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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wenn die Tiere schon künstlich sind, weshalb sollten dann nicht …“
    „Zyniker. Man muß etwas dagegen tun … Ich habe es auch gelesen. Und andere ebenfalls. Damit kommen sie nicht durch, Vharn, der Wald ist wichtig. Sie dürfen nicht durchkommen. Sie zerstören einen Teil von einem der letzten Wald-Reservate, eine Erholungsstätte für die Arbeitenden …“
    „Und denken daran, ihn durch Kunstbäume zu ersetzen! Für weiß Gott wie viele Millionen Kunstbäume herstellen zu lassen, wo es doch viel einfacher wäre, das Übel endlich an der Wurzel zu bekämpfen. Die Umweltverschmutzung zu bekämpfen.“
    „Früher haben sie gesagt, der Wald sei durch den Energiedom geschützt, man brauche sich keine Sorgen mehr zu machen.“
    „Dabei waren dann allerdings die Menschen ausgeklammert. Schizophren. Ich plädiere dafür, Herr Minister: jedem seinen persönlichen Schutzschirm.“ Vharn lachte wieder.
    Sie schwieg, schien über seine und ihre letzten Worte nachzudenken. „Ich war, glaube ich, noch nie richtig einsam, aber wenn doch, dann hätte ich das als sehr schlimm empfunden. Ich weiß nicht. Ich habe mir noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Ich handle lieber spontan, deshalb ja auch meine Arbeit bei den Streetern. Vielleicht ist das meine Art, meine Einsamkeit zu retuschieren.
    Hier, im Wald, fühle ich mich auch irgendwie einsam, selbst mit dir, aber das kommt von dieser unnatürlichen Stille – und es ist nicht so schlimm. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dann ist es sogar schön. Wir sind es einfach nicht mehr gewohnt, weil wir ständig von Lärm umgeben sind. Vielleicht kommen deshalb so viele Menschen immer wieder hierher – sooft sie Berechtigungsscheine bekommen können“, schränkte sie ein. Dann fuhr sie fort: „Es ist eine andere Art von Einsamkeit, und außerdem … An den normalen Besuchstagen sind immerhin die Tiere eingeschaltet. Dieser Wald darf nicht zerstört werden. Ein Kunstwald – das ist doch kein Ersatz, das … das ist Gotteslästerung!“ Es klang fast wie ein Aufschrei.
    Die Einsamkeit des Individuums, dachte er, unerwartet abgelenkt, die Einsamkeit des Gefühls. Eigentlich war auch er nicht einsam, einsam im Sinne von ganz allein sein. Manchmal wünschte er, er wäre es. Manchmal haßte er die anderen, alle anderen, die ihn in einem ständigen, wirbelnden Tanz umgaben, bei Tag und bei Nacht. Er war nie allein, nein. Und doch war er einsam, er wußte es. Einsam wie einer der Bäume, die in diesem Wald standen. Ein Baum, allein zu zweit.
    Er schaffte es mittlerweile, sich dies einzugestehen. Vielleicht war das bei Mirja anders … Er hatte auch seine Arbeit, er konnte seine Gedichte schreiben und …
    „Der Wald verzaubert uns. Dich und mich, und ich glaube, auch die anderen, die offiziell, mit Berechtigungsscheinen, in den Stadtwald kommen. Wenn man das bedenkt: So viele Leute schuften sich wochenlang ab, tun ihren Dienst an der Gesellschaft, nur um dann für ein Wochenende die Erlaubnis zu bekommen, sich hier im Wald aufhalten zu dürfen. Und die Verantwortlichen in der Regierung kümmern sich einen Dreck darum, im Gegenteil, sie wollen einen Teil dieses Waldes einfach abholzen!“ Es würgte sie, er sah es ihr an.
    Er sagte: „Es ist eine neue Erfahrung, ich meine, im Wald spazierenzugehen. Und hat man sie erst einmal gemacht, dann ist es wie eine Droge – wenigstens für uns Underdogs. Wie es den oberen Zehntausend geht, weiß ich nicht.“
    „Die haben ihre ganz persönlichen Ausweichzentren. Es gibt Gerüchte, Vharn …“
    „Ich weiß, eigentlich ist es auch logisch. Zurück zur Droge Wald … Man kommt nur sehr schwer wieder davon los. Man will die Erfahrung immer wieder machen, ich merke das doch an mir selbst, ich spüre, wie ich auf den Wald reagiere. Keinen Himmel, kein Betongrau über dem Kopf haben. Nicht mehr den bestialischen Gestank der Müllkippen rings um die Slums riechen müssen. Die Blicke sich zwischen Stämmen, Ästen, verfilztem Gestrüpp verirren lassen. Im Sommer das starke Grün, das Braun, der Duft der Erde.“
    „Und demnächst dann die perfekte Illusion all dessen“, spie sie angewidert heraus.
    „So stellen sie es sich vor, ja.“ Er wischte über den Doppelpneum-Anzug. „Und es gibt ja eine Berechtigung für dieses Vorgehen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen.“
    „Wie oft diese Ausrede schon strapaziert worden ist. Würde man den Umweltschutz konsequent betreiben, dann wären dadurch auch – und wesentlich mehr –

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