Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
wanderte
über die Gesichter seiner Freunde. Alexander, Patrick und Ismail schauten ihn
alle mit dem gleichen mitfühlenden Bedauern an.
»Mikhail, du kannst
uns nicht bei der Jagd nach ihnen helfen, du bist nur ein Mensch. Vampiren bist
du physisch hoffnungslos unterlegen«, erklärte Ismail, Oberhaupt des Südclans
und Vater seiner Cousine, ruhig. »Für dich wird sich eine andere Aufgabe
finden.«
Mikhail wusste, dass
der Mann recht hatte, aber es gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Die Kinder und
Mütter müssen bewacht werden«, erklärte Patrick in der eingetretenen Stille.
»Ja«, stimmte Ismail
zu, »aber mir wäre es lieber, wir könnten sie für eine Weile wegschicken.
Irgendwohin, wo sie in Sicherheit sind.«
»Wenn wir Angelica
und Violet wegschicken, spielen wir diesen Bastarden nur in die Hände«, sagte
Patrick grimmig. »Man könnte uns für feige halten. Wir dürfen nicht zulassen,
dass der Eindruck entsteht, wir hätten Angst vor ihnen. Außerdem müssen die
auserwählten Mütter in nächster Zeit an einigen wichtigen Zeremonien
teilnehmen; ihr Fehlen würde das falsche Signal geben. Besonders, wenn die
Ereignisse des heutigen Abends durchsickern.«
Mikhail wusste, dass
Patrick recht hatte, und auch die anderen schienen der gleichen Meinung zu
sein. Wenn die Oberhäupter der Vampirclans ihre Gattinnen verstecken müssten,
würde das den »Wahren Vampiren« oder wie immer sie sich nennen mochten, nur
zugutekommen. Verdammt!
»Aber die Kinder
könnte man doch zumindest fortschicken«, überlegte Ismail.
Mikhail musste an die
beiden hilflosen Kleinen denken und wie knapp diese unschuldigen Wesen heute
dem Tode entronnen waren. Er würde es sich nie verzeihen, wenn ihnen etwas
zustieße.
»Ich werde sie in
Sicherheit bringen.«
Mikhail erhob sich
und trat vor den kalten Kamin.
»Niemand wird merken,
dass die Kinder nicht mehr in London sind. Und falls doch, lässt sich sicher
leicht eine Ausrede finden. Ich werde mit ihnen auf den Kontinent reisen, bis
die Gefahr vorüber ist.«
Ismail nickte, und
die beiden Väter tauschten grimmige Blicke, schienen die Notwendigkeit dieses
Plans aber ebenso einzusehen.
»Kiril wird dich
begleiten, Mikhail. Du wirst ein zweites Paar Hände brauchen, da es ja zwei
Kinder sind.«
Alexander blickte
Mikhail fragend an. Angelica vertraute Kiril, Alexanders rechter Hand. Das
allein war Grund genug für Mikhail, ihm ebenfalls zu vertrauen. Er nickte.
»Sie werden uns
Schwierigkeiten machen«, erklärte Patrick grimmig.
Alle wussten, dass er
nicht von den Kindern sprach. Es waren die Mütter, die sich gegen diese
Entscheidung sträuben würden.
Mikhail trat
unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er hatte soeben die Verantwortung
für das Wohlergehen von zwei kleinen Kindern übernommen. Aber ihm blieb keine
Wahl. Die Vampire mussten bleiben und kämpfen. Und sie hatten recht: Mit seiner
menschlichen Kraft war er Vampiren nicht gewachsen, egal ob es nun »wahre«
waren oder nicht.
»Also gut.«
Patrick erhob sich
aus seinem Sessel.
»Ismail, könntest du
die Fahrkarten besorgen? Für das erste Schiff, das morgen früh den Kanal
überquert. Ich muss gehen und es meiner Frau beibringen.«
Alexander folgte ihm
zur Tür.
»Und ich meiner.
Mikhail, komm doch nach dem Packen noch mal rüber, wenn möglich. Ich bin
sicher, deine Schwester und deine Cousine werden noch ein Wort mit dir wechseln
wollen.«
Mikhail nickte
bedrückt. Er befürchtete sehr, dass es deutlich mehr als nur ein Wort werden
würde.
2. Kapitel
Wieso müssen Sie
ausgerechnet in meiner Kabine schlafen? Sie sind arm ! Sie sollten bei den
anderen schmutzigen Armen im Unterdeck schlafen!«
Nell schloss kurz die
Augen und wandte sich dann zu ihrem Schützling um. Sie hatte es längst
aufgegeben, Tabitha zur Ordnung zu rufen. Jeder Versuch in dieser Richtung
wurde sogleich von ihren Eltern, Lord und Lady Chadwick, zunichtegemacht. Nell
hatte noch nie größere Snobs und arrogantere Menschen kennen gelernt.
»Ich bin deine
Gouvernante, Tabitha, und du bist eine junge Dame. Eine sehr junge Dame, die
noch Aufsicht braucht.«
Tabithas rundes
Gesicht verzog sich zu einer verächtlichen Grimasse. Dass sie noch so jung war,
hörte das Mädchen gar nicht gerne.
»Ja, ich bin jung und
schön. Und eines Tages, schon bald, werde ich einen reichen Mann heiraten!
Warum haben Sie eigentlich nie geheiratet, Nell? Na, jetzt sind Sie natürlich
so oder so zu alt dafür.«
Nell verwünschte den
Tag, an
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