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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spuckte aus und verstummte.
    Artjom saß still und vermied es, den Veteranen von seinen Erinnerungen abzulenken. Nur selten hatte er Gelegenheit, derart detaillierte Informationen darüber zu erhalten, was damals geschehen war. Aber der Wachmann schwieg, in Gedanken vertieft. Artjom wartete eine Weile, dann wagte er es, eine Frage zu stellen, die ihn schon seit Langem beschäftigte. »In anderen Städten gab es doch auch U-Bahnen? Haben denn sonst nirgends Menschen überlebt? Haben Sie als Funker nie irgendwelche Signale empfangen?«
    »Nein, da war nichts. Aber du hast recht. In Petersburg müssen sich auch Menschen gerettet haben, die Metrostationen dort liegen sehr tief, einige sogar tiefer als bei uns. Und angelegt sind sie genauso. Ich erinnere mich, dass ich als junger Mann mal dort gewesen bin. Auf einer Linie waren die Gleise gar nicht zugänglich, sondern da waren so große Eisentore. Wenn der Zug kam, gingen die Tore gleichzeitig mit den Zugtüren auf. Ich habe damals alle möglichen Menschen gefragt, aber niemand konnte mir erklären, warum das so war. Einer meinte, das sei ein Schutz vor Überflutung, ein anderer wiederum, dass die einfach beim Innenausbau Geld sparen wollten. Aber dann hab ich einen der Metrobauer kennengelernt, der sagte mir, dass beim Bau der Linie die Hälfte seiner Brigade von irgendwem aufgefressen wurde. Und bei den anderen soll es genauso gewesen sein. Nur die abgenagten Knochen seien noch übrig gewesen und das Werkzeug. Der Bevölkerung hat man damals natürlich nichts gesagt, aber um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, hat man auf der ganzen Linie diese Eisentüren eingebaut. Und jetzt denkt mal zurück, wann das war ... Was später dabei rausgekommen ist, mit all der Strahlung, kann man sich nur schwer vorstellen.«
    In diesem Moment näherte sich Melnik dem Kontrollpunkt. Ein kleiner, gedrungener Mann begleitete ihn, mit breitem Kinn, kurzem Bart und tief liegenden Augen. Beide trugen Schutzanzüge und große Rucksäcke auf den Schultern. Melnik sah Artjom schweigend an, stellte ihm eine große schwarze Tasche vor die Füße und deutete auf eines der Armeezelte.
    Artjom betrat das Zelt, öffnete die Tasche und holte einen schwarzen Overall heraus, ähnlich dem, den Melnik und sein Partner trugen. Darunter kamen eine etwas ungewöhnliche Gasmaske mit großem Sichtglas und zwei schräg angebrachten Filtern, große Schnürstiefel und vor allem eine neue Kalaschnikow mit Laserzielvorrichtung und abklappbarer Schulterstütze zum Vorschein; eine solche Waffe hatte Artjom bisher nur bei den Eliteeinheiten der Hanse gesehen, die auf der Ringlinie mit ihren Schienenfahrzeugen patrouillierten. Außerdem fand Artjom in der Tasche noch eine lange Taschenlampe und einen runden, mit Stoff bezogenen Helm.
    Er hatte sich noch nicht ganz umgezogen, als der Zelteingang aufklappte und Danila hereinkam, die gleiche riesige Tasche in der Hand. Beide blickten einander verwundert an.
    Artjom begriff als Erster, was los war, und fragte spitz: »Ach was, du kommst mit? Das Ich-weiß-nicht-was suchen?«
    »Was es ist, weiß ich schon«, parierte Danila. »Aber wie du es dort finden willst, ist mir ein Rätsel.«
    »Mir auch«, gestand Artjom. »Es hieß, man würde es mir schon erklären. Ich warte noch immer.«
    »Und mir haben sie gesagt, dass ich einen Hellsichtigen begleiten soll, der spüren wird, wohin wir gehen müssen.«
    Artjom schnaubte. »Was, ich soll dieser Hellsichtige sein?«
    »Die Ältesten glauben, dass du eine besondere Gabe hast. Irgendwo in unseren Büchern gibt es eine Weissagung, dass ein junger, vom Schicksal geführter Mann kommen wird, der die verborgenen Geheimnisse der Großen Bibliothek enträtseln kann. Er wird finden, was unsere Kaste seit einem Jahrzehnt vergeblich sucht. Die Ältesten sind überzeugt, dass du dieser Mensch bist.«
    »Ist es das Buch, von dem du gesprochen hast?«
    Danila schwieg lange, dann nickte er. »Du musst es erspüren. Wenn du wirklich >der vom Schicksal Geführte< bist, wirst du gar nicht lange durch die Magazine streifen müssen. Das Buch wird dich finden.« Er blickte Artjom prüfend an. »Was bekommst du dafür?«
    Geheimniskrämerei war jetzt sinnlos. Dennoch machte es Artjom stutzig, dass Danila nichts von der Gefahr für die WDNCh und von den Bedingungen seiner Abmachung mit dem Rat wusste. Mit kurzen Worten schilderte er ihm, worum es in dem Vertrag ging und welche Katastrophe er abzuwenden versuchte. Danila hörte ihm aufmerksam bis zum

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