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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Intuition hatte ihm einen blassen Schimmer vermittelt. Und das hätte sie tun müssen. Intuition war eine seiner beiden Psifähigkeiten, die durch Neurohormone aktiviert wurden.
    Die englische Armee hatte ihm ein Bioware-Implantat verpaßt, eine endokrine Drüse, ein hochentwickeltes Konstrukt aus neurosekretorischen Zellen, die sein Blut konsumierten und dafür unter der Kontrolle eines Hirnrinden-Prozessors psistimulierende Neurohormone abgaben.
    Als der Einstufungstest der vereinigten Streitkräfte ergab, daß er ASW-positiv war, versetzte man ihn aus seinem alten Fallschirmjägerregiment schnurstracks in die neu gegründete Mindstar Brigade, gemeinsam mit fünfhundert weiteren leicht verwirrten Rekruten. Ein Jahr zuvor hatte das amerikanische DARPA-Amt die Wirkungsweise psistimulierender Neurohormone demonstriert, und Mindstar war die begeisterte Reaktion des Verteidigungsministeriums auf die Möglichkeit, aus Übersinnlichen ein perfektes Geheimdienstcorps zu bilden – eine Idee, die den Boulevardkanälen schnell die Wortschöpfung »Gedankenkriege« entlockte. Schade, daß niemand der Anzahl wertender Worte Beachtung schenkte, die in den frühen Presseverlautbarungen von DARPA zu finden waren.
    Aufgrund der Ergebnisse des Einstufungstests erwartete Mindstar, daß Greg einen unheimlichen sechsten Sinn entwickelte, einen kontinentumspannenden Röntgenblick, der feindliche Stellungen entdeckte, egal wie gut sie getarnt waren. Statt dessen prägte sich seine Empathie aus. Sie erwies sich beim Verhör von Gefangenen als nützlich, rechtfertigte aber kaum die anderthalb Millionen Pfund, die man in Gregs Drüse und Ausbildung investiert hatte.
    Er blieb nicht der einzige, der die hohen Tiere von Mindstar enttäuschte. Die Einstufungstests deuteten nur in groben Zügen an, welche Fähigkeit der Rekrut hatte; wie sich nach Implantation der Drüse die tatsächlichen übersinnlichen Fähigkeiten des Gehirns entwickelten, konnte niemand vorhersagen. Die Ergebnisse waren extrem mittelmäßig; sehr wenige Mindstar-Rekruten brachten irgend etwas hervor, was den Erwartungen entsprach. Die Brigade wurde widerstrebend aufgelöst, nur wenige Monate, ehe die PSP die ideologische Axt an den Verteidigungshaushalt anlegte.
    Gregs Behauptung, daß die Drüse auch seine Intuition gesteigert hatte, wurde von den solideren Köpfen des Generalstabes als typischer Squaddie-Aberglauben abgetan. Er zuckte darauf nur die Achseln und hielt den Mund; sich bloß nie freiwillig für irgendwas melden! Die Intuition rettete jedoch ihm und seinem taktischen Überfallkommando mehrfach das Leben, als sie in der Türkei eingesetzt wurden.
    Wieso hatte sie ihn dann in Sachen Roy Collister überhaupt nicht vorgewarnt?
    »Niemand erwartet von dir, perfekt zu sein«, sagte Eleanor ruhig.
    Er nickte kurz. Sie konnte seine Gefühle so gründlich erspüren, wie seine außersinnliche Wahrnehmung in der Lage war, in den Köpfen anderer Leute herumzustöbern. »Ich wette, Douglas Kellam führt die Meute an«, sagte er. Douglas Kellam, der sich gerne in der Rolle des örtlichen Junkers sah, war der lauteste Anti-PSP-Schreihals im Dorf. Jetzt konnte er ja risikolos den Mund aufreißen.
    »Aus der hintersten Reihe, ja«, pflichtete sie ihm bei.
    Er grunzte ironisch.
    »Wer hätte gedacht, daß du und ich mal zur Rettung eines Apparatschiks herbeieilen?«
    »Aber wir wußten es schon, nicht wahr? Instinktiv. Es geht nicht so sehr darum, was Collister war, sondern was Kellams Mob anstellen wird. Am Morgen danach sind die Folgen fürchterlich. Das ist immer so.«
    »Yeah.«
    »Aber?«
    »Was, wenn er sich als eines der hohen Tiere erweist?«
    »Auf keinen Fall«, sagte Eleanor mit Bestimmtheit. »Du hättest davon gewußt, wenn er irgendwas Wichtiges gewesen wäre.«
    »Das nenne ich Vertrauen.« Er hoffte bei Gott, daß sie recht hatte.
    Der EMC-Ranger schlingerte hinaus auf die Straße. Eleanor beschleunigte kräftig, und die Räder rissen Schlitze in die dünne Moosschicht auf dem Asphalt. Weiße Gischt spritzte hinter ihnen hoch, wenn sie durch die langen Pfützen in den Fahrspuren schossen.
    Greg blickte zum Fenster hinaus. Auf der anderen Seite des breiten Südendes der Talsperre sah er die Timesharing-Siedlung von Berrybut Spinney auf dem Hang direkt gegenüber seinem Bauernhaus. Die Siedlung lag auf einer rechteckigen Lichtung oberhalb des Ufers und bestand aus einem Hufeisen hölzerner Chalets mit einem großen gemauerten Clubhaus und einem Hotel auf dem

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