Millie an der Nordsee
heute reicht es.
Django und Millie setzen sich draußen auf die Eingangsstufen und warten. Mama schleppt die kleine Schwester noch einmal in den Pusselraum. Bevor es zu spät ist!
»Und was macht ihr morgen?«, fragt Django.
Keine Ahnung. Irgendwas werden sie schon machen. Und irgendwann müssen sie auch wieder nach Hause. Dann werden sich Millie und Django nie mehr wiedersehen. Oder?
»Wir können uns schreiben«, schlägt Django vor.
Ach ja? So richtig mit Briefwechsel und so?
»Papa! Hast du einen Stift dabei? Und einen Zettel? Zwei Zettel?«
Die Mutter von Django amüsiert sich über Millie und ihren Schnuffel. »Nun seht euch unser junges Pärchen an!«, sagt sie.
Nee, nee, nee. Wat schall man to so ’n Schnuffelkrom seggen?
Nix. Millie will das mal überhört haben.
Sie schreibt, so leserlich sie kann, ihre Adresse auf den Zettel und überreicht ihn Django.
»Schreibst du mir, schreib ich dir«, sagt sie und fährt gleich fort: »Bestimmt nicht auf Klosettpapier.«
»Hey«, sagt Django. »Du hast grad gedichtet! Du bist ja toll, Millie!«
Django hat’s erfasst.
Tante Anna
An der Nordsee kann man natürlich noch viel mehr erleben, als durchs Watt zu laufen oder über die grüne Insel zu radeln. Man könnte auch das Museum mit den farbenfrohen Bildern von diesem Emil besuchen. Aber Millie und Trudel buddeln am liebsten irgendwo im Strandsand. Und buddeln … und buddeln … und buddeln. Und planschen im Wasser. Und springen über die Wellen. Und spritzen sich gegenseitig nass. Wenn die Nordseewellen mal nicht ganz so hoch sind, macht Millie sogar ein paar Schwimmzüge hinaus und nicht nur am Wassersaum entlang. Schwimmen kann sie prima. Sie hat doch schon das Seepferdchen-Abzeichen!
Papa und Mama beratschlagen, was man am Ende ihres Insel-Hoppings noch unternehmen sollte.
Millie überlegt mit.
Na klar. Die auf der Perlenschnur aufgereihten Inseln bei den Ostfiesen fehlen noch. Aber da kommen sie nicht so schnell hin. Das ist zu weit entfernt. Die Ostfiesen müssen noch ein Jahr auf Millie warten.
Die Sonne im hohen Norden hat über das Schietwedder gesiegt. Knallblauer Himmel und weiße Schäfchenwolken.
»Eine Tagestour nach Helgoland wäre ein krönender Abschluss«, schlägt Papa vor.
Helgaland?
Mama klärt das auf. »Helgoland ist ein roter Felsen mitten in der Nordsee. War auch mal so ein Seeräubernest. Irgendwo gibt’s da noch eine Badedüne. Aber am bekanntesten ist der Felsenturm Lange Anna . Ein Ausflug dahin bedeutet allerdings eine Hochseefahrt über das Meer. Man kann dabei richtig seekrank werden.«
Aber die Nordsee benimmt sich doch heute, Mama. Kein Sturm in Sicht. Der Blanke Hans schläft. Und die Schäfchenwolken sind harmlos. Die Tante Anna würde Millie gern besuchen. Trudel auch!
Der große Passagierdampfer, auf dem sich Papa, Mama, Millie und die kleine Schwester in Büh-Summ-Summ einschiffen, ist nicht der einzige, der über das offene Meer die Felseninsel ansteuert. Die Schiffe fahren von vielen Häfen ab, bei den Nordfiesen, in Hamburg und sogar irgendwo bei den Ostfiesen. Kurz vor Helgoland treffen sie sich alle.
Die dicken Pötte gehen schon auf hoher See weit vor dem roten Felsen von Helgoland vor Anker.
»Und jetzt, Papa?« Millie beugt sich über die Reling.
Es sieht so aus, als würden sie mit den kleinen Booten, die da über das Wasser angetrudelt kommen, an Land gebracht werden. Aber wie soll man in die Kähne hineinkommen? Die sind doch klitzeklein und liegen weit unten im Wasser. Soll Millie da etwa hineinspringen? Sie würde dabei doch ihre schönen pinkfarbenen Entenschuhe verlieren, die sie heute angezogen hat.
Trudel hat die neuen Entenschuhe nicht an, weil sie auf Mama gehört hat. Mama wollte, dass die Kinder Sandalen und Söckchen anziehen. Die kleine Schwester ist brav gewesen, aber Millie hat gemault. Blauer Himmel, weiße Wölkchen … dazu passen doch die Clogs mit den Löchern, Mama! Und jetzt sollen Millies tolle Schuhe beim Sprung in das klitzekleine Boot über Bord gehen? Nee, nee, nee.
Papa beruhigt Millie. »Siehst du die Männer in den Börtebooten da unten? Die Börteschiffer?«
Ja, kann Millie sehen. Sie tragen alle blaue Reißverschluss-Pullover. »Die helfen uns, wenn wir das Schiff verlassen«, meint Papa.
Ob das auch stimmt? Und dass die Kähne Börteboote heißen, hat Papa bestimmt in dem kleinen Reisebuch gelesen.
Erst einmal stellen sich alle Passagiere in eine langeSchlange vor die Tür, die nach draußen führt.
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