Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
werden, die ersten drei zu überbieten.«
Diesmal feuerte er ein wenig schneller, und als die neue Zielscheibe herangezogen wurde, war auf der rechten Seite des Lochs in der Mitte eine kleine Ausbuchtung zu erkennen.
»Ich möchte nicht sagen, dass Sie nachgelassen hätten«, grinste Mr. Kumar. »Sie sind ein wunderbarer Schütze.«
»Ich habe den zweiten Schuss leicht variiert, nur ein ganz klein wenig nach rechts gehalten, um die Fehlertoleranz erkennbar zu machen. Mr. Kumar, Sie haben hier vorzügliche Arbeit geleistet. Ganz hervorragend.«
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, das Gewehr zu zerlegen und zusammenzubauen, den breiten Chrombolzen des Aluminiumschafts anzuschrauben, das Teleskopvisier russischer Bauart in die Doppelnut zu schieben, die Prenjit angebracht hatte. Der auf 33 Zentimeter verkürzte Lauf besaß eine Vorrichtung für den Schalldämpfer, und zerlegt fand das Gewehr perfekt Platz im Werkzeugkasten und seinen mit Samt ausgeschlagenen Fächern, in denen Klammern die Einzelteile fixierten. Wertvolle Diamanten waren schon weniger hingebungsvoll transportiert worden. Mack betrachtete die Einzelteile der Waffe, die in ihren schwarzen Samtfächern, unter denen auch noch das Tauchgerät lag, hell schimmerten. In einem eigenen Fach waren der Reihe nach die sechs Chrom-Geschosse untergebracht, von denen jedes einzelne Henri Foche ein melonengroßes Loch in den Kopf reißen konnte.
Mack Bedford schüttelte Mr. Kumar die Hand. Dann reichte er ihm einen Umschlag mit 15 000 Pfund sowie 400 für das Dräger. Sie verabschiedeten sich, und Mack trug den Werkzeugkasten zum Wagen.
Bevor er losfuhr, erinnerte ihn der Bengali noch: »Sie sollten noch etwa ein Dutzend Probeschüsse in der von Ihnen beabsichtigten Entfernung abgeben. Es kann zu minimalen Variationen kommen, auch muss das neue Visier justiert werden. Aber ich denke, das wissen Sie bereits. Ich habe Ihnen die Übungsgeschosse daher gleich in den Werkzeugkasten gelegt.«
»Danke, Mr. Kumar«, antwortete Mack. »Und passen Sie auf sich auf.«
Er ließ den Fiesta an. Vor ihm lag eine 300 Kilometer lange Fahrt in den Südwesten, in eine Gegend, die in Englands optimistischen Kreisen gern als die Devon-Riviera bezeichnet wird. Denn an diesem aufsehenerregenden Küstenstrich soll angeblich häufiger die Sonne scheinen und weniger Regen fallen als im Rest des Landes. Es mochte durchaus Zeiten geben, zu denen diese »Touristenweisheit« zutraf, aber Mack Bedford zweifelte, ob sie auch für den heutigen Tag galt.
Immer noch regnete es in Strömen, und die Wassergischt hing über der Straße, als er auf den M4 auffuhr. Obwohl Samstag, schienen so viele Laster wie immer unterwegs zu sein. Sie zogen ihre sprühenden Wasserfontänen mit sich, während sie durch den grauen Julinachmittag donnerten.
Mack kannte die Strecke noch von der Fahrt von Fishguard nach Southall. Er würde lediglich eine Stunde auf dem Motorway bleiben und dann noch vor der großen Brücke über den Severn nach Süden abbiegen und auf dem M5 Somerset und Devon ansteuern.
Ihm ging eine Menge durch den Kopf. 700 Kilometer entfernt unterzog sich Tommy der Operation in der Klinik am Nordufer des Genfer Sees. Er hatte Anne gesagt, er würde an diesem Tag kaum zu erreichen sein, weil er einen Termin bei der Pensionsstelle der Navy in Norfolk habe. Anne hatte ihm nicht geglaubt, aber als Frau eines SEAL-Commander wusste sie, dass es besser war, ihn nicht zu fragen, was er wirklich trieb.
Mack hatte Bilder von der Klinik gesehen, die zwischen den Hügeln am Seeufer lag. Die Szenerie war traumhaft, wichtiger aber war es, dass sie an dieser Klinik überzeugt waren, eine Heilmethode für ALD gefunden zu haben. Der Chirurg Carl Spitzbergen galt als renommierter Arzt, und Mack konnte nur hoffen, dass alles gut ging. Sein einziger Trost war, dass sich Tommy in ausgezeichneten Händen befand.
Er selbst gab auf dem regennassen M4 ebenfalls sein Bestes, um seinen Teil der Vereinbarung mit Harry Remson zu erfüllen. Was, wie er zugeben musste, auch auf den Ford Fiesta mit der McArdle-Garantie zutraf, der sich mit auf Hochtouren laufenden Scheibenwischern über den Motorway kämpfte, ein zäher kleiner Wagen, nur etwa halb so groß wie der Buick, aber verdammt ausdauernd, genau wie Mack gehofft hatte.
Er ließ den Flughafenverkehr hinter sich und steuerte nach Westen in Richtung der ansteigenden Hügelketten der Berkshire Downs. Der Regen wurde immer schlimmer, nahezu waagrecht blies er
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