Michelles Verführung
darin, dass sie einfach nicht aufhören konnte, an Andrew zu denken, und im Club immer wieder an ihn erinnert wurde. Es schmerzte so sehr.
Mit einem tiefen Seufzer schlug Michelle endlich die Bettdecke zur Seite und stand auf. Sie streckte ihre Glieder, die sich träge und müde anfühlten, und dennoch konnte sie keine Ruhe finden – nicht in der Nacht.
Was sollte sie nur tun?
Nachdenklich schritt sie durch das Schlafzimmer ins Bad, warf einen kurzen Blick in den Spiegel und kehrte wieder um. Die Türen ihres Kleiderschrankes standen offen. Mehrere sexy Outfits hingen an Bügeln an den oberen Kanten. Ihre Finger glitten über den schwarzen Stoff eines der Stücke. Es bestand aus einem Lack-Korsett mit aufwendiger Schnürung am Rücken und einem passenden kurzen Rock.
Ja – es gab nur eine einzige Sache, die Michelle tun wollte. Einen einzigen Ort, an den sie gehen konnte.
Aber was würde sie in dieser Nacht anziehen? Wieder eines ihrer knappen Kleider?
Sie schüttelte den Kopf. Die Vampire sollten ihr gar nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Erst gestern hatte sie sich mit ihrem Blut etwas Geld verdient – und auf Sexspiele war sie nicht aus.
Michelle griff nach einer alten, ausgewaschenen Jeans und einem dunkelblauen langärmeligen Shirt. Ihre roten Locken ließ sie offen über die Schultern fallen, und auf Schminke verzichtete sie vollkommen. Bei den vielen aufreizend gekleideten Besucherinnen des Clubs würde sie auf diese Weise schlichtweg untergehen. Niemand würde Notiz von ihr nehmen – und genau das bezweckte sie. So konnte sie sich in aller Ruhe in eine Ecke verkriechen und das Geschehen beobachten.
Wie eine Diebin schlich Michelle sich durch das schummerige Licht des Club-Inneren. Sie kannte alle Flure und Winkel genau. So oft hatte sie sich dort schon aufgehalten. Zu oft!
Ihr Brustkorb zog sich in einem Krampf zusammen. Sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Die Bilder der Vergangenheit brannten in ihr. Vieles davon schmerzte, und die wenigen guten Erinnerungen wollten ihr einfach nicht mehr in den Sinn kommen.
Michelle blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Eine merkwürdige Ruhe lag in dem Seitengang. Louis hatte sie einige Male diesen Weg entlanggeführt. Dieser verfluchte Vampir! Schamlos hatte er sie für seine Rachepläne an Andrew benutzt. Doch Louis existierte nicht mehr.
Louis war Vergangenheit.
Ein knappes Jahr lag mittlerweile zwischen den Ereignissen. Andrew hatte sie nach seiner Rückkehr aus London aufgesucht und ihr über das Schicksal von Louis berichtet.
In Michelle glomm ein letzter Funken Hoffnung auf, denn sie hatte geglaubt, Andrew wäre zu ihr gekommen, da ihm doch etwas an ihr lag. Im gleichen Atemzug erzählte er allerdings von Jesse – und wie glücklich sie wären.
Michelle rang um Fassung. Sie wollte nicht daran denken! Sie musste Andrew endlich aus ihrer Gefühlswelt ausschließen. Wie oft hatte sie sich schon vorgenommen, ihr Leben neu zu ordnen – den Club nie wieder aufzusuchen? Und doch stand sie zum wiederholten Male in dem Flur, der sie direkt in die Höhle des Löwen führte. Das alles nur, um ihn zu beobachten. Einen Blick auf ihn zu werfen, und Jesse das Glück an seiner Seite zu missgönnen.
Mit einem Ruck löste sich Michelle von der Wand. Sie atmete einmal tief durch.
Nein, sie würde sich dieser Schwäche nicht hingeben! Nicht schon wieder!
Sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte flüchten. Doch genau in diesem Moment stellte sich ihr jemand in den Weg.
Michelle zuckte zurück.
„So schreckhaft, meine Hübsche?“ Gérard strich ihr eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Michelles rotes Haar wirkte ungekämmt und verlieh ihr einen wilden Ausdruck. In Gérard regte sich die Lust, ihr auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen. Selbst ihre alten Jeans und das weite Shirt konnten ihre ausgeprägten weiblichen Rundungen nicht verbergen. Voller Ungeduld drängte er seinen harten, muskulösen Körper an den ihren und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?“
„Lass das, Gérard!“ Wütend kämpfte Michelle sich aus seiner Umarmung frei.
Gérard legte den Kopf schief. „Ich würde dir für alle deine Dienste zahlen. Jeden Preis, den du verlangst.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Heute nicht. Du hast gestern schon von mir getrunken. Ich bin keine Blutbank!“
„Ich rede auch nicht von Blut.“
Sein Kopf neigte sich auf ihren Hals zu. Mit
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