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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ver­stand ist ein we­nig … zu ra­tio­nal. Und was sein Pro­blem an­be­langt, nun, Pi­la­tus stell­te vor drei­tau­send Jah­ren die­sel­be Fra­ge, und ich kann mich nicht ent­sin­nen, daß sie je­mals be­ant­wor­tet wur­de. Es ist die Fra­ge, die die Trieb­fe­der für je­de For­schung war, seit es so et­was wie For­schung gibt.
    Doch bis zum heu­ti­gen Tag ist die­se Fra­ge noch nie­mals fa­tal ge­we­sen. Nor­mans Fra­ge lau­tet ein­fach: Was ist Wahr­heit ?“
    Es trat ei­ne kur­ze Pau­se ein, dann fuhr Nehr­al fort.
    „Er selbst hat sie noch nicht aus­ge­spro­chen. Er weiß gar nicht, daß er sie ge­stellt hat. Aber wir wis­sen es, weil wir Zu­gang zu sei­nem Ver­stand ha­ben. Das ist die Fra­ge, die er selbst nicht be­ant­wor­ten kann und die da­für ver­ant­wort­lich ist, daß er ge­le­gent­lich aus sei­ner Hyp­no­se er­wacht. Bis­her wa­ren es nur blitz­ar­ti­ge Ein­bli­cke. Se­kun­den­bruch­tei­le ra­tio­na­ler Wahr­neh­mung. Aber für ihn war das schon schlimm ge­nug. Er hat die Stadt so ge­hört und ge­se­hen wie sie ist.“
    Wie­der ei­ne Pau­se. Fle­mings Ge­dan­ken ras­ten.
    „Das ist das ein­zi­ge Pro­blem, das wir nicht mit­tels Hyp­no­se lö­sen kön­nen“, fuhr Nehr­al fort. „Wir ha­ben es ver­sucht, aber es ist sinn­los. Nor­man ist eben ei­ne ganz be­son­de­re Per­sön­lich­keit. Er sucht nach der Wahr­heit.“
    „Er sucht nach der Wahr­heit“, sag­te Fle­ming nach­denk­lich. „Aber … muß er sie denn auch fin­den?“
    Sei­ne Ge­dan­ken ras­ten zu Nehr­als Ge­hirn, Stahl auf Feu­er­stein, und ent­zün­de­ten dort ei­ne Flam­me.
     
    Drei Wo­chen spä­ter be­zeich­ne­te der Psy­cho­lo­ge Nor­man als ge­heilt, wor­auf er so­fort Mia hei­ra­te­te. Sie fuh­ren hoch zum Fünf­ten Mo­nu­ment, wo sie Händ­chen hiel­ten.
    „So­lan­ge du ver­stehst …“, sag­te Nor­man.
    „Ich ge­he mit dir“, sag­te sie. „Über­all­hin.“
    „Nun, es wird je­den­falls nicht gleich mor­gen sein. Ich hat­te einen falschen Weg ein­ge­schrit­ten. Man stel­le sich doch nur vor, die Bar­rie­re über­win­den! Nein, ich muß Bö­ses mit Bö­sem ver­trei­ben. Die Bar­rie­re ist das Re­sul­tat von Na­tur­ge­set­zen. Es ist kein Ge­heim­nis, wie sie er­schaf­fen wur­de. Aber wie man sie wie­der ver­nich­ten kann – das seht auf ei­nem an­de­ren Blatt.“
    „Sie sa­gen, sie kann nicht zer­stört wer­den. Ei­nes Ta­ges wird sie von selbst ver­schwin­den, Bill.“
    „Wann? Dar­auf wer­de ich nicht war­ten. Es kann al­ler­dings Jah­re dau­ern, denn ich muß zu­erst ler­nen, wie ich mei­ne Waf­fen rich­tig ein­set­zen kann. Das wird jah­re­lan­ge Stu­di­en und prak­ti­sche For­schun­gen er­for­dern. Aber we­nigs­tens ha­be ich nun ein Ziel.“
    „Man kann nicht über Nacht zum Ex­per­ten für Kern­phy­sik wer­den.“
    Er leg­te la­chend den Arm um ih­re Schul­ter. „Das er­war­te ich auch nicht. Ei­nes nach dem an­de­ren. Zu­erst muß ich ein­mal ein gu­ter Phy­si­ker wer­den. Ehr­lich und Pas­teur und Cu­rie – sie hat­ten einen An­trieb, ei­ne Mo­ti­va­ti­on. Das ha­be ich jetzt auch. Ich weiß, was ich will. Ich will hin­aus.“
    „Bill, wenn du schei­tern soll­test …“
    „Da­mit rech­ne ich, je­den­falls an­fangs. Aber im End­ef­fekt wer­de ich nicht schei­tern. Ich weiß, was ich will. Hin­aus!“
    Sie rück­te nä­her zu ihm, und dann sa­hen sie bei­de schwei­gend hin­ab auf die freund­li­che Ku­lis­se der Stadt. Ich kann es ei­ne Wei­le er­tra­gen, dach­te Nor­man. Be­son­ders mit Mia. Nun, da der Psy­cho­lo­ge mein Pro­blem be­sei­tigt hat, kann ich mich an die Ar­beit ma­chen.
    Über ih­nen ging von der Ku­gel an der Spit­ze des Mo­nu­men­tes ein sanf­tes Licht aus.
    „Mia …“
    „Ja?“
    „Ich weiß jetzt, was ich will.“
     
    „Aber er weiß es nicht“, sag­te Fle­ming.
    „Stimmt schon“, mein­te Nehr­al fröh­lich. „Er wuß­te im Grun­de ge­nom­men nie, wie sein Pro­blem aus­sah. Sie ha­ben die Ant­wort ge­fun­den. Nicht die, die er woll­te, aber die bes­te. Ver­drän­gung, Ab­len­kung, Sub­li­mie­rung – der Na­me spielt kei­ne Rol­le. Im Prin­zip war es die­sel­be Be­hand­lung wie das Um­lei­ten von Sa­dis­mus in wohl­tä­ti­ge

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