Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
das drin, was jeder am liebsten mochte. Woher Miss Braitwhistle wissen konnte, dass das bei mir Butterkaramell und bei Aki Erdnusskrokant war, war uns schleierhaft. Aber darüber haben wir nicht nachgedacht, sondern geschleckt und gekaut und geschmatzt.
Herr Fischli hat nicht geschmatzt, er hat geniest. Und als er ein Taschentuch aus seiner Jackentasche ziehen wollte, da hatte er plötzlich ein Ei in der Hand. »Wie kommt das denn in meine Tasche? Und es steht auch noch mein Name darauf.«
»Machen Sie es auf, Herr Fischli, bestimmt ist es mit Schweizer Schokolade gefüllt!«, rief Pauline.
Und sie hatte recht.
Herr Fischli verdrehte die Augen. »Köstlich, Zartbitter mit Mandelsplittern, genau wie bei mir zu Hause.«
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut und wir haben gegrinst. Jetzt wussten wir, was das Bittere in Miss Braitwhistles Überraschung gewesen war.
»Und ich hab schon Angst gehabt, dass –«, begann Aki, da rief Annalisa: »Huhu, Miss Bratwiesel. Schöne Ferien!«
Und Henni schrie mit schokoladeverschmiertem Mund: »Danke! Ich liebe Vollmilch-Nuss!«
Miss Braitwhistle saß auf ihrem Klapprad und fuhr über den Sportplatz, auf dem Schoß hatte sie ihre Tasche. Kurz bevor sie hinter der Turnhalle verschwand, hat sie sich zu uns umgedreht und gewunken.
Wir haben zurückgewunken und auf einmal wurde mir ganz schlecht. Aber das kam nicht vom Butterkaramell.
»Warum ist Miss Braitwhistle weggefahren?«, hab ich Herrn Fischli gefragt.
Herr Fischli hat sich mit seinem Taschentuch den Mund abgewischt und gesagt: »Na, weil sie heute keinen Unterricht mehr hat, darum.«
»Aber sie kommt doch nach den Ferien wieder?«, wollte Aki wissen.
Herr Fischli hat uns lange angeschaut, dann hat er mit den Schultern gezuckt: »Das hoffe ich. Aber ihr kennt ja Miss Braitwhistle, bei ihr weiß man nie genau.«
Herr Machnick kam auf den Hof gestürzt. »Habt ihr sie gefunden?«
»Wen sollen wir gefunden haben?«, fragte Herr Fischli.
»Na, meine Bärenfellmütze. Ich hab doch gesehen, dass die 4a den ganzen Hof abgesucht hat.«
Herr Fischli wollte etwas sagen, aber Clemens rief: »Da! Da oben ist sie. Im Baum.«
Wir liefen alle zu unserer Kastanie. Und da hing die Bärenmütze von Herrn Machnick, am höchsten Ast. Er rannte zum Schuppen, um eine Leiter zu holen. Das war bestimmt das erste Mal.
»Pscht!«, sagte Pauline. »Hört doch nur.«
Jetzt hörten wir es alle. Ein leises Zwitschern und Tschilpen. Und da kam auch schon die Amsel angeflogen mit einem dicken Wurm im Schnabel, setzte sich auf den Rand der Mütze und fünf winzige Schnäbel wurden aufgesperrt.
Herr Machnick schleppte die Leiter an und wollte sie an die Kastanie lehnen, da hat Herr Fischli gesagt: »Die Mütze bleibt, wo sie ist, darin brütet jetzt eine Amsel.«
Herr Machnick hat den Mund auf- und wieder zugemacht.
»Aber die … die Mütze … gehört mir …«, hat er gestottert.
»Stimmt nicht«, hat Aki gemeint. »Die ist dem Typen von der Königin runtergefallen und Sie haben sie einfach genommen.«
»Ich verstehe kein Wort«, hat Herr Fischli gesagt. »In meiner Abwesenheit scheinen ja recht seltsame Dinge vorgefallen zu sein. Fest steht jedenfalls, dass keiner das Nest da oben anrührt. Sollte es nach den Ferien nicht mehr da sein, werde ich ein ernstes Wort mit Ihnen reden müssen, Herr Machnick.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Fischli«, hab ich gesagt. »Aki und ich kommen ja sowieso jeden Tag her wegen der Schildkröten. Wir passen auf.«
»Ihr kommt in den Ferien in die Schule?«, hat Herr Machnick gefragt.
»Ganz genau«, hat Herr Fischli gesagt. »Und Sie kümmern sich darum, dass die beiden ins Schulgebäude kommen.«
»Aber ich habe auch Ferien«, hat Herr Machnick gesagt. »Nach den letzten Tagen brauche ich dringend Erholung.«
Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut. Wovon musste der sich denn erholen?
»Sie halten gefälligst hier die Stellung, Herr Machnick, sonst –«
Herr Fischli konnte nicht sagen, was sonst passieren würde, denn Herr Machnick hat ihm das dicke Schlüsselbund vor die Füße geworfen und ist gegangen.
Aki hat die Schlüssel schnell aufgehoben. »Wir brauchen Herrn Macktnix, äh, Herrn Machnick nicht mehr. Das schaffen wir auch allein.«
Herr Fischli hat sich am Kinn gekratzt. »Na gut, aber ihr müsst mir versprechen –«
Weiter kam er nicht, denn es klingelte, und das bedeutete, dass die Ferien begonnen hatten.
»Ja, ja, wir versprechen
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