Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Isalan ziemlich gut sprechen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nun gut, ich war vor fast dreißig Jahren zum letzten Mal in Shing Lai; ich schätze, ich hab den Bogen nicht mehr richtig raus.« Daraufhin wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Mutter der Prinzessin von Krondor zu.
Arutha setzte sich. Jetzt war er es, dessen Gedanken abschweiften.
Irgend etwas am Erscheinen dieser beiden, dieses alten Kriegers und dieses seltsamen Vogels erregte in ihm Unbehagen, als wäre es plötzlich kälter im Saal geworden. Eine Vorahnung? Er wollte sich davon freimachen, es gelang ihm jedoch nicht. Er machte dem Diener ein Zeichen, er solle den Teller vor ihm abräumen – der Appetit war ihm vergangen.
Nach dem Essen ging Arutha auf den Balkon, von dem aus man den Hafen überblicken konnte. Hinter verschlossenen Türen eilten die Diener geschäftig hin und her und machten die Zimmer der fürstlichen Familie bereit. Amos Trask gesellte sich zu Arutha, der auf die Lichter in der Nähe des Hafens hinausstarrte.
»Du wolltest mich sprechen, Arutha?«
Arutha drehte sich um und sagte: »Ja. Ich brauche deinen Rat.«
»Dann frag nur.«
»Was ist bloß mit Nicholas los?«
Seinem Gesichtsausdruck nach hatte Amos die Frage nicht verstanden. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Er ist nicht wie andere Jungen in seinem Alter.«
»Wegen des Fußes?«
»Ich glaube nicht. Da ist etwas an ihm …«
»Was sehr zurückhaltend ist«, beendete Amos den Satz.
»Ja. Deswegen kann ich mich auch nicht recht entschließen, ihn und Harry wegen des Streichs heute nachmittag richtig zu bestrafen. Es war eines der seltenen Male, bei denen Nicholas etwas gewagt hat.«
Amos seufzte, während er sich auf die Brüstung lehnte. »Ich habe dem noch nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, Arutha. Nicky ist ein netter Kerl – und im Gegensatz zu seinen Brüdern hat er nicht nur Unfug im Sinn.«
»Borric und Erland waren solche Rabauken, daß ich Nicholas’ Zurückhaltung begrüßt habe. Aber mittlerweile kann er sich für nichts mehr entscheiden und wird übervorsichtig. Für einen Herrscher ist das nicht das richtige.«
Amos sagte: »Wir beide haben eine Menge durchgemacht, Arutha. Ich kenne dich seit – was, seit fünfundzwanzig Jahren? Du machst dir immer Sorgen über die, die du liebst. Nicky ist ein guter Kerl, und er wird ein guter Mann werden.«
»Ich weiß es nicht«, lautete die überraschende Antwort. »Ich weiß, er ist nicht gemein, und er ist auch nicht engstirnig, aber zu viel Vorsicht ist ebenso falsch wie Überstürztheit, und Nicky ist einfach immer vorsichtig. Er wird wichtig für uns werden.«
»Wieder eine Heirat?«
Arutha nickte. »Es geht sogar noch weiter. Der Kaiser Diigaí hat mich wissen lassen, daß engere Bande zwischen Kesh und dem Königreich nun möglich wären. Borrics Heirat mit Prinzessin Yasmine war ein Schritt in diese Richtung, doch die Wüstenmenschen sind ein untergeordnetes Volk im Kaiserreich. Diigaí denkt an eine Heirat mit einer reinblütigen Prinzessin.«
Amos schüttelte den Kopf. »Staatshochzeiten sind eine unangenehme Sache.«
Arutha sagte: »Kesh war stets die größte Bedrohung für das Königreich – wenn man von den Zeiten des Spaltkrieges absieht –, und wir müssen dieses Reich zuvorkommend behandeln. Wenn der Kaiser eine reinblütige Nichte oder Cousine hat, die er mit dem Bruder des zukünftigen Königs verheiraten will, sollten wir uns lieber gut hinter unseren Mauern verschanzen, ehe wir nein sagen.«
»Nicky ist doch nicht der einzige Kandidat, nicht wahr?«
»Nein, da sind auch noch die beiden Söhne von Carline, doch Nicholas wäre vielleicht die beste Wahl – wenn ich ihm das zutrauen könnte.«
Amos schwieg eine Weile. »Er ist noch jung.«
Arutha nickte. »Jünger als er eigentlich ist. Ich gebe mir selbst die Schuld daran, weil –«
»Du gibst dir immer die Schuld«, unterbrach ihn Amos mit einem Lächeln.
»- weil ich ihn immer zu sehr behütet habe. Der mißgebildete Fuß … seine sanfte Art…«
Amos nickte und schwieg abermals. Schließlich sagte er: »Warum läßt du ihn nicht ein paar Erfahrungen sammeln.«
»Aber wie? Soll ich ihn zu den Grenzbaronen schicken, wie seine Brüder?«
»Das wäre des Guten vielleicht doch ein bißchen zu viel«, meinte Amos und strich sich durch den Bart. »Nein, ich habe gedacht, du könntest ihn vielleicht ein wenig an Martins Hof schicken.«
Arutha sagte nichts, seinem Gesichtsausdruck nach gefiel ihm Amos’
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