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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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abgeblieben ist. Es war ein Foto von meiner Mutter und mir, aufgenommen kurz nach meiner Geburt. Sie hielt mich auf dem Arm, ihren verschrumpelten, großäugigen Sohn Duane, hielt mich auf dem Arm und lächelte in die Kamera.
    In den Jahren, nachdem sie gegangen war, habe ich dieses Foto oft hervorgeholt und es vor mir auf die Bettdecke gelegt und es mit aufgestützten Armen betrachtet und mich an so viele Dinge wie möglich zu erinnern versucht. Mom lächelte auf diesem Bild, auf dem sie mich im Arm hielt, wirkte so
    glücklich, wie ich sie sonst nie erlebt habe, und wenn ich das Foto ansah, dachte ich immer, dass sie mich wohl doch ein wenig geliebt haben muss.
    Der Stapel Papier wird beachtlich. Ich war mir nicht
    bewusst, so viel geschrieben zu haben. Ich werde die
    ausgedruckten Seiten der Bibliothekarin geben mit der Bitte, sie an Finnan MacDonogh weiterzuleiten. Ich hoffe, sie
    erreicht ihn so rechtzeitig, dass er diese riskante Aktion um Mitternacht gar nicht erst startet, denn ich werde nicht da sein.
    Ich habe mir nämlich vorhin in meiner Küche die Frage
    gestellt, die ich mir schon die ganze Zeit hätte stellen sollen, 361
    selbst mit Fieber und einem absterbenden Oberschenkel, die Frage, die da lautet: Wie haben mich die Agenten gestern Nacht da draußen an den Hängen des Beenabrack überhaupt
    finden können?
    Wie ich das Haus verlassen habe, haben sie nicht
    mitbekommen, dessen bin ich mir sicher. Sie sind mir auch nicht gefolgt, das hätte ich bemerkt. Sie sind einfach
    aufgetaucht. Und das konnten sie, weil sie wussten, wo ich war.
    Ich glaube, dass das Schiff, das seit gestern im Hafen ankert, eine entscheidende Rolle spielt. Es ist ein Funkschiff, das ist nicht zu übersehen. Vermutlich hat man es nach den
    Ereignissen von Freitagnacht angefordert, weil sich da
    herausgestellt hat, dass ich imstande war, der Überwachung zumindest zeitweise zu entkommen.
    Wenn man einem Cyborgsoldaten heimlich eine
    Notabschaltung einbaut, ist es nur nahe liegend, auch eine Möglichkeit zu schaffen, ihn im Notfall auf den Meter genau anpeilen zu können. Und das Vorhandensein einer solchen
    Peileinrichtung wird man ihm ebenfalls verschweigen.
    Irgendwo in meinem System ist ein weiteres Gerät verborgen, das auf den richtigen Codeimpuls hin meine genaue Position verrät, und heute Nacht ist dieses Gerät zum ersten Mal benutzt worden. Nur so haben sie mich finden können, da draußen auf der Wiese unter den Schafen.
    Das heißt aber auch, dass es kein Entkommen für mich gibt und keine Rettung.
    Selbst wenn es mir gelänge, dem Kreis meiner Bewacher
    hier in der Stadt zu entwischen, bliebe ich doch immer
    auffindbar, überall auf diesem Planeten. Es ist ausgeschlossen, dass ich unentdeckt bis Dublin komme. Ich kenne die
    Ausbildung unserer Streitkräfte und weiß, wozu sie imstande 362
    sind. Das nächste Mal wird kein diskreter Halbkreis von
    Geheimagenten mit Taschenlampen und Gewehren mir
    großzügig den Weg weisen. Das nächste Mal werden
    Hubschrauber kommen und SEALs vom Himmel fallen, und
    jeder, der bei mir ist, wird in tödlicher Gefahr sein.
    Ich kann nicht mitkommen. Ich trage einen elektronischen Verräter in meinem Körper. Ich wäre ein Leuchtfeuer in der unsichtbaren Welt der Funkwellen und der sichere Tod meiner Begleiter.
    Und weil ich fürchte, dass Sie, Bridget, dazu neigen könnten, sich falsche Vorstellungen von den technischen Möglichkeiten und der Entschlossenheit derer zu machen, die mich als
    Staatsgeheimnis betrachten, habe ich beschlossen, zu Ihrem Schutz und zum Schutz Ihres Bruders vollendete Tatsachen zu schaffen. Deshalb werde ich heute Abend um acht an Bord von Reillys Boot gehen, ohne größere Hoffnung als der auf einen gnädigen, schmerzlosen Tod. Wenn Sie erfahren, dass auch Ihr zweiter Versuch, mich zu retten, nicht funktioniert hat, wird es bereits zu spät sein, einen dritten zu starten. Tun Sie es nicht.
    Retten Sie sich, so gut Sie können.
    Die letzten Seiten drucken. Mrs Brannigan hat eben an die Tür geklopft, und ich habe »Einen Moment noch!« gerufen.
    Zeit, zu schließen.
    Wahrscheinlich werden Sie nie wieder von mir hören,
    Bridget. Dies ist meine letzte Gelegenheit, Ihnen zu sagen, was noch zu sagen wäre.
    Dass ich in Sie verliebt war, wissen Sie. Vergeben Sie mir.
    Es war eine Schwärmerei, wider besseres Wissen ein
    Festhalten an der Illusion, es könne je wieder so etwas wie ein normales Leben für mich geben. Ich sage das, ohne jemanden anklagen zu wollen,

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