Missing in Action
aber Reinhards nickte Bull nur etwas überheblich zu.
»Mit so einer Unterbrechung kann ich nicht garantieren, dass wir rechtzeitig fertig werden. Die Hälfte meiner Leute sitzt draußen fest, die andere hockt in den Laderäumen und dreht Däumchen.«
»Verstehe«, erwiderte John, ohne genau hinzuhören. Stattdessen starrte er auf den Seitenbildschirm, wo auf
der Karte der Station Abschnitte plötzlich in grelles Rot getaucht waren. Er tippte mit dem Finger darauf. »Shakey, was bedeutet das?«
Der Pilot verzog das Gesicht. Offenbar war es ihm nicht recht, vor Reinhards mit seinem Spitznamen angesprochen zu werden. »Keine Ahnung, Sir. Könnten die betroffenen Bereiche sein.«
»Feuer auf zwölf Ebenen? Direkt um den Kern? Dreizehn Ebenen, vierzehn … fünfzehn!«
Inmitten der Anzeige flackerte ein rot eingefärbter Teil der Station kurz auf, dann wurde er schwarz.
»Äh … das ist gar nicht gut«, erklärte der Techniker. Zum ersten Mal besah John ihn sich genauer. Auf seiner Brust prangte ein Ausweis mit dem 3D-Bild und seinem Namen: Alonzo Garrello.
»Was zum Teufel meinen Sie damit, Garrello?«
»Also entweder sind da alle Sensoren ausgefallen, was schon merkwürdig wäre. Oder die ganze Sektion 33 ist gerade zerstört worden. Verlust der Atmosphäre und das ganze verdammte Programm.«
Jetzt meldete sich Reinhards zu Wort, der bislang geschwiegen hatte: »Eine Verzögerung kommt nicht in Frage. Diese Mission muss termingerecht beginnen. Stellen Sie Kontakt zur Missionskontrolle her.«
»Sofort«, entgegnete Shakey pflichtbewusst und versuchte, einen Kanal zu öffnen. »Control, hier ist Shuttle Zwölf. Shuttle Zwölf an Control. Farspace Horizon , hören Sie mich?«
Stille antwortete ihnen. Auf dem Bildschirm wurde eine weitere Sektion schwarz. War John bislang vor
allem aufgrund der Verzögerungen und durch Reinhards’ Anwesenheit nervös geworden, spürte er nun, wie sich ein eisiger Klumpen in seinen Eingeweiden bildete. Mehr und mehr Bereiche der Station wurden rot, und ein weiterer Teil verschwand in Schwärze.
»Kannst du uns hier rausbringen?«, fragte er Shakey, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»Negativ. Das hier ist ein Einsatzshuttle, keine Rettungskapsel. Wir hängen am Haken, bis Control uns grünes Licht gibt. Alles läuft auf Autopilot, wie immer.«
Die Stimme des Piloten klang wütend, aber er bemühte sich offenbar, seine Meinung vor Reinhards nicht allzu deutlich zum Ausdruck zu bringen. Dass die Shuttles Sprung und Landeanflug automatisch ausführten, war dem kleinen Piloten ein Dorn im Auge, auch wenn John angesichts von Shakeys Problemen ganz froh darüber war.
»Dann versuch weiter, sie zu erreichen.«
Während Shakey dem Befehl nachkam, sah sich John um. Szenarien rasten durch seinen Kopf, Schreckensbilder von Katastrophen und dem Super-GAU. Was in der Station auch geschah, sie hatten augenblicklich keine Möglichkeit, es herauszufinden, und mussten das Schlimmste annehmen.
»Sergeant, schaffen Sie die ganzen Zivilisten in Sicherheit. Alle sollen sich hinsetzen und anschnallen. Wie ist der Status des Teams?«
»Wir haben vier auf der Station, Sir, glaube ich. Der Rest ist an Bord.«
»Das Team soll versuchen, die Ladung zu sichern,
soweit möglich. Aber kein Risiko. Wir halten Sie auf dem Laufenden.«
Bull nickte, dann wandte er sich an Reinhards: »Wenn Sie und Ihre Begleiterin mir bitten folgen würden, Sir?«
Der Manager hob abwehrend die Hände und versuchte, Abstand zu dem Beta zu gewinnen, was aber in der kleinen Kanzel kaum möglich war. »Ich bleibe hier, bis die Situation geklärt ist.« Er sah sich um und deutete auf den Behelfssessel des Copiloten. »Ich nehme dort Platz.«
Bull warf John einen Blick zu, den der ehemalige Soldat mit hochgezogener Augenbraue quittierte. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. Einen Autoritätsstreit vom Zaun zu brechen, war im Moment ziemlich sinnlos, und mit ein wenig Glück waren sie Reinhards ohnehin bald los.
»Gut«, brummte der Beta. »Der Rest kommt aber mit. Ich zeige Ihnen, wo Sie sich hinsetzen können, und erkläre Ihnen alles.«
Ziemlich haarig für eine Stewardess , schoss es John durch den Kopf, und er hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
Diesmal war es die Leibwächterin, die protestierte: »Ich halte das für keine gute Idee, Mr. Reinhards.«
»Schon gut, schon gut, gehen Sie mit. Ich glaube nicht, dass mir hier irgendeine Gefahr droht.«
Der Konzerner wedelte mit der Hand, als gelte
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