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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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was mir weiterhilft.“
    *****
    „Frau Allmers“, lachte Hans-Georg Allmers, als sie das Rathaus in Stade verließen.
    Die Zeremonie war kurz, Wiebke Voß und Allmers hatten außer den beiden Trauzeugen niemanden zu ihrer Hochzeit eingeladen. Wiebke hatte sich geweigert, ein großes oder auch nur kleines Fest zu feiern. Das eine Mal bei der Hochzeit mit Jochen hätte ihr genügt, meinte sie, als Allmers die Idee hatte, ein großes Fest zu feiern. Sie hätte keine Lust, wieder allen die Hand zu schütteln und nachher die Bierleichen aus dem Saal wanken zu sehen. Allmers hatte zaghaft eingeworfen, dass Leichen nicht wanken würden, also auch keine Bierleichen aus dem Saal wanken könnten, aber Wiebke ließ sich durch seinen Spott nicht umstimmen.
    Allmers ging gerne zu allen Hochzeiten der Nachbarn und war auch bei Wiebkes Hochzeit mit Jochen als Gast dabei und bei Horst Winklers Hochzeit mit Lissy war er erst gegangen, als die Freunde von Alex aufgetaucht waren.
    Und die Vorstellung, meinte Wiebke abschließend, dass Horst, der „Taktschlachter“, auf ihrem Fest das Schlagzeug bearbeiten würde, verursache bei ihr keine Vorfreude sondern eher Übelkeit.
    Sie luden noch nicht einmal die beiden Trauzeugen, ein mit Wiebke befreundetes Paar, nach der Trauung zum Essen ein. Wiebke und Allmers schlenderten durch Stade, entspannt und gelöst. Im Dorf hatten sie nicht heiraten wollen. Auch wenn es keine Aushänge über geplante Hochzeiten mehr gab, hätte doch nach kurzer Zeit das ganze Dorf über ihre Pläne Bescheid gewusst. So hatten sie sich für eine schnelle Heirat in Stade entschieden. Noch nicht einmal Werner Allmers hatte etwas von ihrem Vorhaben geahnt.
    Vor einer Eisdiele blieb Allmers stehen: „Als Hochzeitsmahl gibt es drei Kugeln auf die Hand. Was meinst du?“
    „Ich glaube“, sagte Wiebke, „ein großer Eisbecher darf es heute sein. Zur Feier des Tages.“
    Allmers musste nicht überredet werden. Sie setzten sich auf die große Terrasse, sahen zufrieden auf die Menschen, die durch Stade eilten und bestellten zwei Mal den größten Eisbecher, den das Cafe zu bieten hatte.
    „Wir überraschen meinen Bruder“, sagte Allmers schmatzend, „das Vergnügen gönnen wir uns.“
    Wiebke war nicht so begeistert von dem Vorhaben, aber schließlich fügte sie sich. „Aber vorher gibt es noch einen Espresso, sonst schlägt mir dein Bruder zu sehr auf den Magen“, verlangte sie.
    Werner Allmers saß wie immer hinter seinem Schreibtisch. Übergewichtig und mit seinen Blähungen kämpfend.
    Erst nachdem Allmers die Fenster geöffnet hatte, erfuhr der Staatsanwalt die Neuigkeit. Allmers weidete sich an seinem ungläubigen Gesicht und nach ein paar belanglosen Floskeln, die Werner Allmers herauspresste, merkte Allmers, wie sehr sein Bruder davon getroffen war, nichts von der Hochzeit gewusst zu haben und vor allen Dingen nicht dabei gewesen zu sein. Plötzlich tat er ihm leid.
    Er ist zwar wirklich ein adipöser Pinscher, dachte er. Aber er ist auch mein Bruder.
    „Gibt es etwas Neues mit Horst und Lissy?“, fragte er, um schnell das Thema zu wechseln.
    „Nicht viel“, erwiderte der Staatsanwalt. „Außer, das eine durchgeknallte Lehrerin irgendwo aus dem Ruhr­gebiet bei der Polizei eine komische Aussage gemacht hat. Sie habe eine Hand aus dem Moor ragen sehen. Nur war sie leider die einzige in einer großen Gruppe, die diese Erscheinung hatte.“
    „Wo soll das gewesen sein?“, fragte Allmers.
    „Du kennst doch die eine Schlenke bei der Moorbahn, wo immer Rast gemacht wird?“
    Allmers nickte: „Da durften wir als Kinder nicht hin.“
    „Diese Frau, Moment, sie hat einen komischen Namen, irgendetwas polnisches, so wie der halbe Ruhrpott, Irmeliese Sebilewski heißt sie, behauptet steif und fest, nachdem der Lokführer dieses übliche Spielchen mit der langen Stange gemacht hatte, sei kurz eine Hand erschienen und gleich wieder verschwunden.“
    Allmers überlegte. Dann sagte er: „Das war der Lieblingsspielplatz von Horst. Als Kinder sind wir da immer hin, weil Horst alles Mögliche in der Schlenke versenkt hat. Wir haben einmal ein totes Reh im Moor gefunden. Das hat er mit viel Mühe dahin geschleift und sich dann gefreut, wie es vom Moor verschluckt worden war.“
    Werner Allmers bekam große Augen. „Da schließt sich ein Kreis, Hans-Georg. Womöglich hat die Frau doch Recht. Es kann ja möglich sein, dass nur sie das gesehen hat.“

Kapitel 40
    Einen Haftbefehl gegen Horst Winkler lehnte der

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