Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
deren Motto »Früher und günstiger als geplant« lautete.
Große Jachten, Kreuzer und Kriegsschiffe waren hier auf Kiel gelegt und in den Golf von Maine geschickt worden. J. P. Morgans riesige, über 100 Meter lange schwarz-goldene Jacht Corsair war bei BIW gebaut worden, genauso wie Mike Vanderbilts sensationelles J-Boat Ranger , das 1937 den America’s Cup gewann und in keiner Regatta, an der sie teilnahm, besiegt werden konnte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden bei BIW mehr Zerstörer gebaut als im ganzen Kaiserreich Japan – insgesamt 82. Mittlerweile konzentrierten sich die BIW, meist im Auftrag der US Navy, auf Lenkraketen-Zerstörer, -Fregatten und -Kreuzer.
Bath zeichnet sich durch einen fabelhaften Tiefwasserhafen mit einem mittleren Tidenhub von knapp zwei Metern aus. Sämtliche Anlagen von BIW liegen am Westufer des Kennebec, über dem sich wie ein Ersatzteil aus Jurassic Park der höchste Kran der westlichen Welt erhebt – die alte Nummer Elf, der 220-Tonnen-Teile direkt vom Kai in den Rumpf einpassen kann.
Der Kennebec selbst ist 250 Kilometer lang und entspringt weit im Norden im Moosehead Lake, der sich auf einer Länge von über 50 Kilometern zwischen den hohen Gipfeln der Longfellow Mountains erstreckt. Die oberen Flussabschnitte sind kaum schiffbar, das ändert sich erst, wenn das schnell fließende Gewässer Augusta erreicht, Maines Hauptstadt, 70 Kilometer vom Meer entfernt.
Hier wird der Kennebec breiter, spätestens ab Bath ist das Wasser salzig, und der Fluss ist den mächtigen Gezeiten des Golfs ausgesetzt. Am Unterlauf windet sich der Fluss majestätisch um bewaldete Inseln und Landzungen und ist von kleinen Buchten, Nebenflüssen und Sümpfen umgeben.
Dartford selbst liegt am Nordufer einer tiefen Bucht, die sich vom Fluss aus in nordöstliche Richtung erstreckt. Anfang des
19. Jahrhunderts entstand hier eine kleine Bootswerft, die langsam zu einer großen Werft mit einer kleinen Stadt heranwuchs, die nahezu ausschließlich auf die Schiffbauindustrie angewiesen ist.
In den Boomjahren, als die Bath Iron Works mit Aufträgen überhäuft wurden, diente Dartford als Zulieferer für die Entwicklung von Kriegsschiffen. Im Lauf der Zeit ließen sich in der malerischen Stadt Schiffbauer, Ingenieure oder Schweißer nieder. Wie Bath wurde der kleine Ort zwar von der Industrie dominiert, konnte sich aber seinen ländlichen Charakter bewahren, unterhielt eine kleine Fischereiflotte, und das Leben hier war in vielem sehr viel entspannter als im großen Bath. So entspannt, wie es an der spektakulären Küste von Maine mit seinen oftmals eisigen Winden überhaupt möglich ist, wo die Sommer kurz und die Winter lang sind und meist stürmische See herrscht.
Mack Bedfords Familie waren echte Ostküstenbewohner. Seine Vorväter hatten Granit geschlagen und riesige Baumstämme den Kennebec hinuntergeschifft, aus denen einige der größten Städte Amerikas gebaut wurden. Sein Urgroßvater baute Jachten bei BIW, sein Großvater zog ungefähr zur gleichen Zeit nach Dartford, als der alte Sam Remson die Werft übernahm und mit dem Bau von Kriegsschiffen begann.
Fast ein Jahrhundert lang waren die Bedfords eine Institution, sowohl in Dartford als auch auf der Werft, wo sie als Ingenieure gearbeitet hatten oder, im Fall von Macks Vater, als Spezialist für Lenkraketen, womit er einer von Harry Remsons wertvollsten Mitarbeitern war. Mack war das erste männliche Familienmitglied seit sechs Generationen, das sich ein Leben außerhalb der zerklüfteten Küste, der rauen Gewässer und der Ehrfurcht gebietenden Schönheit des »Pine Tree State« suchte.
Remson hatte für die US Navy Fregatten gebaut; die Werft hatte nicht nur für die Bath Iron Works Spezialteile geliefert, sondern auch für die großen Marinewerften in Newport News,
Virginia, für Todd in Seattle und die Marineabteilung von General Dynamic Electric in Connecticut.
Die Anforderungen der modernen Kriegführung allerdings hatten dazu geführt, dass die US Navy immer weniger Schiffe orderte. Der Hauptgrund dafür war schlicht und einfach, dass keiner mehr es wagte, sie zu versenken – zumindest kam es nicht sehr häufig vor, sah man von Turban tragenden Verrückten ab, die in aller Glückseligkeit sich selbst mit dem Kriegsschiff in die Luft gehen ließen. Seit 9/11 hatte es keinen einzigen Angriff mehr gegeben.
Remsons Überleben hing mittlerweile nicht nur von der US-Regierung ab, die alle drei Jahre für 500 Millionen Dollar eine Fregatte
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