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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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Sie war eine Seifenblase, die durch den Park schwebte, schwerelos, ein Blatt im Wind. Die Nacht hatte schwarze Kristalle im Haar, und die Sterne stürzten ihr entgegen von allen Himmeln, die sich im Universum drängten, und von denen, die weiter entfernt waren, dort, wo Zeit und Raum ein Ende nehmen und nur noch ein vibrierendes schwarzes Vakuum bleibt.
    Der Boden um sie herum war von einer dicken Schicht aus funkelndem weißem Schnee bedeckt. In einiger Entfernung ragte die Kirche auf, wie er gesagt hatte. Spitze Türme zeichneten sich vor dem Himmel ab, als wären riesige Zähne aus dem gefrorenen Boden gewachsen. Und hinter der Kirche lagen der Karlaplan und die U-Bahn, die sie zu ihren Eltern nach Farsta bringen würde.
    Obwohl sie nicht mehr Anna war, ein ziemlich trauriges und pickliges Mädchen aus dem Vorort, sondern ein schönes und schwereloses Wesen, das sich mit irdischen Problemen nicht zu befassen brauchte, drangen die Ereignisse des Abends durch die feste Hülle der Seifenblase. Die Wohnung, in der es kein Licht gegeben hatte. Robban und der schwarze Typ ohne Namen, der auf dem einsamen Sofa mitten im Raum ununterbrochen geraucht und gequasselt hatte. Die Katze, die auf der Fensterbank gesessen hatte, beängstigend mager, zusammengekrümmt, die Ohren zurückgelegt, bereit zum Sprung, falls sich etwas Bedrohliches näherte. Und dann natürlich Marko.
    Marko, der so weiche Haut hatte, obwohl er älter war als ihr Vater. Marko, der die schönsten Augen hatte, die sie je gesehen hatte. Augen, die sie immer wieder mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Lust betrachteten. Er war nie mehr als einen Meter von ihr entfernt. Seine Hand schien sie immer zu berühren, ihre Schulter, ihren Arm oder ihren Oberschenkel. Manchmal packte sie zu, massierte so fest, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Manchmal ruhte sie leicht wie ein Grashalm auf ihr.
    Aber sie war immer da.
    Sie fröstelte.
    Sie hörte aus der Ferne ein Motorendröhnen, das immer lauter wurde. Sie stellte fest, dass sie dieses Geräusch sogar sehen konnte, dass es Farbe und Form besaß. Schwarz, pelzig, mit scharfen Zacken. Eine rotierende düstere Wolke, die wuchs und schrumpfte und tausende scharfe Stahlklingen enthielt.
    Was hatten sie an diesem Abend eingeworfen?
    Einen chemischen Cocktail, wie er das nannte. Irgendwas wie Acid jedenfalls, das war ihr immerhin klar. Aber obwohl sie noch immer high war, dachte sie klarer als je zuvor in ihrer Erinnerung. Sie verstand das Dasein, fühlte eine Zusammengehörigkeit mit jeder noch so kleinen Schneeflocke und jedem Stein im Park, konnte hören, wie Bäume und Büsche und Steine ihr zuflüsterten und sie riefen.
    Die Straßenlaterne auf ihrer rechten Seite flackerte und erlosch mit ausgiebigem Zischen. Sie wusste, dass es kalt war, spürte die Kälte aber nicht. Sah nur überrascht die bläuliche Gänsehaut auf ihren mageren Handgelenken an, die wie Stöckchen aus der dünnen Kapuzenjacke hervorragten.
    Vor ihr zog sich die gefrorene Straße dahin, an der ein teures Auto neben dem anderen stand. Auf der anderen Straßenseite hatte die Kirche plötzlich und unerklärlicherweise gewaltige Proportionen angenommen, war zu einer himmelstrebenden Kathedrale angewachsen, wurde mit jeder Sekunde größer. Langsam schwebte sie weiter, merkte, dass sie ihre Richtung ein wenig änderte, wenn der Wind sie erfasste.
    Eine Seifenblase, dachte sie, ich bin eine Seifenblase. Schön, aber verdammt leer. Bei diesem Gedanken musste sie lachen, und sie hörte plötzlich ein Kichern. Erst Sekunden später begriff sie, dass dieses Kichern von ihr stammte.
    Von irgendwoher hörte sie das Brummen wieder, und es wurde lauter. Vor sich ahnte sie abermals die schwarze Wolke mit den rotierenden Sägeblättern. Ich könnte sie anfassen, dachte sie, aber sie ist scharf. Ich könnte mich verletzen, mich blutig schneiden, meine Handflächen zu Hackfleisch zerfetzen.
    Die Wolke wurde größer. Anna blieb stehen und schaute sich um. Die Welt schien zu einem schimmernden Dunst zu verschwimmen. Und weiter entfernt: zwei Lichtpunkte, die immer größer wurden, die zu riesigen Scheinwerfern wurden, zu Sonnen, gigantischen Supernovas, bereit, zu explodieren und ihr Magma über die Erde zu speien.
    Langsam begriff sie, dass die Sonnen die Scheinwerfer eines Autos waren, das sich in hohem Tempo näherte. Obwohl sie wusste, dass sie ausweichen müsste, konnte sie sich nicht rühren. In dem Moment, als das Auto sie mit voller Wucht zu

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