Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
Anwesen standen. Ihre Anweisungen waren klar: Bis vier Uhr nachmittags die Zentrale mit so vielen Informationen wie möglich zu versorgen. Und dann per Zug zurück nach Marseille.
Henri Foche traf kurz nach neun in seinem Wahlkampf-Hauptquartier ein. Sein Team feilte bereits an den Slogans für den erwarteten
großen gaullistischen Sieg, der ihn an die Macht bringen würde. Die gesamte gegenüberliegende Wand wurde von einem sechs Meter großen Plakat eingenommen: Henri Foche – pour la Bretagne, pour la France! Für die Bretagne, für Frankreich. Auf den Tischen lagen weitere Plakate mit seinem Porträt, darunter die jeweiligen Slogans – der Mann, der den Unterschied ausmacht; der Politiker für die Industrie; der Politiker für Arbeitsplätze; Foche: der neue de Gaulle; der Staatsmann, der an Frankreich glaubt.
Zufrieden betrachtete Foche das Ergebnis ihrer kreativen Arbeit. Hier fand sich kein Wort, das er nicht persönlich abgesegnet hatte, aber er reichte die Lorbeeren gern an seine Mitarbeiter weiter, besonders an jene, die alles aus freien Stücken und unentgeltlich taten und sich bemühten, für den Start der Wahlkampfkampagne in zwei Wochen optimal vorbereitet zu sein.
Auf der anderen Straßenseite überlegte Jean-Pierre, ob ein Sprengsatz, mitten in diesem Raum platziert, nicht die sauberste Lösung wäre. Damit würde zwar auch ein halbes Dutzend andere Menschen ausgelöscht – ein Sprengsatz bot jedoch mehrere Vorteile. Erst einmal würde er die Polizei auf eine falsche Fährte locken. Ein Sprengsatz war eine sehr viel unpersönlichere Waffe als die Kugel eines Attentäters. Sie konnte von den politischen Gegnern der Gaullisten, von irgendwelchen linken Gruppierungen, die den drohenden Machtverlust fürchteten, durchs Fenster in den Raum geworfen worden sein. Ein Sprengsatz könnte natürlich auch ferngezündet werden. Ein Zeitzünder würde nicht funktionieren, weil keiner wusste, wann Foche auftauchte. Der Attentäter würde den Sprengsatz also einfach durchs Fenster schleudern oder ihn in den frühen Morgenstunden im Büro ablegen, um ihn dann von der Straße aus hochgehen zu lassen, sobald Foche angekommen war.
Damit würde man auch das Problem umgehen, dass unbeteiligte Passanten den Scharfschützen sahen, der auf den kommenden
Präsidenten Frankreichs anlegte. Jean-Pierres Meinung nach sollte das Attentat auf offener Straße erfolgen. Rennes war eine geschäftige Stadt voller Touristen, die Polizei würde sehr schnell am Tatort sein. Aber keinem würde ein Mann mit einem kleinen Zünder auffallen, der auf einen Knopf drückt und 100 Meter weiter eine Bombe hochgehen lässt.
Und die sechs Unschuldigen, die dabei mit großer Wahrscheinlichkeit getötet oder zumindest schwer verwundet würden? Na, die gingen Jean-Pierre oder Ramon nichts an. Ihre Aufgabe lautete, Henri Foche zu töten, 400 000 Dollar pro Mann einzusacken und spurlos zu verschwinden. Ein ganze Menge Kohle. Da blieb für solche Kleinigkeiten keine Zeit.
Raul war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie riefen ihn von diversen Touristenlokalen in Rennes an. Sie hatten Adressen, Telefonnummern, ja sogar die Adresse von Foches Geliebter, nicht allerdings ihren Namen. Wenn der Vertrag zustande kam, würden sie ähnliche Aufklärungsarbeit in Paris leisten, falls Raul irgendwie an Foches Adresse kommen konnte. In den Medien war meist nur von »seiner Wohnung in der Nähe der Avenue Foch, 16. Arrondissement« die Rede.
Bewaffnet mit Notizblock und Kartenmaterial, wartete Raul auf den Anruf, den Anruf, der großes Geld versprach. Mack Bedford war pünktlich wie immer. Oben auf dem Dachboden versuchten zwei Techniker fieberhaft, das Gespräch zurückzuverfolgen, doch wie immer, wenn Mr. Morrison in der Leitung war, herrschte elektronischer Wirrwarr. Die Geräte gaben ihren hohen Pfeifton von sich, die Techniker fluchten, und keiner wusste, woher Mr. Morrison anrief.
Raul glaubte mittlerweile, dass das von Morrison erwähnte London stimmen könnte. Das multikulturelle London mit seinen bescheuerten Gesetzen, die nur Kriminellen und Terroristen zugutekamen, mit seinen unehrlichen Politikern, einer völlig unzulänglichen Polizei und dem charakteristischen Mangel alter
britischer Tugenden war zu Europas Brutstätte internationaler Konspirationen geworden. Der britischen Bevölkerung war mittlerweile so ziemlich alles egal, die meisten konnten sich noch nicht einmal mehr dazu aufraffen, zur Wahl zu gehen. Die Polizei war vollauf mit
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