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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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genau, wie ich einmal dummdreist glaubte, mir eine kleine Nudelsuppe machen zu können, dann aber schon beim Geruch des Suppenpulvers in den Toaster gekotzt habe.
    An diesem Mittwochmorgen weiß ich sofort, dass mich der Irak-Kater erwischt hat. Während es in meinem Schädel rumort wie auf einer Großbaustelle in Dubai, schickt sich meine Körpermitte an, ein ganzes Fass Salzsäure nach oben zu pumpen. Doch nicht nur in meinem Körper poltert, pumpt und klopft es: Nach verdächtig stillen Tagen sind auch wieder Geräusche aus dem Penthouse zu vernehmen. Was zum Teufel schiebt die alte Hexe denn da wieder durch ihre Schmockbude? Botox-Kanister? Cellulitis-Sauger? Eine Europalette Wimperntusche? Ich muss in mein Kopfkissen kichern: Soll sie nur schieben und klopfen, krakeelen und kichern. Es hat sich bald ausgekichert! Vielleicht sehe ich heute noch aus wie ein Haufen Papageienscheiße. Aber morgen, spätestens am Freitag, kriegen Shahin und ich so viel Kohle rübergeschoben, dass ich nicht mal einen Kredit brauche für mein Haus.
    Ich muss lachen, trotz Irak-Kater. Offenbar tummelt sich zwischen großem Zeh und Öhrchen noch das eine oder andere Likörchen. Während ich mit geschlossenen Augen den Verlauf der Geräusche über mir verfolge, versuche ich zu rekonstruieren, wie viele Alkoholeinheiten ich in der vergangenen Nacht durch meine Leber gepumpt habe. Wenn man Kölsch nur zählen könnte! Aber dieses gerissene Brauereipack füllt seine obergärige Lurchpisse ja absichtlich in so winzige Glaskondome, dass man schon nach vier bis fünf Einheiten mit dem Zählen durcheinander kommt. Okay ... Im El Gaucho müssen's so ungefähr zehn Kölsch gewesen sein. Dann gab es diesen Zwischenfall, als Nelkenjakob gesagt hat, dass man auch als Hausbesitzer seinen Mietern nicht einfach so kündigen kann. Da hab ich einen doppelten Brandy getrunken vor Schreck. Im Shepherd haben wir dann aber bei drei Singapore Sling die Lösung des Problems gefeiert: Paula wird einfach »schwanger« von mir und ich kündige wegen Eigenbedarf. Aber wo waren wir danach? In der guten, alten Scheinbar? Ha! Waren wir! Weil Flik gesagt hat, das wäre bei meinem Zustand eine gute Wahl wegen des gefliesten Bodens. Aber ... wie um alles in der Welt bin ich nach Hause gekommen?
    Ich schiebe meine Bettdecke nach vorne und sehe, dass ich meinen dunklen Anzug noch anhabe. Die dazugehörigen Schuhe entdecke ich auf dem Fernseher. Meine Fresse, muss ich dicht gewesen sein. Wie sagt Phil so schön: Scheißegal wohnt in der Leck-mich-Straße! Es war die Sache wert. Weil ich alle einladen konnte. Weil ich endlich mal wieder ich selbst war. Weil ich dem verblüfften Flik vor Danielas Augen zwölftausend Euro hinblättern konnte. Und das, wo ich noch keinen Cent von den angekündigten eBay-Millionen auf dem Konto habe. Man muss eben nicht unbedingt Millionär sein, um sich wie einer zu fühlen. Angeschlagen aber zufrieden schiebe ich mich unter mein Kopfkissen und versuche wieder einzuschlafen. Allerdings scheint die Salzsäure ihren Kampf gegen meinen Magendeckel gewonnen zu haben und fordert vehement eine weitere Verbeugung vor dem Duftstein. Ich schaffe es gerade noch.
    Eine Stunde später wache ich in der Küche wieder auf. Wie komme ich da hin? Aliens? Blackout? Andre Heller? Mir fällt erst nach einer Weile wieder ein, was ich in der Küche wollte:
    Gegenfeuer legen!
    Irgendein anerkannter Mediziner hat mir nämlich mal ganz spät an einer Hotelbar erklärt, warum es so wichtig ist, seinen Kater mit Alkohol zu bekämpfen. Leider habe ich's vergessen, weil wir an dem Abend alle so besoffen waren. Dennoch bekämpfe ich seitdem alle Kater der Irak-Klasse meist mit lauwarmem Kölsch am Morgen, es ist meine »Pille danach« sozusagen. Heute sind es sogar zwei. Das erste Kölsch schütte ich mir pur in den Hals, im zweiten löse ich eine BlubberAspirin und eine Multivitamintablette just in dem Augenblick auf. Sicherheitshalber trinke ich Glas zwei neben der Kloschüssel, warte einen Moment und steige erst dann unter die Dusche. Dummerweise kommt die Multivitamintablette just in dem Augenblick wieder hoch, als ich das Plexiglas zugezogen habe. Ich putze die Dusche und muss mich wieder übergeben, weil alles so eklig aussieht. Schließlich wage ich mich ein zweites Mal in die Kabine. Es klappt. Das klare Wasser und der Duft von frischem Duschgel sind herrlich. Zwar krache ich zweimal gegen die Plexiglaswand, als ich mir die Füße waschen will, aber das ist nicht

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