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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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blas­sen Schim­mer auf die Er­de warf.
    Die Le­der­män­ner auf der Stra­ße un­ter­hiel­ten sich. Sie fühl­ten sich top­fit und si­cher. Es war warm drau­ßen, und ir­gend­wie kam mir das al­les plötz­lich so­gar ge­müt­lich vor. Ich hat­te kei­ne Ah­nung, daß sie schon in dem Haus wa­ren, Van Damm. Erst als ich mein­te, ich soll­te jetzt auch ei­ne Müt­ze voll Schlaf neh­men, wenn ich das Ta­ges­licht (von der Son­ne zu re­den, wä­re, glau­be ich, blas­phe­misch) noch mal se­hen woll­te, kro­chen sie aus ih­ren Ver­ste­cken und fie­len über uns her.
    Sie mach­ten uns zur Schne­cke, Van Damm, weißt du noch? Du warst zwar ziem­lich weg vom Fens­ter, aber das wirst du ja auch ge­spürt ha­ben. Sie schlepp­ten uns auf die Stra­ße, war­fen uns in einen Kä­fig­wa­gen und brach­ten uns in die­sen naß­kal­ten Kel­ler, wo schon Dut­zen­de von an­de­ren hock­ten, die nur noch Schat­ten ih­rer selbst wa­ren. Der Traum war aus für uns. Es war nichts mehr mit Aus­stei­gen. Wir wa­ren wie­der in der Müh­le drin.
    Ja, Van Damm, es war ein un­gu­tes Er­wa­chen für uns, als sie uns am nächs­ten Mor­gen vor die Ver­hör­kom­man­dos schlepp­ten, die sich zu­nächst mit Freund­lich­kei­ten („Wir brau­chen ’nen Kron­zeu­gen, Mann, und Sie se­hen ganz so aus, als könn­ten Sie das wer­den.“), dann mit Dro­hun­gen („Al­so, wenn du jetzt nicht aus­packst, Kum­pel, kann ich für nix mehr ga­ran­tie­ren.“) und schließ­lich mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten al­le Mü­he ga­ben, das aus uns raus­zu­ho­len, was sie wis­sen woll­ten.
    Ich ha­be dicht­ge­hal­ten, Van Damm, bei Gott; denn ich wuß­te, sie hät­ten uns kei­ne Chan­ce mehr ge­ge­ben, wenn ich ge­re­det hät­te. Ich weiß nicht mehr, wie ich die­sen Tag über­lebt ha­be, Van Damm, nach al­lem, was sie mir an­ta­ten, und der Jau­che, die sie mir zu trin­ken ga­ben. Ir­gend­wie ha­be ich ihn über­stan­den. Ich weiß nicht wie, aber viel­leicht ein­fach des­we­gen, weil ich einen har­ten Schä­del ha­be und nie be­son­ders red­se­lig ge­we­sen bin.
    Weißt du noch, Van Damm, wie sie uns trenn­ten? Wie sie in die Zel­le ka­men und wir dach­ten, jetzt hat un­ser letz­tes Stünd­lein ge­schla­gen, nun wer­den sie uns die Kno­chen ein­zeln zer­bre­chen? Daß sie es nicht ta­ten, Van Damm, war un­ser Glück, das sa­ge ich dir. Du kannst nicht wis­sen, was sie mit mir mach­ten, weil du so­fort weg warst, aber ich weiß es, al­ter Jun­ge, und ich wer­de es wohl auch nie ver­ges­sen.
    Sie ha­ben so ih­re Me­tho­den, weißt du? Daß sie ei­nem die Kno­chen bre­chen, kommt nur vor, wenn ir­gend­ein un­ter­ge­ord­ne­ter Dienst­grad was auf ei­ge­ne Faust raus­zu­be­kom­men ver­sucht. Wenn Of­fi­zie­re da­bei sind, Van Damm, geht es an­ders. Ich will nicht viel dar­über re­den, weil es zu schreck­lich war und ich mich nicht ger­ne dar­an er­in­ne­re. Ich sa­ge nichts, Van Damm, kei­ne Sor­ge. Nur so­viel: Es war die Höl­le. Ich ver­lor ein dut­zend­mal die Be­sin­nung und dann ein Au­ge. Ich ha­be kei­nen Zahn mehr, Van Damm, aber das hat nichts da­mit zu tun, daß man mir die Zäh­ne et­wa aus­ge­schla­gen hät­te. Sie ha­ben sie mir ein­fach ge­zo­gen, weißt du, ob­wohl sie noch ganz gut wa­ren, und ich, wie du weißt, nie die Hil­fe von Zahnklemp­nern vor­her in An­spruch hat­te neh­men müs­sen.
    Sie woll­ten al­les von mir wis­sen, Van Damm; al­les, was die an­de­ren Kopf und Kra­gen ge­kos­tet hät­te. Sie woll­ten Na­men wis­sen, Ver­ste­cke, wel­che Waf­fen wir hät­ten und wer uns mit Pa­pie­ren ver­sor­ge, wo un­se­re Treib­stoff­la­ger sei­en und un­se­re Dru­cke­rei­en, wer un­se­re Kon­takt­leu­te in den Le­der­mann-Re­vie­ren und den Com­pu­ter­zen­tren sei­en, wer uns be­zahl­te und so wei­ter. Wer uns be­zahl­te!
    Ich hät­te mich tot­la­chen kön­nen, Van Damm, wä­re es nicht so ent­setz­lich ge­schmack­los ge­we­sen. Sie ha­ben sich al­le Mü­he ge­ge­ben, Van Damm, das kannst du mir glau­ben. Ich war mehr­mals drauf und dran, mit al­lem Schluß zu ma­chen und ih­nen rei­nen Wein ein­zu­schen­ken – aber im­mer, wenn ich mein­te, jetzt hast du die Gren­ze dei­ner Be­last­bar­keit er­reicht, fie­len mir die an­de­ren ein,

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