ThunderStorm
1
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
Gendry blieb abrupt in der Tür zum Garderobenraum stehen, als er Brians aufgebrachte Stimme drinnen hörte, was dafür sorgte, dass Robb mit einem empörten 'Hmpf.' in ihn hineinlief. Nicht noch mehr Chaos, war Gendrys einziger Gedanke, denn davon hatten sie seit dem frühen Morgen bereits genug gehabt.
Erst waren sie zu spät an der Halle eingetroffen, weil ihr Tourbus auf der Autobahn eine Panne gehabt hatte; aus dem Grund hatten sie auch das geplante 'Meet and Greet' mit ihren Fans absagen müssen, und vor einer Stunde war dann die Stromversorgung im Bus komplett zusammengebrochen. Brians ohnehin schon schlechte Laune war endgültig in den Keller gesunken, und gerade stand offenbar das nächste Drama vor der Tür. Heute war eindeutig der Wurm drin.
„Was ist los?“, wollte Robb hinter ihm wissen und das interessierte Gendry ebenfalls. Aber ihr jüngerer Bruder wäre nicht ihr Bruder gewesen, wenn er ihnen umgehend eine Antwort auf diese Frage gegeben hätte. Stattdessen fluchte Brian los und Gendry fragte sich nicht zum ersten Mal, was ihn vor zehn Jahren geritten hatte, mit seinen beiden Brüdern die Band 'ThunderStorm' zu gründen.
Eigentlich war das Ganze nur ein Witz zwischen Robb und seiner Frau Christy an ihrem Hochzeitstag gewesen. Christy hatte nicht geglaubt, dass sie es länger als einen Monat durchhalten würden, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Mittlerweile hatten Robb und Christy ihren zehnten Hochzeitstag gefeiert und ihre Band war erfolgreicher denn je.
Brian schnaubte. „Emma! Dieses verdammte Konzert beginnt in weniger als drei Stunden. Nur drei verfickte Stunden, und wir haben weder aufgebaut, noch einen Soundcheck gemacht, und jetzt sagst du mir, dass die Technik in dieser dämlichen Halle nicht funktioniert? Willst du mich verarschen?“
„Oh oh“, machte Robb und Gendry nickte nur, denn besser hätte er es selbst nicht ausdrücken können. Gott sei Dank kannte Emma Brians Launen lange genug, um so darauf zu reagieren, wie sie es immer tat. Mit einem Schulterzucken und einer lockeren Antwort, bevor Brian sich weiter aufregen konnte.
„Ich habe das Gewitter letzte Nacht nicht bestellt, genauso wenig wie den Blitz, der dabei ins Hallendach eingeschlagen ist und die ganze Technik lahmgelegt hat. Beschwer' dich also beim Wetter, nicht bei mir. Übrigens sind bereits Leute hier, die sich darum kümmern, sprich, die Technik wird in diesem Augenblick repariert, was du auch längst wüsstest, wenn du mir nicht andauernd ins Wort fallen würdest.“
„Äh“, machte Brian, was Gendry grinsen ließ.
„Höre ich da ein, 'Tut mir leid, Emma'?“
Brian lächelte unschuldig. „Tut mir leid, Emma.“
Die nickte schmunzelnd. „Gut, lasst uns nachgucken, wie weit die Techniker sind. Laut dem Chef des Hauses, sind das die besten Leute, die man für Geld kaufen kann und nachdem, was er mir sonst noch alles für Loblieder auf sie gesungen hat, müssen es Götter sein.“
Emma drängelte sich an ihnen vorbei und Robb und Gendry lachten, als Brian sie samt einem Knurren in den Flur schob, um ihrer Assistentin in die großen Halle zu folgen, wo sie heute Abend vor tausenden von Menschen spielen würden.
Gendry sah verdutzt zu Robb, als sein älterer Bruder ihm in die Seite stupste. „Was ist?“
„Was denkst du? Haben unser kleiner Bruder und die süße Emma heimlich geheiratet? Sie streiten jedenfalls wie ein altes Ehepaar.“
„Das habe ich gehört“, empörten sich Emma und Brian synchron.
Gendry lachte und Robb grinste, während er Christys Hand ergriff, die heute kaum ein Wort gesagt hatte und auch jetzt nur amüsiert dreinschaute. Seine Schwägerin war seit einigen Tagen verdächtig ruhig, fiel Gendry ein, aber hier und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um nachzuhaken. Vielleicht freute sie sich einfach auf das bevorstehende Ende der Tour. Gendry tat es jedenfalls. Noch ein Monat, dann war Weihnachten und sie hatten ein Jahr Welttournee hinter sich. Was das betraf, freuten sich mittlerweile alle darauf. Gendry ging gern auf Tour, aber selbst er sehnte bereits seit Wochen den letzten Tag, ihr allerletztes Konzert, förmlich herbei.
Endlich nach Hause kommen.
Endlich in seinem eigenen Bett schlafen.
Endlich eine Auszeit.
Die hatten sie sich redlich verdient.
2
„Sie trägt quietschgrüne Socken.“
Gendry sah fragend zu Robb, als dessen überraschte Worte ihn aus seinen Überlegungen rissen. Sein Bruder starrte
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