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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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stets die besseren Karten. »Worum geht es, Dad?
    Du hast gesagt, es sei wichtig.«
    »Ist es auch.« Er schaute sie prüfend an.
    Rachel spürte ihren Schutzwall unter seinem Blick zerbröckeln.
    Sie verfluchte die Macht dieses Mannes. Seine Augen waren sein Kapital und seine Waffe, die ihm den Weg ins Weiße Haus freiräumen würde, wie Rachel annahm. Seine Augen konnten sich aufs Stichwort mit Tränen füllen, um im nächsten Moment wieder klar zu blicken und die leidenschaftliche Seele eines Mannes zutage treten zu lassen, der mit jedem einen Vertrauensbund zu schließen bereit war. Es geht immer nur um das Vertrauen, hatte er stets gesagt. Rachels Vertrauen hatte er schon vor Jahren verspielt; nun aber war er im Begriff, das Vertrauen des ganzen Landes zu gewinnen.
    »Ich möchte dir einen Vorschlag machen«, sagte Sexton. »Dir einen Rettungsring zuwerfen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich absaufe.«
    » Du säufst auch nicht ab, aber der Präsident. Du solltest das sinkende Schiff verlassen, bevor es zu spät ist.«

    »Haben wir das nicht schon einmal durchgekaut?«
    »Denk an deine Zukunft. Du kannst für mich arbeiten.«
    »Ich hoffe, das war nicht der Grund, dass du mich zum Frühstück eingeladen hast.«
    Die gelassene Fassade des Senators begann zu bröckeln. »Begreifst du denn nicht, Rachel, dass es ein schlechtes Licht auf mich wirft, wenn du für ihn arbeitest? Und es ist schlecht für meinen Wahlkampf.«
    Rachel seufzte. »Dad, ich arbeite nicht für den Präsidenten. Ich habe ihn noch nie getroffen. Ich arbeite in Fairfax!«
    »Politik ist das, was rüberkommt. Und es kommt nun mal rüber, dass du für den Präsidenten arbeitest.«
    Rachel atmete tief aus und versuchte, Ruhe zu bewahren. »Dad, ich habe hart geschuftet, um diesen Job zu kriegen. Ich werde jetzt nicht alles hinschmeißen.«
    Die Augen des Senators wurden schmal. »Manchmal bist du ganz schön selbstsüchtig…«
    »Senator Sexton?« Ein Reporter erschien neben dem Tisch.
    Sextons Zorn verflog augenblicklich. Rachel seufzte innerlich und nahm sich ein Croissant aus dem Körbchen auf dem Tisch.
    »Ralph Sneeden von der Washington Post«, stellte der Reporter sich vor. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Lächelnd tupfte sich der Senator mit der Serviette den Mund.
    »Mit Vergnügen, Ralph. Legen Sie los, mein Kaffee wird sonst kalt.«
    Sneeden lachte pflichtschuldig, brachte ein Diktiergerät zum Vorschein und schaltete es ein. »Senator, in Ihren Fernsehspots setzen Sie sich für gleiche Entlohnung und die Gleichbehandlung von Frauen am Arbeitsplatz ein. Außerdem streben Sie Steuererleichterungen für junge Familien an. Könnten Sie uns erläutern, welche Überlegungen Sie dazu gerührt haben?«
    »Selbstverständlich. Starke Frauen und starke Familien sind mir eine Herzensangelegenheit. Und Kinder sind nach meiner festen Überzeugung unser aller Zukunft.«
    Rachel verschluckte sich beinahe an ihrem Croissant. Ihr Vater war schon auf das Niveau von Schnulzentexten gesunken.
    »Sie haben in den Umfrageergebnissen der letzten Wochen einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. Der Präsident hat allmählich Grund zur Sorge. Wie erklären Sie sich das?«
    »Ich glaube, es geht hier grundsätzlich um das Vertrauen. Die Amerikaner begreifen allmählich, dass sie nicht darauf vertrauen können, dass ihr derzeitiger Präsident in der Lage ist, die harten Entscheidungen zu treffen, vor denen unser Land steht. Explodierende Staatsausgaben treiben unser Land täglich tiefer in die Schuldenfalle. Die Amerikaner merken, dass es an der Zeit ist, weniger auszugeben und mehr auszurichten.«
    Der Piepser in Rachels Handtasche meldete sich. Der Senator quittierte die Unterbrechung mit einem ungnädigen Blick.
    Rachel angelte den Piepser aus der Tasche. Zur Bestätigung, dass der berechtigte Empfänger das Gerät in der Hand hielt, gab sie eine fünfstellige Zahlenkombination ein, worauf das Piepsen endete. Das Display begann zu blinken. In fünfzehn Sekunden würde die verschlüsselte Nachricht eintreffen.
    Der Reporter lächelte den Senator an. »Ihre Tochter ist augenscheinlich eine viel beschäftigte Frau. Schön, dass Sie beide trotzdem noch die Zeit finden, miteinander zu essen.«
    »Wie ich schon sagte, die Familie kommt zuerst.«

    Sneeden nickte. »Darf ich fragen, Senator, wie Sie und Ihre Tochter mit Ihrem Interessenkonflikt umgehen?«
    »Interessenkonflikt?« Senator Sexton legte mit dem Ausdruck ehrlicher Verwirrung den Kopf

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