Milliardenschwer verliebt
war ein alter Karren vor einem Haus aus Lehmziegeln zu sehen. Rundherum wuchsen farbenfrohe Malven. Ein kleiner Mesquitebaum stand an einer Hausecke. „Das hier mag ich auch“, sagte Garrett. „Am besten finde ich allerdings Ihre Serie über die Ureinwohner Nordamerikas.“
Er zeigte auf ein Bild, das einen Mann mit geflochtenem Zopf neben einem Pferd zeigte. Die beiden standen in einer kargen Landschaft, aus der sich vereinzelt Mesquitebäume erhoben. Über ihnen hingen weiße Wolken in einem blauen Himmel. Ein Adler segelte mit ausgebreiteten Schwingen dahin. „Der Kontrast zwischen Licht und Schatten ist toll gelungen“, lobte Garrett. „Ich kaufe das Bild. Wie groß ist die Chance, dass Sie mich beraten, wo ich es am besten hinhänge? Im Gegenzug lade ich Sie zum Abendessen ein.“
Sophia blinzelte verdutzt. „Wir kennen uns doch gar nicht, Mr Cantrell.“
„Nennen Sie mich bitte Garrett. Und wir können uns kennen lernen . Zum Beispiel wenn Sie mich nachher auf einen Drink in die Hotelbar um die Ecke begleiten. Morgen Abend hängen wir mein Bild auf, und anschließend gehen wir essen.“
„Na, Zeit verschwenden Sie jedenfalls nicht“, meinte Sophia amüsiert. Sie spürte wieder das seltsame Kribbeln von vorhin. „Ein Drink wäre nett. Ich schätze, dass ich in einer Stunde hier fertig bin.“
Er blickte auf seine Armbanduhr. „Gut, dann sind wir hiermit verabredet.“
„Mein Mitarbeiter wird das Bild für Sie verpacken. Wir können es Ihnen morgen liefern, wenn Ihnen das recht ist.“
„Sehr recht. Ihr Fahrer deponiert es am besten bei meinem Pförtner.“
Sophia nickte und ging auf einen jungen Mann zu: „Barry, Mr Cantrell möchte Bild Nummer 32 kaufen. Kümmere dich bitte darum.“
Sie widerstand der Versuchung, über die Schulter zurückzuschauen. Stattdessen schlenderte sie umher, sprach mit Kunden und Bekannten. Schließlich stand sie wieder vor Edgar.
„Cantrell hat sich für eins deiner Bilder entschieden“, bemerkte der ältere Herr.
„Ja. Ich bin nachher noch auf einen Drink mit ihm verabredet.“
Edgar zog die Brauen hoch. „Das ging aber schnell. Nun, er scheint sympathisch zu sein. Wohlhabend übrigens auch. Erst letzte Woche hat er mir aus dem Stand heraus dein Gemälde abgekauft, und jetzt kauft er noch eins. Der Mann weiß, was ihm gefällt.“
Sophia legte eine Hand auf Edgars Arm. „Entschuldige, da hinten stehen die Santerros. Mit denen muss ich unbedingt ein paar Worte wechseln.“
„Natürlich. Genieß den Abend. Und den Drink.“
„Das habe ich vor“, sagte sie leise, als sie sich von Edgar entfernte. Sie sah, wie Garrett ihrem Mitarbeiter eine Visitenkarte gab, und senkte den Blick auf seine langen Beine. Prompt beschleunigte sich ihr Puls. Attraktiv sah der Geschäftsmann aus in seinem dunkelblauen Anzug mit dem weißen Hemd und den goldenen Manschettenknöpfen.
Sophia blieb noch eine Stunde in der Galerie – eine Stunde, in der sie ständig wusste, wo sich Garrett Cantrell gerade aufhielt. Deshalb registrierte sie auch, dass er sich mit einem Paar aus ihrem Bekanntenkreis unterhielt. Sie wartete, bis er weiterging, und sprach die Trents dann an. „Guten Abend, wie geht es Ihnen?“
„Ausgezeichnet“, antwortete Jason Trent aufgeräumt.
„Wir lieben Ihre neuen Bilder“, ergänzte Meg Trent eifrig. „Danke für die Einladung.“
„Ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Mir ist eben aufgefallen, dass Sie mit Garrett Cantrell geredet haben. Ich bin ihm heute zum ersten Mal begegnet, aber Sie kennen ihn offenbar schon länger?“
Jason Trent nickte. „Ich habe eins seiner Gebäude gemietet. Er kümmert sich gern selbst darum, dass alles reibungslos läuft. Mit Cantrell und seinen Leuten kann man gut zusammenarbeiten.“
„Wir kaufen eins Ihrer Aquarelle für unser Wohnzimmer“, wechselte Meg das Thema. „Das mit dem kleinen Jungen und dem Esel.“
„Wie schön, dass es Ihnen gefällt.“
„Sie sind wirklich fleißig“, meinte Jason.
„Malen macht mir einfach Spaß.“
„Offenbar mehr Spaß als die Finanzwelt.“
Sophia lächelte. „Stimmt. Bisher habe ich nicht bereut, dass ich die Branche gewechselt habe.“
„Genau dazu möchte ich meine Frau bewegen. Sie würde nämlich gern eine Boutique eröffnen.“
Meg seufzte. „Als Buchhalterin lebt es sich weniger riskant. Sie sind inzwischen etabliert, Sophia. Aber waren Sie nicht nervös, als Sie mit der Galerie angefangen haben?“
„Sehr sogar. Trotzdem war es die
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