Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Matt das brennende Öl riechen. Sie hielten darauf zu, so direkt es der Untergrund erlaubte, trotzdem brauchten sie noch einmal zwanzig Minuten, bis sie die Absturzstelle erreichten.
    Der Wald öffnete sich auf eine Lichtung. Wahrscheinlich hatte der Pilot gehofft, seine Maschine hier landen zu können. Das hatte er auch fast geschafft. Eine lange Furche durchschnitt die Wiese gelber Gletscherlinsen direkt in der Mitte der Lichtung. Aber die Landebahn war zu kurz gewesen.
    Ein Stück weit links lag zwischen den grünen Fichten eine zerschmetterte Cessna 185 Skywagon. Sie war mit der Nase in die Bäume gekracht, die Flügel waren eingedrückt und teilweise abgerissen, das Heck ragte nach oben. Aus dem eingedellten Motorraum quoll Rauch, Benzingestank erfüllte das Tal. Jederzeit konnte ein Feuer ausbrechen.
    Während er über die Wiese ritt, sah Matt zu den Wolken empor, die schwer und niedrig über ihm hingen. Ausnahmsweise war der Regen willkommen. Noch ermutigender wäre allerdings ein Lebenszeichen aus dem abgestürzten Flugzeug gewesen.
    Ein paar Meter entfernt zügelte Matt die Stute und saß ab. Eine lange Zeit blieb er vor dem Wrack stehen. Er hatte in seinem Leben schon viele Leichen gesehen. Sechs Jahre hatte er bei den Green Berets gedient, war in Somalia und im Nahen Osten gewesen, ehe er seinen Abschied genommen hatte, um mit Hilfe der Gl Bill das College fertig zu absolvieren. Es war ganz sicher keine Zimperlichkeit, die ihn zurückhielt. Doch er war zu tief, zu persönlich mit dem Tod in Berührung gekommen, und es fiel ihm schwer, sich dem Wrack zu nähern.
    Aber wenn jemand überlebt hatte …
    Matt trat näher an die zerstörte Cessna heran. »Hallo!«, rief er und kam sich dabei vor wie ein Idiot.
Keine Antwort. Was ihn nicht überraschte.
Vorsichtig duckte er sich unter einem verbogenen Flügel durch; das zerbrochene Sicherheitsglas knirschte. Die Fenster waren zersprungen, als der Rumpf zusammengestaucht worden war. Aus dem Motorraum kam immer noch Qualm, der Matt das Atmen schwer machte. Seine Augen tränten. Unter seinen Füßen breitete sich eine Benzinpfütze aus.
Matt hielt sich den Arm vor Mund und Nase und versuchte die Tür zu öffnen. Sie war zu verbogen. Also reckte er sich und streckte den Kopf durchs Seitenfenster.
Der Pilot war in seinem Sitz festgeschnallt, aber sein Hals war unnatürlich verdreht und der Holm hatte sich in seine Brust gebohrt. Allem Anschein nach war er tot. Der Sitz neben ihm war leer. Während Matt sich den Hals verrenkte, um auf die Rücksitze zu spähen, durchfuhr ihn auf einmal ein Schock. Er kannte den Piloten! Der dichte schwarze Haarschopf, der struppige Bart, die blauen Augen … die jetzt glasig und leblos wirkten.
»Brent …«, murmelte er. Brent Cumming. Als Matt und Jenny noch zusammen waren, hatten sie regelmäßig Poker zusammen gespielt. Jenny war Sheriff bei den Nunamiut- und Inupiatstämmen und – da ihr Zuständigkeitsbereich gewaltige Entfernungen umfasste – notgedrungen auch eine erfahrene Pilotin. Als solche kannte sie andere Piloten, die in der Region unterwegs waren, und zu diesen gehörte auch Brent Cumming. Ihre beiden Familien hatten im Sommer einen gemeinsamen Campingurlaub gemacht, ihre Kinder hatten zusammen gespielt. Wie sollte er Cheryl, Brents Frau, die Nachricht überbringen?
Er schüttelte sich, um sich aus dem Schock aufzuwecken, spähte in das rückwärtige Fenster und überprüfte die hinteren Sitze. Ein Mann lag dort auf dem Rücken, das Gesicht nach oben. Auch er rührte sich nicht. Matt stieß einen Seufzer aus, aber in diesem Augenblick schossen die Arme des Mannes in die Höhe und er richtete einen Revolver auf Matt.
»Keine Bewegung!«
Matt erschrak, mehr über den plötzlichen Schrei als über die Waffe.
»Ich mein’s ernst! Keine Bewegung!« Der Mann setzte sich auf. Er war blass, die grünen Augen weit aufgerissen, die blonden Haare auf der linken Kopfseite blutverkrustet. Vermutlich war er gegen den Fensterrahmen geprallt. Trotzdem hielt er die Waffe unverwandt auf Matt gerichtet. »Sonst schieße ich!«
»Dann schießen Sie doch«, erwiderte Matt ruhig und lehnte sich leicht an den Flugzeugrumpf.
Ganz offensichtlich verblüffte seine Reaktion den Mann, denn er runzelte die Stirn. Dem nagelneuen EddieBauerParka nach zu urteilen, war er fremd in der Gegend, trotzdem wirkte er irgendwie hartgesotten. Obwohl er gerade abgestürzt war, hatte er einen erstaunlich kühlen Kopf behalten, das musste Matt ihm

Weitere Kostenlose Bücher