MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg
drüben im Bus.“
Jammernd lief Judith zum Busfahrer und erzählte ihm ihren Irrtum.
Sämtliche Koffer mußten aus dem Bus wieder ausgeladen werden, denn natürlich stand Judiths Koffer ganz hinten, da er der vorderste an der Haustür gewesen war. Judith war den Tränen nahe.
Felicitas, Steffi und Marja, die zu einem richtigen Kleeblatt geworden waren, nahmen herzzerreißend Abschied, da sie in verschiedenen Städten wohnten.
„In den nächsten Ferien kommst du ganz bestimmt zu mir!“ versicherte Steffi Felicitas nun schon zum hundertsten Male. „Meine Eltern haben es erlaubt, daß ich dich einlade!“
„Jaja, ganz sicher, und in den übernächsten du zu mir!“
„Du hast es gut, Marja, du wirst bald ganz hier zu Hause sein. Holen deine Eltern dich ab?“
„Aber ich habe dir doch gesagt, daß ich mit der Bahn fahre!“
„Ach so, ja natürlich – lieber Himmel, ich bin schon ganz durcheinander.“
Eine Erstkläßlerin kam die Treppe heruntergesprungen, weil sie ihre Eltern entdeckt hatte, stolperte, fiel gegen Mademoiselle, so daß die das Gleichgewicht verlor und direkt Susannes Vater in die Arme sank, der kam, um Felicitas abzuholen.
„Oh, ich hoffe, Sie haben sich nicht weh getan, Mademoiselle Dupont?“ fragte Susannes Vater besorgt.
„Nein, nein, keineswegs!“ Mademoiselle sah zu ihm auf, dann streifte sie mit einem scheuen Blick die bemerkenswerte Rundung seines Bauches. „Ich bin sehr weich gefallen“, sagte sie lächelnd.
Felicitas umarmte ein letztes Mal Steffi und Marja.
„Auf Wiedersehen! Vergeßt mich nicht! Bis bald! Grüßt eure Eltern von mir!“
Felicitas winkte, bis der Wagen um eine Kurve bog und nichts mehr von Möwenfels zu sehen war.
Im „Möwennest“ waren Susanne und Dolly noch immer dabei, Geschenke zu verteilen und sich zu verabschieden. Will und Clarissa putzten ihre Pferde heute besonders gut, wie immer traten sie den Weg nach Hause hoch zu Roß an und ließen ihr Gepäck von ihren Vätern später im Auto abholen. Das Durcheinander im Hof des „Möwennests“ war nicht ganz so schlimm wie in der Burg, aber für eine Schar herangewachsener junger Damen immer noch beachtlich.
Der Bus, der auch die „Burgmöwen“, die mit dem Zug fahren mußten, zum Bahnhof brachte, fuhr laut hupend in den Hof. Auf dem Parkplatz reihte sich Auto an Auto.
„Hoffentlich kommt mein Vater nicht so pünktlich“, meinte Susanne besorgt. „Ich bin noch längst nicht fertig.“
„Pech gehabt – da ist er schon!“ Dolly winkte eifrig Herrn Hoppe, Susannes Vater, zu.
„Vati! Schön, daß du da bist!“ Susanne fiel ihrem Vater um den Hals. „Du kannst gleich raufkommen und unser Zimmer bewundern. Ich bin noch nicht ganz fertig, aber es dauert nur ein paar Minuten.“
Herr Hoppe lächelte nachsichtig. „Ich schaue mich ganz gern einmal hier ein bißchen um, hab euer ,Möwennest’ ja noch gar nicht kennengelernt.“
„Soll ich Sie herumführen und Ihnen alles zeigen?“ erbot sich Felicitas.
„Das ist eine gute Idee!“ lobte Dolly die diplomatische kleine Schwester. „Inzwischen werden wir auch fertig gepackt haben.“
Felicitas zog Herrn Hoppe mit sich fort, und Dolly und Susanne stiegen die Treppe zu ihrem Stübchen hinauf.
„Weißt du was? Ich freue mich jetzt schon aufs Wiederkommen. Und ich habe es keinen Augenblick bereut, daß wir den Aufenthalt hier der Universität vorgezogen haben.“
„Ja, schön war es im ,Möwennest’“, sagte Susanne nachdenklich und fügte lächelnd hinzu: „Wer weiß, ob wir anderswo so viel gelernt hätten wie hier.“
Schnell packten sie die letzten Sachen ein, schlossen mit vereinten Kräften die überquellenden Koffer, zogen die Bettdecken glatt und schlossen die Schränke. Ein letzter Blick noch in den verschneiten Garten, dann zog Dolly die Vorhänge zu.
„Ruhe sanft, erstes Semester! Hoch lebe das zweite Semester im ,Möwennest’!“
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