Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
baut, die Krankenversicherung will, wenn wir sie mal bräuchten, die Kosten nicht übernehmen, und die Bank hat mit ihrem Geld Besseres zu tun.«
»Ich weiß«, erwiderte Mack. »Als wäre der Welt alles gleichgültig. Tag für Tag werden Milliarden Dollar verdient, aber keiner will irgendwas für uns tun.«
Anne begann wieder zu weinen, sie saß in einem Armsessel und versuchte noch nicht einmal mehr, ihre Tränen zu verbergen. »Es ist so ungerecht«, schrie sie fast. »Ich weiß nicht, wie viel ich noch ertragen kann. Ich mach alles, was ich kann, tagein, tagaus, aber es spielt überhaupt keine Rolle. Tommy wird sterben, und keinen interessiert es einen feuchten Kehricht, außer uns.«
Mack stellte sein Glas ab und erhob sich. Zu spät. Anne brüllte ihn buchstäblich an: »Alles, was ich habe, sind Tommy und du! Und du kannst uns auch nicht helfen. Jahrelang hat man mir gesagt, du wärst der Beste hier, der Beste dort, und dann haben sie dich rausgeschmissen, und jetzt bist du genauso hilflos wie alle anderen auch!«
Diesen Augenblick hatte Mack gefürchtet. Der Tag, an dem Anne ihm die Schuld dafür gab, dass sie nicht das Geld für Tommys Aufenthalt in der Schweiz hatten. Er war der Beschützer, der Ernährer der Familie, und jetzt, in der Stunde der größten Not, hatte er versagt. Keiner verstand die kalte Wahrheit besser als Mack Bedford.
Aber Anne war noch nicht fertig. »Es gibt keinen, an den ich mich noch wenden könnte. Sogar dein toller, mächtiger Harry Remson hat uns nichts zu bieten. Vor allem aber wende ich mich an dich, meinen Mann, Tommys Vater. Wenn es einen Punkt in unserem Leben gibt, an dem du etwas tun solltest, dann jetzt. Und du schlägst mir vor, ich soll beten. Ich brauche keine Gebete. Ich brauche eine Million Dollar, um das Leben meines Sohnes
zu retten. Und die kannst du nicht ranschaffen. Du bist keinen Deut besser als die anderen – ich hasse dich! Ich kann deinen Anblick nicht ertragen! Was taugst du schon, wenn du für Tommy nichts tun kannst! « Sie wischte ihr Weinglas vom Tisch und stürzte aus dem Zimmer. Selbst auf der Treppe nach oben wütete sie: »Wenn nicht du, wer dann ? Wenn nicht jetzt, wann dann? Was bleibt denn sonst noch ?«
Seine Frau war nicht nur am Ende ihrer Kräfte, nein, was er hier erlebte, war ihr völliger Zusammenbruch. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er versuchte nachzudenken, versuchte sich von dem Problem, von Annes herzzerreißenden Gefühlen zu distanzieren. Aber es gab keine Distanz. Tommys Krankheit begleitete sie Tag und Nacht. Seine Frau war daran bereits zerbrochen. Er wusste nicht, ob sie sich jemals wieder erholen würde. Und er hielt es durchaus für möglich, dass sie ihn tatsächlich hasste, weil er das Problem mit der Schweiz nicht lösen konnte.
Vorsichtig hob er das Weinglas auf und schüttete eine Flasche Club Soda über die roten Flecken auf dem Teppich. Er versuchte sich auf das Baseball-Spiel zu konzentrieren, aber ohne Erfolg. Er schenkte sich ein zweites Glas Wein ein und schaltete den Fernseher aus. Dann erinnerte er sich an die Zeitschrift, die Harry ihm gegeben hatte und die er lesen wollte. Er ging hinaus zum Schrank im Flur, zog das Magazin aus seiner Jacke und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Er streckte sich auf dem Sofa aus, stand wieder auf und wollte den Red Sox eine weitere Chance geben. Am Anfang des fünften Inning stand es 4 : 4, er wollte sich noch ein Inning ansehen, egal, ob Anne ihn nun hasste oder nicht. Schließlich schaute er bis zum achten, als es die Sox schließlich zu einer 9 : 5-Führung brachten, bevor er beschloss, doch noch die Zeitschrift zu lesen, falls Harry morgen früh auftauchen sollte.
Er schaltete den Fernseher aus, setzte sich wieder aufs Sofa und schlug die Zeitschrift auf, wo Harry ein gelbes Post-it eingeklebt
hatte. Vor ihm befand sich das Porträt von Henri Foche, dazu die Überschrift in großen schwarzen Lettern:
DER NEUE FÜHRER DER GAULLISTEN – FRANKREICHS NÄCHSTER PRÄSIDENT?
Der Hauptartikel las sich folgendermaßen:
Frankreich bereitet sich darauf vor, einen Präsidenten im Élysée-Palast willkommen zu heißen, der so konservativ ist wie keiner seit Giscard d’Estaing oder Charles de Gaulle. Der aus der Bretagne stammende Henri Foche, 48, übernahm den Parteivorsitz und wird den Kampf um die in drei Monaten anstehende Präsidentschaftswahl unter dem Motto »Pour la Bretagne, pour la France« führen. Für die Bretagne, für Frankreich.
Die europäische
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