Michelle Reid
sehr intensive Nachforschungen betrieben. Es ist ihr gelungen, die Spur des gestohlenen Geldes zu einer Offshore-Bank zurückzuverfolgen. Zu einem Bankkonto, das unter deinem Namen eröffnet wurde. Du kannst also die verwirrte Miene ablegen, Natasha. Du bist überführt.“
Daraufhin geschah … nichts. Sie rang nicht nach Luft, sie wurde nicht ohnmächtig, sie flüchtete sich nicht in wilde Verleugnungen oder Entschuldigungen. Leo beobachtete sie genau. Ihm wurde eiskalt, als sich auf ihrem blassen Gesicht langsam Verstehen abzeichnete.
Ihr Mund wirkte immer noch einladend und sinnlich, fiel ihm auf. Wütend über sich selbst knallte er das Glas auf den Tisch.
„Ich denke, du setzt dich besser, bevor du in Ohnmacht fällst“, riet er ihr.
Und sie gehorchte, was seine Wut nur noch weiter anfachte. Diese Hexe mit den weichen blonden Haaren ließ sich wie ein Stein in den nächsten Sessel sinken und verbarg dann ihr schuldbewusstes Gesicht hinter diebischen Händen.
Rico hat das Geld gestohlen, hallte es unaufhörlich in Natashas Kopf wider. Er hat gestohlenes Geld auf einem OffshoreKonto, das auf ihren Namen lief, deponiert! Sie hielt eine Hand vor den Mund, als sich die längst überwunden geglaubte Übelkeit wieder meldete.
Hätte Leo Christakis seine Anschuldigungen gestern erhoben, sie hätte ihm nicht geglaubt. Aber nach allem, was sie heute hatte erfahren und sehen müssen, zweifelte Natasha nicht für eine Sekunde an seiner Aufrichtigkeit.
Von Anfang bis Ende war alles an Rico eine Lüge gewesen. Die Art, wie er sein gutes Aussehen, seinen Charme, sein blendendes Lächeln benutzt hatte, um sie zu verführen. Die Art, wie er ihr leise Worte der Liebe in ihre nur allzu empfänglichen Ohren geflüstert und sich gleichzeitig geweigert hatte, mit ihr zu schlafen, um ihre Unschuld zu bewahren. Und dabei hatte er die ganze Zeit auf zynischste Weise geplant, sie unwissentlich zu einer Diebin zu machen!
„Ich gebe dir das Geld zurück, sobald ich darauf Zugriff habe“, versprach sie.
„Aber natürlich wirst du das“, bekräftigte Leo. „Sobald du dich gesammelt hast, gehen wir und kümmern uns darum.“
Natasha blickte auf. Ihr Gesicht wirkte weißer als weiß, die weit aufgerissenen Augen blauer als blau. „Du verstehst nicht … Ich habe im Moment keinen Zugriff auf das Geld.“
„Spiel jetzt keine Spielchen mit mir, Natasha“, stieß Leo ungeduldig hervor. „Du wirst mir mein Geld zurückgeben. Heute.“
„Das kann ich nicht!“ Voller Angst sprang sie auf. „Erst am Tag vor der Hochzeit mit Rico kann ich über das Konto verfügen! Er hat gesagt, es sei ein Steuerschlupfloch, das er entdeckt habe … du hättest ihm davon erzählt!“
Leo explodierte fast vor Zorn. „Ich will nicht, dass du meinen Namen in irgendeinen Zusammenhang mit deinem schmutzigen Diebstahl bringst!“, herrschte er sie an. „Und mir dumme Lügen über die Verfügbarkeit des Geldes zu erzählen, wird Ihre Schwierigkeiten nicht lösen, Miss Moyles! Also rück mein Geld heraus, oder ich rufe die Polizei!“
Erschrocken wich Natasha zurück, als er mit wütender Miene zwei Schritte auf sie zu eilte. Ihre Kniekehlen stießen gegen den Sessel, aus dem sie gerade aufgestanden war, und sie purzelte wieder hinein. Wie schon im Schlafzimmer, beugte er sich in bedrohlicher Haltung über sie. Nur hob Natasha diesmal abwehrend die Hände.
Dass sie sich vor ihm duckte, fachte Leos Wut nur weiter an. „Ich schlage keine Frauen“, sagte er mit rauer Stimme, wandte sich ab und ging aus dem Zimmer.
Die Polizei! Er wird die Polizei anrufen! Außer sich vor Angst sprang Natasha auf und hastete hinter ihm her. Die Furcht vor dem, was passieren würde, wenn sie ihn nicht aufhielt, überwog die Panik, in seine Nähe zu kommen.
Unterdessen hatte er den Flur durchquert und ein von hohen Bücherregalen gesäumtes Arbeitszimmer betreten.
Wie erstarrt blieb Natasha auf der Türschwelle stehen und beobachtete, wie er hinter seinen Schreibtisch schlenderte und den Telefonhörer abhob.
Ihr Herz raste. „Leo, bitte …“ Das flehentliche Zittern in ihrer Stimme ließ ihn innehalten. „Du musst mir glauben“, fuhr sie verzweifelt fort. „Ich wusste nicht, dass das Geld gestohlen war! Rico hat mich von vorne bis hinten belogen, damit ich es für ihn aufbewahre.“
Der letzte Teil schien ihm überhaupt nicht zu gefallen, denn Leo drückte nun hastig auf die Tasten des Telefons. Die unnahbare Entschlossenheit, die sich auf seinem Gesicht
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