
sieht aus wie immer, braun halt. Dachte, da ist vielleicht etwas schief
gegangen?“
Beate holte tief Luft. Ihre Ohren hatten die Farbe
von dunkelroten Tomaten angenommen. „Du…“, begann sie, verkniff sich jedoch den
Rest. Stattdessen ließ sie ihre Wut an der Autotüre aus. Sie riss sie etwas zu
ruppig auf und ließ sich auf den Fahrersitz plumpsen. „Was ist denn? Hab ich
was Falsches gesagt?“, fragte Pfeifer unschuldig, als er ebenfalls einstieg.
„Vergiss es einfach“, stieß Beate hervor und
knirschte wütend mit den Zähnen. „Lass uns fahren.“ Eine Weile fuhren sie schweigend
durch Freiburg, dann beschloss Pfeifer, dass es Zeit war, sich auf das
Berufliche zu konzentrieren. Er nahm sich aber fest vor, später am Abend Frauke
zu fragen, was er falsch gemacht hatte.
„Also, schieß los und spann mich nicht länger auf
die Folter!“, forderte er seine Kollegin endlich auf. Sie befanden sich bereits
auf der A5 in Richtung Achern. Um diese Uhrzeit war der Berufsverkehr
weitgehend abgeflaut und sie kamen schnell voran. Pfeifer hatte darauf
gedrängt, die Dienstbesprechung ins Auto zu verlegen, anstatt sie im Präsidium
abzuhalten. Er wollte keine Zeit verlieren. Mit „Abwarten“ hatte er in der
Vergangenheit keine guten Erfahrungen gemacht.
Beate war sofort einverstanden gewesen, denn auch
sie brannte darauf, endlich mit dem Ermittlungen zu beginnen. Pflichtbewusst
setzte sie nun ihren Chef ausführlich ins Bild: „Die Tote ist eine gewisse
Silke Bolander. 17 Jahre alt. Ihr Vater ist der 50-jährige Torsten Bolander.
Ihm gehört das berühmte Drei-Sterne-Restaurant ´Stadtgartenblick` in Achern.“
Auf Pfeifers ratlosen Blick hin erläuterte sie: „Du weißt schon. Das erste Drei-Sterne-Restaurant
im Schwarzwald? War groß in der Presse damals. Danach folgten noch zwei weitere
in der Umgebung. Aber als der ´Stadtgartenblick` eröffnet hat, war das schon
eine kleine Sensation.“ Aber auch hier erntete sie nur verständnisloses
Kopfschütteln.
Beate zuckte mit den Schultern. „Das hab ja sogar
ich mitgekriegt und ich habe zu der Zeit noch nicht einmal in Freiburg
gewohnt“, sagte sie leichthin. Als sie Pfeifers säuerlichen Gesichtsausdruck
wahrnahm, lenkte sie schnell ein. „Naja, ist auch egal. Kann ja nicht jeder
immer alles wissen. Bolander ist jedenfalls ein hohes Tier dort im Umkreis und
der Fall erregt einiges Aufsehen.“
„Hmm“, nachdenklich sah Pfeifer aus dem Fenster.
Eine 17-Jährige. So jung. Das barg immer eine gewisse Tragik. „Wann und wie ist
sie gestorben?“, fragte er.
„Ein Restaurantgast hat sie vorgestern spätabends
gefunden. Besser gesagt, er hat das Floß mit ihrer Leiche darauf entdeckt.“
„Bitte was?“ Pfeifer dachte, er habe sich
vielleicht verhört. „Ein Floß?“, hakte er deshalb vorsichtshalber nach.
Beate setzte zu einer weiteren Erklärung an: „In
diesem Stadtgarten gibt es einen kleinen See oder eine Art zu groß geratenen
Ententeich, nenn es wie du willst, in dessen Mitte befindet sich normalerweise
so eine Art Floß mit Häuschen für die Enten und Gänse.“
„Aha?“
Beate ließ sich nicht beirren und fuhr ungerührt
fort: „Nun, das Häuschen war nicht mehr da. Dafür aber Silke Bolander.
Aufgebahrt in einem Meer aus Kerzen und Blumen. Um sie herum ein ganzes Heer
aus Milchkännchen und Weinkrügen. Außerdem trug sie eine Art Amulett um den
Hals. Irgendeine Gottheit, sagt Bode. Leander versucht gerade herauszufinden,
was das für ein Ding ist und was es mit der Aufbahrung auf sich hat. Seit
gestern Nachmittag befindet sich Silkes Leiche in der Pathologie in Freiburg.
Dr. Bode ist, wie gesagt, bereits dran. Er wollte sich wieder melden, sobald er
Näheres zu den Todesumständen sagen kann. Er war ziemlich angesäuert darüber,
dass er sich nicht selbst ein Bild vom Tatort machen konnte und dass die Leiche
einen kleinen Umweg über das Kühlhaus des Acherner Leichenbestatters machen
musste, bevor er sich um
Weitere Kostenlose Bücher