Metropolis brennt
Kanäle. Wir haben Norman zu einem Kompromiß verholfen. Er weiß immer noch nicht, wonach er sucht, aber er wurde zu dem Glauben hypnotisiert, daß er es außerhalb der Stadt finden kann. Legt man vor einen Verhungernden Essen außerhalb seiner Reichweite, so führt das zu einer Neurose. Gibt man aber dem Mann das Material, mit dem er eine Brücke bauen kann, so wird seine Energie in nützliche Bahnen gelenkt. Norman wird sein Leben der Forschung verschreiben, und womöglich wird er einige bedeutende Entdeckungen machen. Er ist wieder normal. Er steht unter vorbeugender Hypnose. Und er wird immer denken, daß es einen Weg nach draußen gibt.“
„Durch die Barriere? Es gibt keinen.“
„Selbstverständlich nicht. Aber Norman konnte die hypnotische These akzeptieren, daß es ihn eben doch gibt, wenn er ihn nur finden kann. Wir haben ihm das Material gegeben, mit dem er seine Brücke bauen kann. Er wird scheitern, aber er wird sich niemals entmutigen lassen. Er sucht nach der Wahrheit. Und wir haben ihm gesagt, daß er sie außerhalb der Barriere finden kann. Und auch, daß es einen Weg nach draußen gibt. Jetzt ist er glücklich. Er bringt das Rettungsboot nicht mehr zum Schwanken.“
„Wahrheit …“, sagte Fleming, und dann: „Nehral, ich habe mich gefragt …“
„Was?“
„Gibt es überhaupt eine Barriere?“
„Aber die Stadt hat überlebt!“ sagte Nehral. „Von außen konnte nichts jemals die Barriere durchdringen.“
„Angenommen, es gibt überhaupt keine Barriere“, sagte Fleming. „Von außen könnte die Stadt wie … wie ein Hochofen aussehen. Sie ist unbewohnbar. Wir können die wahre Stadt nicht sehen, ebensowenig wie die Bürger, weil sie hypnotisiert sind. Würden Sie sich freiwillig in einen Ofen begeben? Nehral, vielleicht ist die Stadt ihre eigene Barriere.“
„Können wir die Barriere wahrnehmen? Ja. Die Bürger sehen sie …“
„Sehen sie sie wirklich? Oder wir? Oder ist sie auch nur ein Teil der Hypnose, ein Teil, von dem wir nichts wissen? Nehral – ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es eine Barriere, und vielleicht verschwindet sie, wenn ihre Halbwertszeit abgelaufen ist. Aber nehmen wir doch einmal an, wir denken nur, daß es eine Barriere gibt.“
„Aber …“, sagte Nehral, verstummte dann aber. „Das würde ja bedeuten, daß Norman wirklich einen Weg hinaus finden könnte!“
„Ich frage mich, ob die Erbauer das nicht so geplant hatten“, sagte Fleming.
Ronald M. Hahn
Heil dir Utopia – aber auf unsere Art
Sag, Van Damm, weißt du noch wie’s war, damals, als die Ledermänner diese verräucherte Kaschemme stürmten, in der wir bei einem Glas Bier saßen, schwitzten und uns fragten, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie uns auf die Schliche kämen und uns einen Kopf kürzer machten?
Sie waren da, ehe wir auch nur den ersten Halben geleert hatten, und sie sahen mit den schweren Helmen auf dem Kopf verdammt gefährlich aus. Sie gingen kein Risiko ein, sondern vernebelten den ganzen Laden auf einen Schlag, kaum daß uns die Scherben der Frontscheibe um die Ohren geflogen waren. Sie spritzten uns irgendeinen chemischen Dreck ins Gesicht, und die anderen Leute, die nicht wie wir das Glück hatten, ganz hinten zu sitzen, kriegten glasige Augen, schnappten nach dem Sauerstoff, der längst nicht mehr da war, fielen um und husteten sich das Leben aus dem Leib.
Wir hatten mehr Glück, Van Damm, denn wir hatten da gerade die Gläser an den Lippen und prosteten uns zu, weil wir ahnten, daß wir keine Chance mehr hatten. Wir verdankten es einem Mund voll Flüssigkeit, daß wir dem Gasangriff ein bißchen länger widerstanden.
Mensch, Van Damm, als wir die rosa Wolke auf uns zurasen und die Leute krepieren sahen, dachten wir wohl beide, jetzt würden wir abschmieren. Aber dann sahen wir uns um,
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