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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Asbestwerte! Statt das Ergebnis umständlich zu fälschen, leiten wir die Mail einfach so an das Gesundheitsamt Köln weiter.
    »Die evakuieren die, oder?«, fragt Shahin besorgt.
    »Davon kannst du ausgehen. Und dann sanieren sie.«
    »Das ist doch nicht laut, oder?«
    »Neeeeein ...«, lache ich, »Asbestsanierungen verlaufen geradezu geräuschlos!«
    Schon am nächsten Morgen wechselt die Sülzburgstraße 138 beim Notar den Besitzer. Ich habe mir diesen lange herbeigesehnten Akt etwas spektakulärer vorgestellt oder besser gesagt: respektvoller. Fast habe ich den Eindruck, dass dieser Notar das öfter macht und Summen von einer Million ihn ebenso wenig umhauen wie gestern die eBay-Schlipsis. Noch seltsamer verhält sich allerdings mein ehemaliger Vermieter und Hausbesitzer. Für ihn geht's direkt nach der Unterschrift nach Wien zu seinem Sohn.
    »Herr Peters, ich wünsch Inne alles Jute un . bleiben Se ruhich, ejal wat auch passiert!«
    »Wieso? Was soll denn passieren?«, frage ich noch verwundert, doch statt einer Antwort klopft mir Wellberg lediglich aufmunternd auf die Schulter, steigt in seinen neuen 5er BMW und braust davon.
    Mit einem guten Kilo Dokumente mache ich mich auf den Nachhauseweg, kaufe Brot, Butter und Wurst sowie ein paar
    Smoothies und eine Mousse au chocolat, als an der Plus-Kasse Folgendes geschieht:
    »Kassenzettel?«
    »Nein, danke.«
    »Wiedersehen. Und einen schönen Tag noch.«
    »Wie bitte?«
    »Einen schönen Tag noch!«
    »Das ...«, stottere ich, »wünsche ich Ihnen auch.«
    Es ist eine relativ glückliche halbe Stunde, die ich als frischgebackener Immobilienbesitzer verlebe. Und natürlich fiebere ich der feierlichen Übergabe von Johannas Kündigung entgegen. Denke ich mir so .
    Ich stehe keinen Meter im Flur, da krache ich auch schon gegen den ersten Karton. »Sport-Utensilien« steht darauf. Ich erstarre augenblicklich zu einer Eisfigur, lediglich mein Gesicht hat noch die Kraft, mit einem Ausdruck des Entsetzens in den V-Ausschnitt meines Pullis zu fallen. Auf grausame Weise wird mir klar, was genau Wellberg eben gemeint hat mit: >Bleiben Se ruhich, ejal wat auch passiert!<
    »Nee, oder?!«, ist das Einzige, was ich über die Lippen kriege. Dann rase ich so schnell es geht nach oben zu Johannas Pent-house. Die Tür ist offen. Ich stoße sie auf und stehe in einer leeren Wohnung.
    »Johanna?«, rufe ich panisch, »bist du da?«
    »Im Bad. Sekunde!«
    Panisch schaue ich mich um. Das kann sie mir nicht antun! Das kann mir dieser verdammte Botox-Snob einfach nicht antun! Nicht jetzt, nicht eine halbe Stunde, nachdem ich dieses gekachelte Nachkriegshaus gekauft habe! Mein Puls rast, ich kriege kaum noch Luft und mein zur Fratze verzerrtes Gesicht hängt immer noch im Ausschnitt meines Pullis. Dann kommt
    Johanna mit einem pinken Reise-Trolley aus dem Bad. Sie trägt exakt die gleichen tussigen Winterklamotten, in denen ich sie zum ersten Mal gesehen habe.
    »Wenn du saubermachen willst, die Putzsachen stehen in der Kammer neben dem Eingang!«
    Für einen Augenblick stehen wir uns schweigend gegenüber. Dann frage ich: »Wo gehst du denn hin?«
    »Litauen«, lautet die unterkühlte Antwort.
    Fassungslos starre ich Johanna an.
    »Litauen?«
    Sie zuckt nur kraftlos mit den Schultern.
    »Ich werd versetzt. Die haben echt den Schuss nicht gehört in der Zentrale. Wo ich mich gerade eingerichtet habe! Is aber nicht schlimm, weil so richtig reingepasst hab ich ja eh nie in euer Arme-Leute-Haus.«
    Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich trete ein wenig nach hinten, um Halt an der Wand zu suchen für den Fall, dass ich gleich in Ohnmacht falle. Immerhin gelingt es meinem Sprachzentrum noch, das immergleiche Wort als Frage zu wiederholen, den Blick fest auf Johanna gerichtet.
    »Litauen?«
    »Zwischen Estland und Lettland. Die baltischen Tigerstaaten.« Johanna ahmt eine fauchende Großkatze nach, wodurch Fingernägel und Mund noch bedrohlicher wirken. »Chhhhhhhhh!«
    Ich rutsche mit dem Rücken die Wand herunter und lande in einer Variation des Schneidersitzes auf dem Parkett. Ich denke, dass ich begriffen habe.
    »Litauen!«
    Kaum sitze ich, da habe ich das plötzliche Gefühl, sofort gehen zu müssen. Mit der rechten Hand erreiche ich immerhin schon die Türklinke.
    »Ach . morgen kommen die Möbelpacker, könnte also ein bisschen laut werden.«
    Ich lasse die Türklinke wieder los und nehme den Schlüssel, den Johanna mir überreicht.
    »Sie kommen so gegen sieben. Wenn du sie

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