Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
es, wickelte es in Alufolie und wollte es gerade wieder in den Kühlschrank tun, damit es kühl lag, solange er und Tommy sich draußen noch den Ball zuwarfen, als er von der Veranda her einen Knall hörte, gefolgt von einem Aufschrei Annes.
Er eilte hinaus. Anne hatte ein leeres Milchkännchen fallen lassen, dessen Scherben nun auf der Veranda lagen. Sie weinte hysterisch – fast so, als wäre soeben das gesamte Haus abgebrannt.
Mack nahm sie in den Arm. »Komm schon, Anne, ist doch nur ein Milchkännchen. Reg dich nicht so auf. Wen interessiert es schon? Morgen kaufen wir ein neues.« Aber Anne ließ sich nicht trösten, sie weinte unaufhörlich. Sogar Tommy kam dazu und sagte: »Was ist los, Mom? Weinst du wirklich wegen dem doofen Kännchen?«
Mack strich ihm durch die Haare und flüsterte ihm zu: »Es geht nicht um das Kännchen, Junge. Mum hat einen Frontkoller.«
»Was ist das?«
»Das, was auch die Yanks letzte Nacht hatten, als sie von den Red Sox fünfzehn zu eins abgefertigt wurden. Akute Depression.«
»Und was hat das mit dem Milchkännchen zu tun?«
»Ich glaube, es hat Moms Großmutter gehört«, log Mack. »Das ist so eine sentimentale Sache.«
»Senti-was?«
»Halt den Mund, Tommy, und zieh deinen Handschuh an. Ich will ein paar knallharte Würfe von dir sehen.«
Tommy sprang die Stufen hinab, während er »Senti-menti, senti-menti« vor sich hin sang, »Mom hat eine Senti-menti.« Sogar Anne musste lachen.
Der Fisch schmeckte so gut und frisch, wie Fisch nur schmecken kann. Das Essen schien Tommy zu beleben, voller Energie verkündete er, dass er sofort zum Angeln möchte, um wieder so einen Blaufisch zu fangen wie das letzte Mal.
Mack war wie elektrisiert – sein kranker Sohn konnte sich tatsächlich noch an das letzte Mal erinnern! Weniger begeistert aber war er von einem weiteren Angelausflug, außerdem würde es bald dunkel werden. »Es ist zu spät, Tommy«, sagte er. »In einer Viertelstunde ist es finster.«
»Aber du hast gesagt, in der frühen Dunkelheit kann man manchmal am besten angeln. Komm, Dad, du hast gesagt, dass wir zum Angeln gehen. Du hast gesagt, dass wir zum Angeln gehen.«
Ohne ein weiteres Wort ging der große SEAL-Commander um den Tisch herum, hievte Tommy aus seinem Stuhl, setzte ihn sich auf die Schultern, hielt ihn an den Knöcheln fest und lief aus dem Haus und durch den Garten, während sich Tommy an seinen Haaren festhielt, sich vor Lachen schier nicht mehr einkriegte und rief: »Du hast gesagt, dass wir zum Angeln gehen! Du hast gesagt, dass wir zum Angeln gehen!«
Schließlich blieb Mack stehen, nahm ihn in die Arme und spürte bereits, wie der Junge müde und schlaff wurde.
»Komm, mal schauen, ob wir noch ein Eis finden«, sagte Mack. »Würde dir das gefallen?«
Tommy schlug die Augen auf, nickte und murmelte nur: »Du hast gesagt, dass wir zum Angeln gehen.« Trotzdem musste er dabei lachen.
Tommy hielt noch etwa eine Stunde durch, fragte dann seine Mom, ob er noch aufbleiben und mit seinem Dad das Baseballspiel ansehen könne. Ihm fielen dabei schon die Augen zu. Die Red Sox hatten am Anfang des ersten Inning kaum drei Yankee-Batter nach Hause geschickt, als er schon auf dem Sofa einschlief. Zwischen zwei Innings trug ihn Mack ins Bett.
Vielleicht verleitete ihn sein Hochgefühl nach der 4:0-Führung der Red Sox dazu, Anne vom Brief der Bank zu erzählen. Sie durften keine Geheimnisse voreinander haben. »Alles in Ordnung?« , fragte er, als er sie die Treppe herunterkommen hörte.
»Im Moment schon. Ich hab ihm von der neuen Medizin gegeben. Hoffentlich kann er die Nacht durchschlafen.«
Mack erhob sich, schlug vor, zusammen ein Glas Wein zu trinken, sie antwortete darauf mit einem »Okay«, als hätte er ihr angeboten, Strychnin zu nehmen. Trotzdem schenkte er einen kalifornischen Rotwein ein, einen vier Jahre alten Merlot aus dem Napa Valley, und bot seiner Frau ein Glas an. Sie nahm es entgegen, in Gedanken allerdings war sie weit, weit weg.
»Anne«, sagte er, »es ist nicht das Ende der Welt, aber heute ist ein Brief von der Bank gekommen.«
»Sie lehnen ab?«
»Ja. Es war ein Computervordruck. Sie hatten nie die Absicht, uns die Million zu geben.«
»Was sind das bloß für Menschen«, sagte sie. »Wir haben einen tollen kleinen Jungen, der an einer unheilbaren Krankheit stirbt, und keiner rührt auch nur den kleinen Finger, um uns zu
helfen. Unsere Mediziner sind unfähiger als die in einem Land, das nur Kuckucksuhren
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