Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
gewöhnlich auch mehr Geld. Aber seien Sie vorsichtig. Um wie viel Uhr am Samstag?«
»Kommen Sie um Mittag. Ha, ha.«
Raul Declerc saß in seinem Marseiller Hauptquartier und war noch immer sauer, dass er den großen Fisch, den er bereits an der Leine hatte, nicht hatte an Land ziehen können. Dieser verdammte Morrison.
Es war das zweite Mal in seinem Leben, dass ihm seine Gier einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Beim ersten Mal hatte er fliehen müssen, als die Wachhunde des MI-6 sich wunderten, wohin ihre zwei Millionen Pfund verschwunden waren. Der frühere Colonel Reggie Fortescue hatte daher überstürzt von London nach Dover abreisen und eine Fähre über den Ärmelkanal nehmen müssen, um außer Landes zu fliehen. Er hatte einige wenige 100 000 Pfund mitnehmen können, war erst 40 Jahre alt und musste jetzt mit der Schmach und der
Schande leben, die er über sich, seine Familie und sein Regiment gebracht hatte.
Er würde nie mehr in seine Heimat nach Schottland zurückkehren können. In den drei Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte er Ausschau gehalten nach einem zweiten großen Coup, um eine Million zu machen. Der mysteriöse Morrison schien genau die Gelegenheit dazu gewesen zu sein. Aber jetzt war er verschwunden, und Colonel Reggie bedauerte den Tag, an dem er die weitere Million gefordert hatte.
Er wusste es, und Morrison wusste es sicherlich auch. Wieder war ihm seine Gier in die Quere gekommen. Und jetzt, nach der vierten Tasse türkischen Kaffee an diesem Morgen, zermarterte er sich das Gehirn, wie er aus dieser misslichen Sache noch das Beste machen konnte.
Ihm fiel nur eines ein. Er hatte Informationen, die in gewissem Sinn unschätzbar waren. Jedenfalls für eine Person in Frankreich. Er wies die Sekretärin an, die Nummer für das Wahlkampfbüro der Gaullisten in Rennes ausfindig zu machen.
Es dauerte fünf Minuten, dann war die Verbindung hergestellt, und er hörte eine automatische Ansage: »Stimmen Sie für Henri Foche, pour la Bretagne, pour la France. « Fast gleichzeitig schaltete sich eine zweite, weibliche Stimme dazwischen und bestätigte, dass er tatsächlich mit Henri Foches Wahlkampfbüro verbunden war. Ob sie ihm behilflich sein könne?
Raul bat, zu Henri Foche durchgestellt zu werden. Man sagte ihm, dass Monsieur Foche erst in etwa einer Stunde im Büro sein würde – um was es denn ginge?
Da er hier nicht weiterkam, sagte er leise: »Ich habe für ihn einige sehr wertvolle Informationen. Es geht um eine äußerst gefährliche Angelegenheit, es ist so wichtig, dass ich mit ihm persönlich reden muss. Ich werde mich in einer Stunde wieder melden.« Bevor Foches Assistentin ihn nach Namen und Telefonnummer fragen konnte, legte er auf.
Nach einer Stunde rief er erneut an, erneut sprach er mit derselben Frau, die ihn bat, dranzubleiben. Zwei Minuten später meldete sich eine Stimme. »Hier Henri Foche.«
Raul, der es nicht lassen konnte, sich seinen alten Rang aus besseren Zeiten zu verleihen, erwiderte: »Hier ist Colonel Raul Declerc. Ich bin der Leiter eines französischen Sicherheitsunternehmens in Marseille. Ich rufe an, weil wir Grund zu der Annahme haben, dass in sehr naher Zukunft ein Anschlag auf Sie stattfinden könnte.«
Henri Foche schwieg eine Weile, dann sagte er mit dem praktischen Realismus eines Mannes, dem die dunklen Seiten des Lebens nicht gänzlich unbekannt waren: »Rufen Sie an, weil Sie mir diese Informationen verkaufen wollen, oder weil Sie einfach nur ein guter Gaullist sind, dem wirklich etwas an meiner Zukunft liegt?«
»Ich will verkaufen.«
»Verstehe. Und das tun Sie, weil Sie meinen, Sie könnten Maßnahmen ergreifen, um das zu verhindern? Oder wollen Sie nur schnelles Geld machen?«
»Monsieur Foche, uns wurden zwei Millionen US-Dollar geboten, um den Anschlag auszuführen. Natürlich haben wir abgelehnt. Ich rufe Sie an, teils weil es mir der Anstand gebietet, teils aber auch, weil uns diese Informationen nicht billig gekommen sind. Gelegentlich erreichen uns solche Informationen eher zufällig, in diesem Fall aber waren sie ziemlich kostspielig. Und wir lassen uns unsere Dienste immer bezahlen.«
»Ich verstehe. Und warum sollte ich das glauben, was Sie mir erzählen? Woher soll ich wissen, dass Sie sich nicht einfach irgendwas ausdenken? Dass das nicht alles nur erlogen ist, um mich um mein Geld zu bringen?«
»Wie Sie wollen, Monsieur Foche. Tut mir leid, dass ich Sie gestört haben. Einen schönen Tag
Weitere Kostenlose Bücher