Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Mi­kro­film­samm­lung von Kom­man­deur Ro­sels­ky kommt un­ter den Ham­mer. Es er­tö­nen lau­tes Hal­lo und ge­nie­ße­ri­sche Schnalz­lau­te.
    „Im Grun­de ist al­les nur ei­ne Fol­ge des per­ma­nen­ten se­xu­el­len Not­stands“, spricht der Geo­lo­ge sei­nen Si­tua­ti­ons­be­richt in das Mi­kro­fon. „Ich er­war­te nicht, daß ihr Bü­roär­sche über­haupt ver­steht, was ich mei­ne, aber wir lei­den hier un­ter ei­ner dra­ma­ti­schen Stei­ge­rung der Se­xual­de­lik­te. Die Un­zucht hat sich als größ­te Be­dro­hung des Astro­nau­ten­korps seit der Nie­der mit der Raum­fahrt -Kam­pa­gne er­wie­sen. Mich schau­dert, wenn ich dar­an den­ke, wel­che Ar­gu­men­te man die­sen Krei­sen in die Hand ge­ben könn­te, wenn man sie of­fen und aus­führ­lich über un­se­re de­so­la­te Si­tua­ti­on in­for­miert. Dies ist kei­ne Dro­hung, ihr Ba­star­de. Wir sind ver­zwei­felt, aber loy­al. Das könnt ihr den elen­den Ba­star­den im Ei­fel-Bun­ker aus­rich­ten. Die Rus­sen auf Ga­ny­med ha­ben uns ei­ne Hun­dert­li­ter­son­de Wod­ka an­ge­bo­ten. Wir lehn­ten ab. Wir ver­trau­en dar­auf, daß in den nächs­ten Ta­gen ei­ne Ver­sor­gungs­son­de lan­det. Es fehlt nicht nur an Whis­ky. Al­les ist knapp. Vor al­lem brau­chen wir Frau­en. Vor den Ma­le -Ent­span­nern im Wasch­saal ste­hen täg­lich lan­ge Schlan­gen. Trotz­dem wur­de der Bei­mi­schung von Bar­bi­tu­ra­ten in die ra­tio­nier­ten Nah­rungs­mit­tel von al­len Sei­ten ener­gisch wi­der­spro­chen. Das be­las­tet selbst­ver­ständ­lich auch die Fort­schrit­te der For­schungs­ar­beit. Die che­mi­sche Ab­tei­lung hat sich seit ges­tern der Pro­duk­ti­on von chro­no­pa­thi­schen Hal­lu­zi­no­ge­nen ver­schrie­ben. Der Stell­ver­tre­ten­de Kom­man­deur ist ins Eo­zoi­kum ver­setzt wor­den und hält sich für ein Ur­tier­chen. Kein Aas weiß, wie lan­ge die Dro­ge wirkt. Das gan­ze Pro­jekt steckt vol­ler Un­si­cher­hei­ten. Wer un­ter die­sen Um­stän­den Welt­raum­for­schung be­trei­ben will, dem muß jeg­li­cher Ver­stand ab­han­den ge­kom­men sein.“
    Der Geo­lo­ge holt tief Luft und nimmt einen großen Schluck Wod­ka.
    Jen­seits der Hü­gel, an der Küs­te des stil­len Schwe­fel-Ozeans, liegt zer­bors­ten die Raum­fäh­re mit dem ro­ten Stern.
    Die eis­kal­ten Bur­schen von Io ha­ben der Raum­fahrt­be­hör­de wie­der ein­mal ein Schnipp­chen ge­schla­gen.
     
    Die Hal­de ist die schmut­zi­ge Gren­ze zwi­schen den Vil­len und Wohn­tür­men oben am Hang und den Trüm­mer­stra­ßen und Faß­sied­lun­gen tief un­ten im Tal. Schon schiebt sich die Mor­gen­son­ne hin­ter den Berg­kup­pen her­vor, und in ih­rer fri­schen Hel­lig­keit er­in­nern die Horch­sta­tio­nen und Ra­ke­ten­stel­lun­gen auf dem dicht­be­wal­de­ten Ost­teil der Hän­ge an Pil­ze aus Stahl. Es ist kalt. Ei­ne mil­de Bri­se weht den Ge­ruch von Fäul­nis durch die Stra­ßen.
    Pi­ke be­wegt sich in der Mit­te der Fahr­bahn. Hier und da ist das Pflas­ter auf­ge­bro­chen und ent­hüllt den Strand. An der Stra­ßen­e­cke sta­peln sich wurm­sti­chi­ge Schrän­ke, ver­gilb­te Ge­mäl­de und Stüh­le, de­ren Pols­te­rung von Mäu­sen an­ge­nagt ist. Zwei öl­ver­schmier­te Män­ner han­tie­ren mit schwe­ren Werk­zeu­gen und re­stau­rie­ren einen Mer­ce­des 280-SL. Das Häm­mern von Me­tall auf Me­tall hallt wie ein dump­fes Glo­cken­spiel über die Kreu­zung. Tau hat die Au­towracks be­netzt.
    Die Nacht ist ge­wi­chen.
    Auch das müs­sen die un­er­schro­cke­nen jun­gen Män­ner von Io ent­beh­ren, sagt sich Pi­ke. Auf dem Ju­pi­ter­mond wird es nie Tag. Frag­los füh­ren der­art un­güns­ti­ge Le­ben­sum­stän­de bin­nen Kür­ze zu tief­grei­fen­den Neu­ro­sen. Hät­te man das nicht be­den­ken sol­len, be­vor man das Raum­fahrt­pro­gramm aus­brü­te­te?
    Hät­te man, be­stä­tigt die te­le­pa­thi­sche Rat­te.
    Pi­ke bleibt ste­hen.
    Die te­le­pa­thi­sche Rat­te hockt auf dem ros­ti­gen Ei­sen­de­ckel ei­nes Gul­lys und putzt ih­re blü­ten­wei­ßen Bart­haa­re. Die Rat­te ist groß wie ein Kalb, schat­ten­grau und knopf­äu­gig. Seit fast ei­nem Jahr­zehnt haust sie in den

Weitere Kostenlose Bücher