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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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die so­gar ihr Früh­stück­sei nur mit Mi­ne­ral­was­ser kocht. Ei­ne rich­tig dral­le Pin­kel-Schnal­le von ge­ra­dem Wuchs und mit an­stän­di­gen Ma­nie­ren. Ei­ne, die selbst bei der Mor­gen­toi­let­te scham­haft den wohl­fri­sier­ten Kopf ab­wen­det und Bum­sen für ein chi­ne­si­sches Tief­kühl­ge­richt hält.“
    Was für ein Scheiß, denkt Pi­ke an­ge­wi­dert. Von sol­cher Art sind die Ge­sprä­che, die einen nor­ma­len Men­schen in den Wahn­sinn trei­ben.
     
    Das Ba­ro­me­ter zeigt ein Zehn­tel Mikro­bar an. Es ist fins­ter, und die dün­ne Schwe­fel­di­oxid-At­mo­sphä­re läßt sich noch im­mer nicht oh­ne schwer­wie­gen­de Fol­gen für die Ge­sund­heit at­men. Wie seit sechs­ein­halb Mo­na­ten bro­deln Ga­se und Flam­men aus dem Kra­ter des Kai­ser-Wil­helm-Vul­kans. Schwe­fel­schmel­ze strömt dun­kel die Hän­ge hin­ab. Die Tem­pe­ra­tur liegt bei mi­nus ein­hun­dert­neun­und­sieb­zig Grad Cel­si­us.
    „Die Käl­te ist un­ser größ­ter Feind, ihr dickär­schi­gen Af­fen dort un­ten“, sagt der Astro­geo­lo­ge vor­wurfs­voll in das Mi­kro­fon des Funk­ge­rä­tes. „Es be­steht die Ge­fahr, daß wir al­lein we­gen die­ser ver­damm­ten Käl­te nicht nur den Ver­stand, son­dern auch das Le­ben ver­lie­ren. Heu­te mor­gen ver­zehr­ten wir die letz­ten Ei­er­waf­feln. Be­greift ihr un­se­re La­ge jetzt? Die Raum­fahrt­be­hör­de ist ein ein­zi­ger Sau­hau­fen. Ver­mut­lich wer­den un­se­re An­for­de­rungs­lis­ten di­rekt an ir­gend­ei­nen Alt­pa­pier­händ­ler ver­hö­kert. Das War­tungs­per­so­nal sieht seit zwei Wo­chen nur noch die rus­si­schen Pro­pa­gan­da­sen­dun­gen, die von Ga­ny­med aus­ge­strahlt wer­den. Der Tod des Kom­man­deurs hat der Dis­zi­plin end­gül­tig den Rest ge­ge­ben. Hört ihr mich? Die Che­mi­ker ha­ben sich in den La­bo­ra­to­ri­en ein­ge­schlos­sen und stel­len il­le­ga­le Dro­gen her.“
    Der Astro­nom gibt einen ob­szö­nen Fluch von sich. „Das be­ein­druckt die­se Wich­ser nicht im min­des­ten. Selbst wenn wir die ekel­haf­tes­ten Aus­wüch­se pe­dan­tisch auf­lis­ten und zur Er­de fun­ken wür­den – die Bü­ro­hengs­te wi­schen sich da­mit nicht ein­mal den Arsch ab.“
    „Ein wei­te­res Schwei­gen“, droht der Astro­geo­lo­ge in das Mi­kro­fon hin­ein, „wird auf Io nur zu ei­ner wei­te­ren Ra­di­ka­li­sie­rung füh­ren. Wer über­nimmt da­für die Ver­ant­wor­tung? Der Di­rek­tor der Raum­fahrt­be­hör­de? Der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter? Viel­leicht der Kanz­ler selbst? Gott?“
    „Die­se Ba­star­de“, sagt der Astro­nom fins­ter, „hocken doch jetzt in ih­rem ga­ran­tiert atom­bom­ben­si­che­ren Bun­ker und las­sen sich von ih­ren Se­kre­tä­rin­nen die Ho­den mas­sie­ren. Je­sus Chris­tus, ich kann es mir di­rekt vor­stel­len.“
    Na­tür­lich steht der Astro­nom un­ter Dro­gen.
    In der Sta­ti­on auf Io ist nur noch der Astro­geo­lo­ge nüch­tern. Al­ler­dings läßt sei­ne Seh­kraft im­mer mehr nach. Das Bad mit dem de­fek­ten Raum­an­zug im na­hen Schwe­fe­l­ozean ist ihm er­war­tungs­ge­mäß nicht be­kom­men, und er muß im­mer den Kopf dre­hen, wenn der Astro­nom vor sich hin brab­belt, denn auf dem lin­ken Ohr ist er taub.
    Die La­ge der schnei­di­gen jun­gen Män­ner von Io ist tat­säch­lich pre­kär.
     
    „Und wenn ich kei­ne Pin­kel-Schnal­le krieg“, mur­melt Zel­ter, „wenn kei­ne frei­wil­lig ih­rem Pin­kel-Kerl ab­schwört, dann krall ich mir ei­ne mit Ge­walt.“
    Zel­ter ist alt und dünn und klein­wüch­sig. Pi­ke ki­chert bei dem Ge­dan­ken, wie ei­ne der Pin­kel-Schnal­len ihm mit der Hand­ta­sche den Schä­del ein­schlägt.
    „Ein völ­lig ab­we­gi­ger Ge­dan­ke“, sagt Tod. Er hus­tet, füllt Schnaps aus dem Ka­nis­ter in die Kon­ser­ven­büch­se, die ihm als Trink­be­cher dient, und nimmt einen kräf­ti­gen Schluck. Zel­ter igno­riert das Vi­deo. Er weiß, daß es kei­ne Riech­sen­sos be­sitzt.
    „Völ­lig ab­we­gig“, wie­der­holt Tod. „Kein Pin­kel wagt sich oh­ne mi­li­tä­ri­schen Be­gleit­schutz hin­un­ter ins Tal und ei­ne Pin­kel-Schnal­le schon gar nicht. Die hocken doch al­le hin­ter der Mau­er,

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