Mission Arktis
Grizzly Auge in Auge gegenübergestanden hatte, war Matt selbst eindringlich an diese Tatsache erinnert worden. Es war eine Welt, in der das Motto »Fressen oder gefressen werden« regierte.
Er sicherte das Sattelzeug mit einem letzten Ruck und warf die Satteltaschen mit dem ErsteHilfeKasten darüber. Er machte sich nicht die Mühe, sein Funkgerät mitzunehmen, denn er hatte seit drei Tagen keine Verbindung mehr.
Rasch steckte er den Fuß mit dem Elchlederstiefel in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Die Hunde tänzelten schon am Rand des Lagers herum, denn sie wussten, dass es gleich losging. »Ab geht’s, Jungs! Zeit, dass wir die Helden spielen!«
Marinestützpunkt Seweromorsk Murmansk, Russland
Viktor Petkow stand an Pier vier, gegen die Kälte in einen langen braunen Mantel gehüllt, auf dem Kopf eine dicke Pelzmütze. Die einzigen Kennzeichen seines Ranges befanden sich auf den roten Epauletten und vorn auf der Mütze: vier goldene Sterne.
Er rauchte eine Zigarre, kubanisch, hatte sie aber im Moment beinahe vergessen. Hinter ihm erhob sich der Marinestützpunkt Seweromorsk, seine Heimat und sein Arbeitsgebiet. Begrenzt von Stacheldraht und Betonsperren, beherbergte die kleine Stadt die riesigen Schiffswerften, Trockendocks, Reparaturwerkstätten, Waffendepots und Operationsgebäude der russischen Nordflotte. Der Komplex lag an der Nordküste Russlands am Arktischen Meer und trotzte mutig den harten Wintern in diesen lebensfeindlichen Breiten. Hier wurden nicht nur mächtige Schiffe erbaut, sondern noch härtere Männer geformt.
Viktors sturmgraue Augen ignorierten den Ozean und konzentrierten sich auf das geschäftige Treiben am Pier. In Kürze sollte das U-Boot Drakon auslaufen. Die Kabel, die es mit den Energiequellen an Land versorgten, wurden bereits aufgerollt und sicher verstaut.
»Admiral Petkow«, sagte der junge Kapitän und ging in Habtachtstellung. »Auf Ihren Befehl ist die Drakon bereit, in See zu stechen.«
Er nickte und warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr. »Wenn wir an Bord sind, brauche ich eine sichere Landleitung, ehe wir ablegen.«
»Jawohl, Admiral. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Viktor beobachtete Kapitän Mikowsky, während dieser vor ihm den Pier zur Gangway hinunterging. Die
Drakon war das erste Kommando, das Mikowsky übertragen worden war, und Petkow erkannte an seinem Gang, wie stolz er darauf war. Kapitän Mikowsky war soeben von einer erfolgreichen Testfahrt des neuen AkulaKlasseII-Schiffes zurückgekehrt und begleitete jetzt den Admiral der Nordflotte auf eine Mission, deren Einzelheiten noch keiner so genau kannte. Der dreißigjährige Kapitän – er war ziemlich genau halb so alt wie Viktor – stolzierte den Pier hinunter wie ein aufgeblasener Gockel.
War ich auch einmal so dumm? , überlegte Viktor, als sie die Gangway erreichten. Nur ein Jahr trennte ihn noch von der Pensionierung, und er konnte sich nicht erinnern, jemals so jung und so selbstzufrieden gewesen zu sein. In den letzten Jahrzehnten hatte die Welt für ihn an Sicherheit verloren.
Der Kapitän stieg vor ihm ein, kündigte die Ankunft des Admirals an Bord an und wandte sich ihm dann wieder zu. »Erbitte Erlaubnis, in See stechen zu dürfen.«
Viktor nickte und schnippte den Rest seiner Zigarre ins Wasser.
Der Kapitän begann, seine Befehle zu geben, die der Deckoffizier mit Hilfe eines Megaphons an die Crew auf dem Pier weitergab. »Gangway los! Leine eins einziehen! Leine zwei einziehen!«
Ein Kran hievte die Gangway hoch und entfernte sie. Das Leinenkommando eilte geschäftig zwischen Pollern und Tauen umher.
Mikowsky stieg die Stahlsprossen zum Kommandoturm empor. Von dort gab er dem Deckoffizier und seinem zweiten Mann die letzten Befehle und führte Viktor dann hinunter ins eigentliche U-Boot.
Schon fast zwei Jahre war es her, seit der Admiral das letzte Mal in einem U-Boot gefahren war, aber er kannte den Grundriss des Schiffes bis zu jeder kleinen Schraube und Platte. Trotz seiner Fachkenntnis ließ er sich von Mikowsky durch den geschäftigen Kontrollraum geleiten und von dort hinunter in die Kapitänskajüte, die ihm für diese Reise gehörte.
Köpfe wandten sich nach ihm um und wurden respektvoll gesenkt, wenn er es bemerkte. Viktor kannte das Bild, das man sich von ihm machte. Für einen U- BootMann war er groß, schlank und schlaksig. Seine Haarmähne war im Alter silbergrau geworden und er trug sie ungewöhnlich lang, bis zum Kragen. Zusammen mit seinem
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