Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
darauf beschränkten, die neue Kommandozentrale der Rogues
aufzuspüren, war ihre Aufgabe einfach. Möglichst jeder einzelne Rogue musste
gejagt und zur Strecke gebracht werden. Man musste sie auslöschen wie krankes
Ungeziefer, das sie waren - eine Aufgabe, die Dante genoss. Nie fühlte er sich
mehr in seinem Element, als wenn er mit der Waffe in der Hand durch die Straßen
zog und den Kampf suchte. Er empfand es als das, was ihn am Leben hielt, mehr
noch: Er wusste, es war die einzige Art, seine schlimmsten inneren Dämonen in
Schach zu halten.
Dante bog um eine Straßenecke,
dann schlich er in eine weitere enge Gasse hinein, die zwischen einigen alten
Ziegelgebäuden in die Dunkelheit führte. Vor sich hörte er eine Frau
aufschreien. Sofort stürzte er los und stürmte dem Geräusch entgegen.
Keine Sekunde zu früh.
Der Rogue hatte die beiden von
vorhin angefallen, die zwei jungen Vampire aus den Dunklen Häfen und ihre
menschlichen Begleiterinnen. Er sah in seiner Standardmontur der Gothicszene,
die er unter einem langen, schwarzen Trenchcoat trug, sehr jung aus. Aber jung
oder nicht, er war groß und stark und tobte vor Hunger. Eine der Frauen hielt
der Vampir im Blutrausch schon im Todesgriff gepackt und hatte sich in ihrem
Hals verbissen, die beiden Möchtegern-Krieger standen hilflos und vor Schreck
wie versteinert dabei.
Dante zog den Dolch aus der
Scheide an seiner Hüfte und ließ ihn fliegen. Die Klinge traf den Rogue tief
zwischen die Schulterblätter. Es war eine Spezialanfertigung aus Stahl und
Titan, Letzteres von hochtoxischer Wirkung auf den verseuchten Blutkreislauf
und die verkümmernden Organe der Rogues. Ein Kuss dieser tödlichen Klinge, und
ein Roguevampir begann in Rekordgeschwindigkeit von innen heraus zu kochen und
sich zu zersetzen, bis nur noch eine Handvoll Asche von ihm übrig blieb. Jeder
Rogue.
Nur dieser nicht.
Er warf den Kopf herum und warf
Dante einen wilden Blick zu, seine Augen glühten bernsteinfarben, als er ihm zwischen
blutverschmierten Fangzähnen eine bösartige Warnung zuzischte.
Aber sein Körper hielt dem
Angriff des Dolches stand, er umklammerte seine Beute nur noch fester. Schlaff
pendelte ihr Kopf hin und her, während er sie noch gieriger aussaugte als zuvor.
Was zum Teufel war das?
Dante rannte mit seiner zweiten
Waffe auf den trinkenden Vampir zu. Er vergeudete keine Sekunde, dieses Mal
zielte er direkt auf den Hals, um ihn glatt durchzuschneiden, und jagte die
Klinge tief hinein. Aber bevor Dante die Sache zu Ende bringen konnte, drehte
sich der Bastard um und brachte sich mit einem Sprung außer Reichweite. Mit
einem schmerzerfüllten Aufbrüllen ließ er sein Opfer los und konzentrierte all
seine Wut auf Dante.
„Bringt die Menschen weg!“, rief
Dante den beiden jungen Vampiren zu, riss die Frau aus der Kampfbahn und stieß
sie in ihre Richtung. „Los! Worauf wartet ihr! Säubert sie, löscht ihre
Erinnerungen aus, und dann macht, dass ihr mit ihnen fortkommt!“
Die schreckstarren Jungen kamen
zu sich. Sie packten die schreienden Frauen und zogen sie vom Schauplatz des
Geschehens, während Dante sich den Kopf zerbrach, wie das möglich war:
Der Roguevampir hatte sich nicht
aufgelöst, wie er es eigentlich hätte tun müssen nach der doppelten Dosis
Titan, die Dante ihm verpasst hatte. Also war er gar kein Rogue. Obwohl er auf
Beutejagd gewesen war und gesoffen hatte wie der schlimmste Blutjunkie, konnte
er kein Rogue sein.
Dante starrte in die verzerrte
Fratze, registrierte die ausgefahrenen Fangzähne, die geschlitzten Pupillen in
den gelb glühenden Augen. Der Mund war verschmiert von einer faulig stinkenden,
rosafarbenen Speichelschliere, von deren stechendem Gestank sich Dante fast der
Magen umdrehte.
Angewidert wich er zurück.
Dieser Vampir konnte höchstens im selben Alter sein wie die beiden Jungs aus
den Dunklen Häfen - das war ja nur ein verdammter Teenie! Ohne die pulsierende
Wunde, die in seinem Hals klaffte, sonderlich zu beachten, griff der Vampir
nach hinten und zog sich Dantes Dolch aus der Schulter. Er knurrte, seine
Nasenflügel bebten, als wollte er Dante jeden Moment anfallen.
Aber dann ergriff er die Flucht.
Der Bastard machte eine scharfe
Kehrtwendung, sein Trenchcoat flatterte wie ein Segel hinter ihm her, während
er auf einem Zickzackkurs tiefer in die City rannte. Dante, der ihn keine
Sekunde aus den Augen ließ, blieb ihm hart auf den Fersen. Es war eine wilde
Verfolgungsjagd durch unzählige Straßen, durch
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