Metro2033
>Du stirbst ...< Aus irgendeinem Grund fiel Artjom das Gespräch zwischen Hunter und Suchoj ein, und er hörte seinen Stiefvater deutlich sagen: > Vielleicht ist dort ja gar nichts .. .< Du stirbst, und es gibt keine Fortsetzung. Schluss. Nichts bleibt mehr. Irgendjemand wird sich vielleicht noch an dich erinnern, aber auch nicht lange. >Deine Sippen sterben< - oder wie hatte es geheißen? Artjom schauderte, und als Michail Porfirjewitsch nach kurzer Zeit die Stille wieder unterbrach, war er ganz froh darüber.
»Sie haben nicht zufällig den gleichen Weg wie wir? Nur bis zur Puschkinskaja? Sie werden dort doch nicht aussteigen wollen - ich meine, die Gleise verlassen? Das würde ich Ihnen auf keinen Fall empfehlen. Sie können sich nicht vorstellen, was dort vor sich geht. Vielleicht kommen Sie doch lieber mit zu uns, zur Barrikadnaja? Ich würde mich liebend gerne mit Ihnen unterhalten!«
Wieder konnte Artjom nur nicken und etwas Unverständliches murmeln. Schließlich konnte er nicht dem Erstbesten, selbst so einem harmlosen Alten, einfach das Ziel seiner Reise verraten. Auf diese Weise abgespeist, verstummte auch Michail Porfirjewitsch wieder.
Ziemlich lange gingen sie, ohne dass jemand etwas sagte. Hinter ihnen schien alles ruhig zu bleiben, so dass Artjom endlich ein wenig lockerer wurde. Bald wurden in der Ferne Lichter erkennbar, zunächst schwach, dann immer heller. Sie näherten sich der Station Kusnezki Most.
Die dort herrschenden Regeln waren Artjom nicht bekannt, also beschloss er seine Waffe lieber so gut wie möglich wegzupacken. Er wickelte sie in ein gestreiftes Hemd und steckte sie tief in den Rucksack.
Der Kusnezki Most war eine bewohnte Station, und etwa fünfzig Meter vor dem Aufgang zum Bahnsteig befand sich mitten auf dem Gleis ein durchaus ansehnlicher Kontrollpunkt. Allerdings nur ein einziger, mit einem Scheinwerfer - der jedoch nicht in Betrieb war - und einem voll ausgerüsteten MG-Posten. Das Maschinengewehr war verhüllt, daneben saß ein beleibter Mann in einer abgetragenen grünen Uniform und löffelte einen undefinierbaren Brei aus einer zerkratzten Soldatenschüssel. Zwei weitere Männer in ähnlichem Aufzug und mit groben Armeegewehren über den Schultern kontrollierten penibel die Pässe der Ankömmlinge. Vor ihnen hatte sich eine kleine Schlange gebildet - die letzten Flüchtlinge aus Kitai-gorod, die an Artjom vorbeigelaufen waren, während er sich mit Michail Porfirjewitsch und Wanetschka abgemüht hatte.
Die Soldaten ließen die Leute nur langsam und unwillig passieren. Einem jungen Mann hatten sie sogar den Zutritt verweigert, und nun stand er verwirrt und ratlos an der Seite und versuchte sich immer wieder dem Kontrolleur zu nähern, der ihn jedes Mal zurückstieß und den Nächsten heranrief. Jeder der Ankömmlinge wurde sorgfältig durchsucht. Bei einem Mann entdeckten die Kontrolleure eine Makarow, stießen ihn aus der Reihe, und als er versuchte zu protestieren, nahmen sie ihn in Polizeigriff und führten ihn ab.
Artjom sah sich unruhig um, denn ihm schwante Übles. Michail Porfirjewitsch blickte ihn verwundert an, worauf Artjom ihm zuflüsterte, er sei ebenfalls bewaffnet. Doch Michail Porfirjewitsch nickte beruhigend und versprach, es werde nichts passieren. Artjom sah den Alten zweifelnd an - der nur lächelte und geheimnisvoll schwieg.
Bald waren sie an der Reihe. Die Grenzer waren gerade dabei, den Plastiksack einer unglücklichen Frau von vielleicht fünfzig Jahren auszuräumen. Diese begann sofort zu schimpfen, bezeichnete sie als Ungeheuer und Schande für die Menschheit. Innerlich musste Artjom ihr recht geben. Nachdem der Wachmann eine Weile in der Tüte herumgekramt hatte, zog er mit zufriedenem Pfeifen aus einem Haufen dreckiger Unterwäsche ein paar Infanteriegranaten hervor und blickte die Frau fragend an.
Artjom war überzeugt, nun eine rührende Geschichte von einem Enkelsohn zu hören, der diese seltsamen Dinger für seine Arbeit als Schweißer brauchte oder etwas in der Art. Doch stattdessen trat die Frau einige Schritte zurück, stieß einen zischenden Fluch aus und stürzte zurück in den Tunnel, um sich in der Dunkelheit zu verbergen. Der MG-Schütze stellte den Napf beiseite und griff nach seiner Maschine, aber einer der Grenzer - offenbar der Befehlshaber des Postens - hielt ihn mit einer Geste zurück. Während der Schütze enttäuscht schnaubte und sich wieder seinem Brei widmete, trat Michail Porfirjewitsch einen Schritt vor und hielt
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