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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Besuch ist zwar nicht offiziell, aber es könnte trotzdem sein, daß wir Sie brauchen.«
    Der Junge, über einsneunzig groß und entsprechend breit, kehrte zu seinem Platz zurück. Er legte die Papiere wieder auf den Schreibtisch und ließ sich mit einem unguten Gefühl nieder. Was könnte der alte Brinton von ihm wollen? Die einzige Verbindung, die er zu Kent hatte
    – abgesehen von Anne – waren die Spritztouren mit dem Orakel nach Plummergen. Ohne die hätte er seine Anne  nie kennengelernt. Aber Plummergen? Es konnte doch nicht wieder Miss Seeton dahinterstecken, oder?
    »Kaffee oder Tee?« fragte Delphick.
    »Danke, Orakel, Kaffee«, sagte Brinton.
    Der Sergeant nahm den Telefonhörer ab und bestellte Kaffee und Gebäck für drei.
    »Schön, Chris« – der Superintendent machte es sich auf seinem Stuhl bequem –, »was können wir für dich tun, was führt dich in die Stadt?«
    Der Chief Inspector ächzte. »Die Religion.« Er stellte seine Aktentasche auf den Boden und ließ den Hut daneben fallen.
    Die Religion? Delphick musterte seinen alten Freund.
    »Und dein Besuch ist, soweit ich es verstanden habe, nicht offiziell. Ist Canterbury der Erzbischof abhanden gekommen? Was gibt’s für Ärger?«
    »Importierten Ärger«, erwiderte Brinton, »zumindest ist das unsere Vermutung. Und unser Problem – oder es wird unser Problem, hoffe ich. Es geht um das Gerede über eine religiöse Organisation, die sich Nuscience nennt und eine Büroadresse in London hat.« Er grinste den Superintendent an. »Also schön, Orakel, mein Besuch ist inoffiziell, aber ich habe eine offizielle Bitte. Und unser Chief Constable spricht auch mit deinem stellvertretenden Commissioner über meine brillante Idee – wir haben nämlich bereits alle Hände voll zu tun mit anderen religiösen Spinnern.«
    Delphicks Interesse war geweckt. Es mußte schon was Ernstes sein, wenn es Chris Brinton aus der Fassung brachte. »Was ist los?«
    Brinton schüttelte den Kopf. »Der Teufel ist los, er treibt bei uns sein Unwesen. Alles geht drunter und drüber.

    Keiner begeht ein ordentliches Verbrechen, nein – sie lesen im Kaffeesatz, rücken Tische, schauen in Kristallkugeln und so was. Und es breitet sich immer mehr aus.«
    Delphick lachte. »Und was ist daran so schlimm?«
    »Das würdest du wissen, wenn du damit fertig werden müßtest. Schwarze Messen, Hexenzauber und all der Quatsch. Deshalb ist diese neue Scheiße, die unseren G.G. beinahe durchdrehen läßt, diese Nuscience, der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat.«
    Der Superintendent machte sich eine Notiz. »Gibt’s eine Verbindung zwischen den beiden Phänomenen?«
    »Nein. Nur, daß die einen Verrückten die Leute in die Arme der anderen Verrückten treiben. Bei all dem Wirbel um Hexen und den Satan, den die Menschen hinter jeder Ecke sehen, suchen sie nach jemandem, dem sie ihre Seele verkaufen können, solange noch Zeit dafür ist.
    Hexenzauber.« Er schnaubte. »So was gibt’s immer mal wieder – meistens ist es harmlos, obwohl solche Sachen gerade groß in Mode zu sein scheinen. Aber dieser Nuscience-Unsinn – mit dem in jeder Minute zu
    erwartenden Weltuntergang, soviel ich verstanden habe –  übersteigt alles, und die Hohlköpfe schwärmen herbei wie die Wespen zum Marmeladentopf. Das Ganze ist ein Riesenschwindel, darauf könnte ich wetten. Die sind so verschwörerisch und gerissen, daß es sich nur um Betrug handeln kann.«
    Delphick schrieb wieder etwas auf. »Nuscience …
    Weltuntergang … Irgendwie klingeln bei mir da die Glocken.« Er überlegte einen Augenblick. »Nein – ich komm’ nicht drauf. Hat irgendwas mit Schottland zu tun, glaube ich. Ich werde das überprüfen.«
    »Und jetzt«, fuhr Brinton fort, »als wäre das alles nicht  genug, haben wir’s auch noch mit einem Tötungsdelikt zu tun.«
    »Einem Tötungsdelikt?« Delphick bedachte seinen Besucher mit einem scharfen Blick. »Wann? Ich hab’ nichts davon gehört.«
    »Vorletzte Nacht. Die Zeitungen wissen noch nichts davon – und ich beabsichtige auch nicht, sie zu informieren. Hab’ allen gesagt, sie sollen stillhalten. Ich will nicht, daß Panik ausbricht.«
    Der Sergeant erstarrte. Der alte Brinton mußte einen Vogel haben. Man konnte doch einen Mord nicht unter dem Deckel halten; die würden ihm die Hölle heiß machen, wenn das rauskam.
    Der Superintendent beugte sich vor und hielt den Stift schreibbereit. »Wer ist das Opfer?«
    »Eine verdammte Kuh.«
    Delphick senkte

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