Mission auf Leben und Tod
immer bestätigen würde, dass er, Mack Bedford, von den 168 Absolventen zu den elf Auserwählten gehörte, die Amerikas elitärster Kampfeinheit beitreten durften. Erst dann wurde ihm seine Klassennummer in die Flossen gemalt. BUD/S, Basic Underwater Demolition/SEALs , der Ausbildungskurs, in dem alle zukünftigen SEALs auf die Probe gestellt wurden. Das war nun zehn Jahre her, aber er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. So stand er in der Garage und hielt den Taucheranzug auf dem Arm, den er getragen hatte, als er seine Männer durch die Tiefen des Persischen Golfs geführt hatte, um Saddams Bohrinsel zu erobern.
Erneut sah er auf die Nummer, und über seine Erinnerungen legte sich ein Hauch von Trauer. Es waren Erinnerungen an die beste aller Zeiten, als er jedes Hindernis, das man ihm in den Weg stellte, genommen hatte. Er war über diesen Strand gehetzt, bis er verdammt noch mal fast ohnmächtig geworden war, er war seine Runden geschwommen, über und unter Wasser. Man hatte ihn an Händen und Füßen gefesselt und in den vier Meter tiefen Pool geworfen. Er war in den Schlauchbooten gerudert, bis er glaubte, er müsste sterben. Er hatte diese Boote hinter sich hergeschleift, er war mit den verdammten Dingern auf dem Kopf gelaufen. Er hatte die Boote über Felsen geschleppt, er hatte Baumstämme in die Höhe gehievt, er hatte sich verdammt noch mal den Arsch aufgerissen. Man hatte ihn angebrüllt, ihn beleidigt, ihn einen Schlappschwanz genannt, ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit getrieben. Einmal hatte man ihn einige Minuten zu lang im eiskalten Pazifik gelassen, worauf man ihn ins Krankenhaus bringen musste, wo er vor Unterkühlung bewusstlos wurde. Und hatte er aufgegeben? Nein, Sir. Er hatte dem Fahrer des Krankenwagens befohlen, ihn sofort wieder zum Strand zu fahren, wo er auf der Stelle erneut ins Wasser getaucht war.
BUD/S 242. Diese Ziffern sagten ihm alles, was er über sich selbst wissen musste. Und als er zu einem der jüngsten Lieutenant Commander in der Geschichte der SEALs ernannt wurde, hatte er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl gehabt, etwas erreicht zu haben, was es wert gewesen war. Denn diese Beförderung war noch beispielloser als die Kampfschwimmerausbildung. Dort hatten noch zehn andere neben ihm gestanden, als die Dreizacke ausgegeben wurden.
Lieutenant Commander Mack Bedford. Das war eine unschätzbare, einzigartige Ehre, die nur ihm zugefallen war … und dann hatte man ihm alles wieder genommen. Zumindest so viel, wie sie konnten. Was sie ihm nicht wegnehmen konnten, waren die Worte, die ihm ins Herz graviert waren:
Mein Land erwartet von mir, stärker zu sein als der Feind, körperlich wie geistig … Wenn ich niedergeschlagen werde, stehe ich wieder auf, immer wieder. Ich höre nie auf zu kämpfen. Ich bin hier, um für jene zu kämpfen, die nicht für sich selbst kämpfen können. Ich bin ein US Navy SEAL.
Vorsichtig griff er in die Kiste und holte einen weiteren kostbaren Gegenstand heraus, sein »Angriffsboard«, das an SEAL-Commander ausgegeben wird, die Unterwasserangriffe auf den Feind anführen. Das Board war leicht, es bestand aus widerstandsfähigem Styropor, maß etwa 45 Zentimeter in Länge und Breite und war im Wasser nahezu gewichtslos. In die flache Oberfläche waren drei Instrumente eingelassen: eine Uhr, ein Kompass und eine GPS-Anzeige. Das Board wird mit ausgestreckten Händen gehalten, sodass der SEAL-Commander, während er sich mit seinen riesigen Flossen durchs Wasser bewegt, nicht anhalten muss, um Zeit, Richtung oder die Position des Teams zu bestimmen. All das hat er gut lesbar vor Augen, schwach beleuchtet, ohne dass feindliche Suchmannschaften oder Wachen ein verräterisches Glimmen wahrnehmen würden. Mit diesem Angriffsboard hatte er die irakische Bohrinsel lokalisiert.
Er beugte sich hinunter und nahm seine von zahllosen Schlachten zerschrammte Ledertasche heraus. Ganz unten verstaute er darin das Angriffsboard, bedeckte es mit dem sorgfältig zusammengelegten Taucheranzug und den Flossen und stopfte daneben die große Unterwassermaske. Die Tasche besaß einen doppelten Boden, darin würde er die Pässe, Führerscheine und die Devisen im Wert von 200 000 Dollar verstauen, Euro für Irland und Frankreich, Pfund für England sowie Dollar für einen Notfall in den USA. Alles unter dem falschen Boden würde aus Pappe oder Papier bestehen und auf den Röntgengeräten an den Flughäfen nicht als gefährlich registriert
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